Mann in Ringelpullover neben Frau in schwarzem Kleid
  • N Klub-Gastgeber Lars Meier sprach mit Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) im Bürgerhaus Bornheide in Osdorf
  • Foto: Caspar Hagemann / hfr

Justizsenatorin Anna Gallina über ihre Jugend in Osdorf: „Fand ich irritierend“

Politiker und Aktive mit guten Ideen zum Thema Nachhaltigkeit zusammenbringen, das ist seit vielen Jahren das Ziel des Hamburger „N Klubs“. Die jüngste Veranstaltung fand am Montag im Bürgerhaus Bornheide im Herzen des Osdorfer Borns statt. Zusammen mit N Klub-Erfinder Lars Meier auf der Bühne: Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne), die von ihrer Jugend in dem geteilten Stadtteil berichtete, in dem auf der einen Seite der Landstraße der Brennpunkt liegt und man auf der anderen Seite die Polohemden mit hochgeklapptem Kragen trägt.

Lurup, St. Pauli, das waren die Stationen ihrer Kindheit, erzählt die Justizsenatorin im Interview mit Lars Meier: „Aber die prägenden Jahre bis zur 10. Klasse haben wir in Osdorf gewohnt.“ In Alt-Osdorf, wie hier der „vornehmere“ Teil des Stadtteils heißt. Die Villen vom Hochkamp und die schönen Häuser am Botanischen Garten gehören nämlich auch zu Osdorf, auch wenn die Bewohner südlich der Osdorfer Landstraße sich lieber in Nienstedten und Flottbek verorten. Denn: Bei „Osdorf“ denkt man in Hamburg ja sonst gleich „Born“ mit, die Hochhaussiedlung der 60er Jahre.

Osdorf, ein Stadtteil mit zwei Gesichtern

Diese beiden Gesichter des Stadtteils hat auch Anna Gallina früh erlebt: „Ich kam aus St. Pauli, ich kannte Spritzen im Sandkasten und Leute mit Kampfhunden, aber erst hier in Osdorf habe ich erlebt, wie Welten aufeinanderprallen.“ Auf der einen Seite der „Born“, auf der anderen Seite die Typen mit den hochgeklappten Hemdkragen: „Da ist mir viel Klassismus begegnet, Leute, die sich für was Besseres hielten. Das kannte ich aus St. Pauli nicht und das fand ich irritierend.“

Das Bürgerhaus Bornheide liegt nördlich der Osdorfer Landstraße, im ärmeren Teil, war einmal eine Schule und ist nun das Herz des Osdorfer Borns, Treffpunkt für Stadtteilgruppen und Ort für unzählige Familienfeiern – und für den aktuellen „N Klub“, in dem diesmal etwa junge Führungskräfte der „Hamburger Tafel“ dafür werben, sich zu engagieren. Der Nachhaltigkeitspreis der Haspa in Höhe von 2500 Euro, fester Bestandteil des „N Klubs“, geht diesmal an das Café „Osborn53“, die „Stadtteilküche“ des Born, beheimatet im Bürgerhaus. Das Geld ist hochwillkommen bei den Freiwilligen: Der uralte Tiefkühlschrank, ein schlimmer Stromfresser, muss dringend ersetzt werden.

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Was denn ihre größte Sünde beim Thema Nachhaltigkeit sei, wollte PR-Profi Lars Meier von der Senatorin wissen. Die verwies auf ihr Faible für Mode, bei der sie noch mehr auf nachhaltige Herkunft setzen wolle. Und welche Umweltsünde sie bei anderen besonders nervt? Da muss Gallina nicht lange überlegen: Wenn jemand seine Kippe aus dem Auto wirft, „da würde ich am liebsten rausspringen und dem was erzählen.“ Und was sie auch noch „so richtig doll abnervt“: „Wenn die anderen Parteien nicht sagen, dass das E-Auto das effizienteste Fahrzeug ist, weil man ja den Grünen nicht zustimmen darf, und stattdessen immer von Technologieoffenheit die Rede ist. Das nervt.“

Nachhaltige Mode gab es sogar vor Ort: Das Sozialkaufhaus Capello hatte eine Auswahl an Second-Hand-Mode mit zum „N Klub“ gebracht: Darunter auch jede Menge Markenware für ein paar Euro.

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