Frau um 57.000 Euro betrogen: Verurteilter Kripobeamter bekommt neuen Prozess
Ein Kriminalbeamter hatte eine wohlhabende Frau, die Opfer eines Betrugs geworden war, ebenfalls betrogen. Rund 57.000 Euro soll er von ihr kassiert haben. Ein Gericht verurteilte ihn zu einer Bewährungsstrafe. Doch gegen die legten sowohl er als auch die Staatsanwaltschaft Berufung ein.
Am Donnerstag wird der Prozess vor der Kleinen Strafkammer des Hamburger Landgerichts neu verhandelt. Der 51-Jährige arbeitete als Kripobeamter im Betrugsdezernat und galt eigentlich als Vorzeige-Cop: Er war in der Gewerkschaft und als Experte oft in der Presse. Im August 2018 hatte er einer Ärztin mit einem Secondhand-Shop am Eppendorfer Baum wahrheitswidrig mitgeteilt, dass die polizeilichen Ermittlungsmöglichkeiten im Hinblick auf von ihr zuvor angezeigte Straftaten ausgeschöpft seien.
Die blonde Frau war damals laut eigenen Aussagen von zwei ehemaligen Freunden betrogen worden. Dabei ging es um ein von ihr gewährtes Darlehen von 37.000 Euro für einen Porsche Cayenne, eine Handtasche von Hermès und den Auftrag, ein Bild zu kaufen, wobei die Männer eine falsche Rechnung ausgestellt und einen überhöhten Betrag von ihr gefordert hätten. Der Kriminaloberkommissar, laut Aussage der Frau ein Freund ihres Anwalts, hatte ihr daraufhin angeboten, mithilfe einer von ihm nebenbei betriebenen Privatdetektei weitere Ermittlungen in diesen Fällen vorzunehmen.
Er habe ihr unter anderem versprochen, eine 24-Stunden-Observation ihrer früheren Freunde vorzunehmen und Drohnen zu kaufen und diese über das Anwesen der Freunde fliegen zu lassen. Weil er Vorkasse verlangt hatte, überwies sie ihm insgesamt 57.060 Euro. Laut Staatsanwaltschaft sei er zur Vornahme der in Aussicht gestellten Handlungen, insbesondere der 24-Stunden Überwachung unter Einsatz technischer Hilfsmittel, „jedoch weder in der Lage“ gewesen, „noch hatte er vor, diese durchzuführen“.
Hamburg: Verurteilter Polizist bekommt neuen Prozess
Vor Gericht wies sein Anwalt die Vorwürfe zurück: Es habe keine Täuschung vonseiten seines Mandanten gegeben. Es habe Gespräche über eine Pauschale für Recherchen gegeben, jedoch seien dabei keine konkreten Maßnahmen festgelegt worden. Außerdem habe sie das Geld überwiesen. „Es stellt sich die Frage, warum sie drei Zahlungen überwiesen hat, wenn keine Leistungen erbracht worden sind“, so der Verteidiger. Ihre Unzufriedenheit über die Ergebnisse mündete in der Strafanzeige, so seine Schlussfolgerung. Die Ärztin zeigte sich wütend: „Ich bin sauer. Er hat mein Vertrauen in ihn missbraucht“, erklärte sie während des Prozesses.
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Etwas skurril: Während der Verhandlungen im März vergangenen Jahres hatte sich der Kripobeamte verkleidet. Er trug eine andere Brille als üblich, einen anderen Bart und eine Frisur, die verdächtig nach Toupet aussah. Sich vor Gericht zu verkleiden ist allerdings kein ganz unübliches Phänomen, etwa bei Beamten, die nicht erkannt werden möchten.
Am 30. März 2023 wurde er vor dem Hamburger Amtsgericht wegen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten mit Bewährung verurteilt. Gegen das Urteil legten sein Anwalt und die Staatsanwaltschaft jedoch Berufung ein. Der neue Prozess startet am Donnerstag vor dem Hamburger Landgericht.