Ehepaar soll thailändische Prostituierte ausgenommen haben
Ein 77-Jähriger und seine 63-jährige Ehefrau stehen im Verdacht, illegal thailändische Sexarbeiterinnen eingeschleust und ihnen für ihre „Modellwohnungen“ Wuchermieten abgeknöpft zu haben. Jetzt steht das Ehepaar vor Gericht.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft wirft ihnen gemeinschaftliches Einschleusen von Ausländern vor. Konkret sollen sie zwischen Juli 2021 und Juni 2022 insgesamt fünf thailändischen Frauen ihre „Modellwohnungen“ überlassen haben, in denen die Frauen ihre Dienste anboten. Die Frauen waren zuvor mit einem Touristenvisum eingereist. 500 Euro sollten sie laut Anklage jede Woche an das Paar abdrücken. Dabei wussten sie genau, dass die Damen in Deutschland nicht arbeiten durften, das Bundesgebiet nach Ablauf der Aufenthaltsfrist nicht verlassen hatten und nicht über legale Einnahmequellen verfügten.
Im Juni 2021 hatten Ermittler der Fachdienststelle für Milieudelikte Durchsuchungsbeschlüsse im Hamburger Stadtgebiet und in Rellingen (Schleswig-Holstein) vollstreckt. Zuvor hatten mehrwöchige Ermittlungen die Beamten einer gemeinsamen Ermittlungsgruppe mit der Bundespolizei auf die Spur des Mannes und seiner Ehefrau geführt.
Fast 100 Beamte durchsuchten die Wohnungen der beiden Beschuldigten in Bramfeld und Eimsbüttel, ihre Campingparzelle in Ochsenwerder, ein Bankschließfach in Eimsbüttel sowie vier Modellwohnungen in Stellingen, Fuhlsbüttel, Eimsbüttel und Rellingen (Schleswig-Holstein). Dabei stellten die Beamten auch Beweismittel sicher. Das Ehepaar wurde vor Ort zwar angetroffen, wurde aber mangels Gründen nicht verhaftet. Ob die Frauen der Sexarbeit freiwillig nachgingen oder dazu gezwungen wurden, ist nicht bekannt. Am Montag beschäftigt sich das Hamburger Amtsgericht mit dem Fall.
Thailändische Prostituierte ausgenommen: Mutmaßliches Schleuser-Ehepaar vor Gericht
Immer wieder geraten Modellwohnungen oder thailändische Massage-Salons ins Visier der Polizei und des Zolls. Viele der Frauen werden dort nach MOPO-Informationen wie Sklavinnen gehalten, müssen teilweise 24 Stunden am Tag zu Diensten sein. Sie dürfen die Studios nur mit einem Aufpasser verlassen. „Nicht selten sind die dort anwesenden Frauen, darunter auch Transsexuelle, illegal in Deutschland. Gelockt mit falschen Versprechungen, werden sie systematisch in die Prostitution getrieben“, sagte vor kurzem ein Insider zur MOPO.
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Nicht immer sind nur Männer die Drahtzieher dieses Geschäftsmodells. Zuletzt standen im September vergangenen Jahres drei Frauen in Hamburg wegen Menschenhandels vor Gericht. Die Chefin (66) des Trios soll den illegalen Aufenthaltsstatus und damit die Hilflosigkeit der Betroffenen ausgenutzt haben. Einen Großteil der erzielten Einnahmen, insgesamt rund 260.000 Euro, soll sie in die eigene Tasche gesteckt haben.