• Kiels Abwehrkante Hendrik Pekeler (l.) hält den Hamburger Moritz Sauter in Schach.
  • Foto: IMAGO/Eibner

Kiel bleibt zu groß: Hamburgs Handballer verlieren klar – Wirbel um Mortensen

Viel versucht, nichts zu holen. Auch im siebten Bundesliga-Duell mit dem THW Kiel haben Hamburgs Handballer den erhofften ersten Sieg verpasst. In eigener Halle unterlag der HSVH dem überlegenen Rekordmeister klar mit 25:31 (11:14), war anders als bei der Pokal-Niederlage acht Tage zuvor auch nicht nah dran, den Favoriten zu stürzen, sondern in zu vielen Bereichen nicht auf Augenhöhe – unter anderem im Tor, wo THW-Keeper Andreas Wolff die Hamburger phasenweise zur Verzweiflung brachte. Wirbel gab es um HSVH-Star Casper Mortensen.

Abgekämpft trotteten die Spieler des HSVH über das Parkett der Barclays Arena und bedankten sich für die Unterstützung ihrer Fans, schrieben dann noch Autogramme oder sprachen mit Angehörigen auf den Rängen. Trainer Torsten Jansen brachte derweil nüchtern die 60 Minuten auf den Punkt. „Kiel ist ja nicht irgendeine Mannschaft“, meinte der Coach, und wenn die erst einmal ins Rollen komme, aus dem Rückraum treffe und ein Tore-Polster habe, „dann wird es schwer, dagegenzuhalten.“

Zu schwer für den HSVH, der wiederum zu weit von seiner Bestform entfernt war, um die „Zebras“ richtig in Bedrängnis zu bringen, und die sechste Liga-Niederlage gegen den THW hinnehmen musste. Der bislang einzige Punktgewinn war im April gelungen (28:28).

HSV Hamburg gegen THW Kiel ohne Chance

Die Hamburger hatten vor 8030 Zuschauenden (darunter Fußball-Legende und HSV-Idol Horst Hrubesch) einen guten Start erwischt, waren von Anpfiff an voll da, bis in die Haarspitzen motiviert und hochkonzentriert und lagen zunächst in Führung. Dann lief THW-Torwart Andreas Wolff richtig heiß, entschärfte nacheinander drei Würfe und die Kieler drehten die Partie in ihre Richtung. Auch der frühere Hamburger Domagoj Duvnjak trumpfte vor allem zu Beginn auf, erzielte vier der ersten neun THW-Treffer zur 9:6-Gästeführung.

„Wenn Wolff ins Spiel kommt, dann wird es schwer“, kommentierte HSVH-Trainer Torsten Jansen die Leistung des deutschen Nationalkeepers im Kieler Tor, der insgesamt elf Bälle hielt, davon allein acht im ersten Durchgang.

Haug hat keinen guten Tag, El-Tayar macht es besser

Schon nach einer Viertelstunde tauschte Jansen seinen eigenen Torwart, nahm den zuletzt starken Robin Haug, der zu diesem Zeitpunkt lediglich eine Parade (am Ende zwei) auf dem Konto hatte, aus der Kiste und beorderte Mohamed El-Tayar zwischen die Pfosten.

Die Hamburger ließen zu viele Chancen ungenutzt, die Kieler nutzten ihre dagegen eiskalt und zogen auf fünf Tore davon (24.). El-Tayar war es zu verdanken, dass der Rückstand des HSVH bis zur Pause wieder etwas zusammenschmolz und die Gastgeber mit einer nicht zu großen Hypothek in die zweite Hälfte gingen.

Mortensen verwirft Siebenmeter und muss auf die Bank

Und dann waren da noch die Siebenmeter. Der erste Heber von Casper Mortensen flog noch über Wolff und ins Tor, der zweite Heber landete an der Latte und den dritten fischte Wolff aus der Luft. Frederik Bo Andersen, der sich zwischendurch von der Linie versuchte, warf seinen Siebenmeter neben das Tor.

Die Quittung: Jansen brachte zur zweiten Halbzeit Youngster Alexander Hartwig für Mortensen auf Linksaußen. Der Dänen-Star saß mit langer Hose auf der Bank und war sichtlich frustriert. Es waren vor allem die Paraden des guten El-Tayar (sieben Paraden, ein Siebenmeter), die den HSVH in den ersten zehn Minuten nach der Pause im Spiel hielten, doch danach kam vom Ägypter nicht mehr viel und Haug kehrte beim Stand von 20:24 (47.) wieder ins Tor zurück.

HSVH macht zu viele Fehler, Kiel zieht davon

Im Angriff bissen sich die Hamburger mehr und mehr die Zähne an der nun sehr aggressiv agierenden Kieler-Deckung aus, leisteten sich zudem technische Fehler und der Rückstand wuchs vorentscheidend auf 21:27 an (53.). In den letzten Minuten wechselte Jansen noch die Nachwuchsspieler Ben Levermann und Levin Unbehaun ein. Letzterer zeichnete sich direkt mit einem schönen Heber-Tor von Rechtsaußen aus.

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Für dicke Luft sorgte die Personalie Mortensen. Auf die Frage, warum er in der zweiten Halbzeit nicht mehr eingesetzt worden war, antwortete er: „Ich bin hundertprozentig fit und hatte Bock. Ich wollte weiterspielen. Da muss man den Trainer fragen.“

Jansen will „keinen Privatkrieg“ mit Mortensen

Damit konfrontiert sagte Jansen, der die Angelegenheit zunächst gar nicht kommentieren wollte: „Vielleicht ist da mal Reflexion angesagt.“ Um Schärfe aus der Nummer zu nehmen, fügte er nach kurzer Pause an: „Ich will keinen Privatkrieg aufmachen. Ich werde das in Ruhe mit ihm besprechen.“ Dass Spieler mal auf die Bank gesetzt werden, „ist nun mal so im Handball“.

Ob die Angelegenheit mit dem angekündigten Gespräch aus der Welt geschafft werden kann und Mortensen im kommenden Bundesligaspiel in Wetzlar am Donnerstag wieder in der Startformation steht, wird sich zeigen.

Sorgen gibt es um den immer noch verletzten Rückraumspieler Zoran Ilic, der wieder nur Zuschauer war. Laut Jansen seien die Körperwerte beim ungarischen Nationalspieler noch nicht wieder in Ordnung und ein Organ vergrößert, die Milz. Das klingt nicht gut.

Tore HSVH: Tissier (6), Sauter (5), Andersen (4), Mortensen (4/2), Weller (2), Axmann (1), Lassen (1), Hartwig (1), Unbehaun (1)

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