Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne)
  • Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) will sich zum Ende seiner Amtszeit zurückziehen.
  • Foto: Patrick Sun

Die Gesundheit! Umweltsenator Jens Kerstan kündigt seinen Rückzug an

Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan zieht sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Politik zurück: Wie der Grüne dem „Abendblatt“ mitteilte, wolle er bei der Bürgerschaftswahl im März 2025 nicht wieder antreten und in der nächsten Legislaturperiode auch kein Senator mehr sein. Kerstan, bekannt für seine Streitlust, prägte die Grünen-Politik in Hamburg über mehr als zwei Jahrzehnte.

Im Januar 2022 hatte Kerstan seine Krebserkrankung öffentlich gemacht, bereits im April saß er nach überstandener OP wieder am Schreibtisch. Der Krebs sei inzwischen überstanden, so der Senator nun im „Abendblatt“: „Aber ich bin nicht ganz ohne gesundheitliche Sorgen. Und die langen Jahre der Verantwortung, insbesondere die zehn Jahre im Senat, haben Spuren hinterlassen.“ Die Entscheidung, die Politik aufzugeben, sei ihm schwer gefallen.

2015 wurde Kerstan Umweltsenator, bei seinem Rückzug im kommenden Jahr wird er 10 Jahre im Amt gewesen sein – das hat noch keiner hingekriegt. Ein politischer Weichensteller war Kerstan aber schon vorher: 2008 war er an der Bildung der ersten schwarz-grünen Koalition beteiligt, 2013 stand er als Oppositionsführer hinter dem erfolgreichen Volksentscheid, der die Stadt zwang, alle Energienetze zurückzukaufen, 2018 führte er als Hamburger Umweltsenator das erste Fahrverbot für alte Diesel ein (das er fünf Jahre später wieder aufhob, weil die Luft besser geworden war).

Streitlust auch bei der Köhlbrandbrücke

Streitlustigkeit wurde ihm oft bescheinigt, zuletzt im März, als er den schönen Verkündungstermin des Senats für die neue Köhlbrandbrücke in letzter Minute platzen ließ. Kerstan stimmte dem Entwurf der Wirtschaftsbehörde nicht zu, es musste noch mal an den Formulierungen in der Drucksache gefeilt werden.

Die Verkündung seines Rückzugs sorgt bei Hamburgs Top-Grünen für Bestürzung und Bedauern: „Die Hamburger Grünen ohne ihn sind heute schwer vorstellbar“, schreibt die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank: „Jens Kerstan war stets kämpferisch, manchmal streitlustig und immer 100 Prozent für die grüne Sache engagiert. Als starker Verhandler hat er gerade auf Parteitagen ein ums andere Mal die Kastanien aus dem Feuer geholt und mit überzeugender Rede die Stimmung gedreht.“ Sie lobt Kerstans Rolle beim Kohleausstieg, seinen Pragmatismus („er hat die Verbindung von Ökonomie und Ökologie schon gelebt, als andere noch nicht mal darüber gesprochen haben“) und seinen Einsatz für den Energiepark Hafen. Dann wird die Würdigung persönlich: „Er ist offen und großzügig, mit dem Herz am rechten Fleck – und es sehr häufig auf der Zunge tragend. Jens Kerstan ist immer bei sich geblieben, mit aller Konsequenz. Ich bin sicher, wir werden auch weiterhin viel Gelegenheit finden um miteinander zu lachen und die Weltlage auszudiskutieren. Chapeau und ganz großen Dank für alles, Jens!“

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Auch die Parteichefs der Hamburger Grünen, Maryam Blumenthal und Leon Alam, äußern Respekt: „Jens Kerstan ist seit über einem Vierteljahrhundert eine echte Bank: für die Grünen und für unsere Stadt. Wir danken ihm von Herzen für unermüdliches Engagement, geballte Fachkompetenz, leidenschaftlichen Streit im besten Sinne, guten Rat und Freundschaft.“ Nach zehn Jahren im Amt sei seine Entscheidung nachvollziehbar – aber so ganz aufs Altenteil wollen sie den Senator noch nicht entlassen: „Als Senator hat Jens Kerstan in den kommenden Monaten noch einiges auf dem Zettel, im Wahlkampf brauchen wir ihn auch.“

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