Davie Selke läuft mit einem kleinen Jungen an der Hand ins Volksparkstadion ein
  • Davie Selke läuft seit dieser Saison als HSV-Profi ins Volksparkstadion ein.
  • Foto: WITTERS

HSV-Stürmer Selke spricht über Shitstorm – und verrät Wechsel-Geheimnis

Als Davie Selke Mitte Juli beim HSV vorgestellt wurde, kamen durchaus auch kritische Stimmen auf. Das überraschte aber auch den Stürmer selbst nicht, denn er weiß um seine spezielle Art, wegen der er auf den Stationen seiner Karriere immer mal wieder angeeckt ist. Heute ist Selke ein Spieler, der sich anders verhält – vor allem aber auch ein gereifter Mensch, den viele Rückschläge geprägt haben. Dazu zählt der HSV-Profi auch einen großen Shitstorm, den er über sich ergehen lassen musste. Und: Er verriet nun ein Wechsel-Geheimnis.

Als Selke verlockende Angebote von der Insel erhielt, hatte er eine der schwierigsten Phasen seiner Karriere bereits hinter sich. Im November 2013 feierte der heute 29-Jährige sein Bundesliga-Debüt beim SV Werder Bremen, für den er bis zum der Ende Saison 14/15 zunächst 36-mal auflief. Es lief für Selke beim großen HSV-Rivalen. „Ich habe ein tolles Jahr gehabt in Bremen unter Viktor Skripnik, der mir großes Vertrauen gegeben hat“, berichtete Selke nun im Klubpodcast „Pur der HSV“. „Es hat super funktioniert vorne mit Franco di Santo, wir haben uns gut eingespielt.“

Werder-Fans nahmen Selke Wechsel zu RB Leipzig übel

Trotzdem plante Werder seine Zukunft im Frühjahr 2015 ohne Selke. „Eine Verlängerung in Bremen war nicht groß Thema“, erzählt der Angreifer im Rückblick. Denn Werder habe zu der Zeit finanzielle Probleme gehabt. „Da war es dann relativ klar, dass es in Richtung Verkauf geht.“ Und so kam es. Schon Anfang April wurde offiziell mitgeteilt, dass Selke nach der Saison von Werder zum damaligen Zweitligisten RB Leipzig wechseln würde. Die Perspektive, die der kommende RB-Trainer Ralf Rangnick ihm aufzeigte, gefiel Selke. „Nach dem Gespräch war mir klar, nachdem sich Leipzig auch relativ schnell mit Bremen geeinigt hat, was die Ablöse angeht, dass ich das gerne machen will.“

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Der Transfer stand früh fest, noch vor dem Saisonende und den letzten Partien von Selke für den SV Werder. Und in ebendiesen musste Selke dann unschöne Momente durchleben. „Damals“, erinnert er sich, „wurde RB Leipzig noch intensiver angefeindet als heute. Das habe ich als junger Mensch auch mit einer extremen Wucht spüren müssen.“ Auch im Weserstadion, der Heimat von Werder, wurde Selke ausgepfiffen und beschimpft, weil die Fans ihm den Wechsel zu RB übelnahmen. „Die Leute dachten, es wäre ein Aprilscherz“, erzählt Selke. „Das erste Mal als junger Mensch ausgepfiffen zu werden und negative Kommentare zu lesen … damals habe ich mir das noch durchgelesen, das würde ich keinem empfehlen. Das hat schon etwas mit mir gemacht, weil ich diese Anfeindungen nicht kannte.“

„Hat mich geprägt“: Davie Selke lernte aus Anfeindungen

Selke ist aber sicher, dass auch diese Zeit ihm in seiner Karriere weitergeholfen hat. „Der erste Shitstorm, als ich von Bremen zu Leipzig gewechselt bin, hat mich geprägt“, sagt er. „Ich habe in Bremen viel Liebe bekommen und dann das erste Mal Negatives abzubekommen, hat mich geprägt. Die positiven Highlights bleiben nicht so in Erinnerung wie die Rückschläge.“ Denn Selke hat sie genutzt, um gestärkt aus ihnen hervorzugehen. „Ich will es in allererster Linie mir selbst beweisen und nehme es immer als Challenge“, erklärt er im Podcast. „Verlieren akzeptiere ich nicht.“

Zwischen 2015 und 2017, nach seinem unschönen Ende in Bremen, schoss Selke dann in 53 Pflichtspielen 14 Tore für RB Leipzig – ehe er weiterzog zu Hertha BSC. Für die Berliner stürmte der gebürtige Schorndorfer, der für die Rückrunde 2020/21 leihweise zu Werder zurückkehrte, bis Anfang 2023 insgesamt 126-mal. In dieser Zeit knipste Selke 26-mal für die Hertha und legte 16 Tore auf. Er wurde, wenn er es nicht längst war, zum gestandenen Erstliga-Torjäger. Und er hätte, wie er nun verriet, auch während seiner Zeit bei der Hertha nach England wechseln können.

HSV-Profi Selke hätte „dreimal“ zu Brighton gehen können

„Ich darf es auch fast nicht sagen, weil es Brighton war“, gibt Selke preis. „Da hätte ich in meiner Laufbahn dreimal hingehen können.“ Also zu dem Verein, den nun Ex-St. Pauli-Chefcoach Fabian Hürzeler trainiert und der in den vergangenen Jahren etliche Millionen in die Verstärkung seines Premier-League-Kaders gesteckt hat. „Da kann man auch drüber streiten, ob es nicht vielleicht gut gewesen wäre“, sagt Selke heute über die Möglichkeit eines früheren Transfers zu Brighton & Hove Albion. „Sie haben einen tollen Weg gemacht, waren damals auch sehr analytisch. Ich habe mich aber dann schon das erste Mal gegen Brighton und für Hertha entschieden. Das bereue ich aber nicht.“

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Auch Ende Janaur 2020 soll es Verhandlungen gegeben haben. Damals entschied sich Selke aber eben für die Leihe zu Werder Bremen und nicht für den Schritt auf die Insel. „Ich“, betont Selke, „war immer ein Mensch, der auf sein Bauchgefühl gehört hat.“ Und nun, in diesem Sommer, trieb ebendieses Selke zum HSV. „Ich bin bei einem geilen Verein, wo wir alles daran setzen müssen, aufzusteigen, weil dieser Verein in die Erste Liga gehört. Das ist einfach so“, meint der Ex-U21-Nationalspieler, der aus dem Shitstorm von damals gelernt habe: „Heute lese ich nicht mehr viel.“ Nur dann, wenn etwas direkt an ihn herangetragen werde, erklärt HSV-Profi Selke: „So kriegt man es mit. Aber dadurch, dass ich nun ein paar Jährchen dabei bin, sehe ich das deutlich entspannter. Es spornt mich sogar an.“

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