Bruno Labbadia im HSV-Stadion
  • Zwei Mal war Bruno Labbadia Trainer des HSV. Vor allem seine erste Entlassung beschäftigt ihn noch heute.
  • Foto: WITTERS

„Das war brutal hart!“ Ex-Coach Labbadia spricht offen über schlimme HSV-Entlassung

Viel fehlte nicht und Bruno Labbadia wäre vor kurzem Nationaltrainer Nigerias geworden – doch unmittelbar vor der endgültigen Einigung sagte der 58-Jährige den Afrikanern doch noch ab. Nun sprach er erstmals über die Gründe der letztlich gescheiterten Verhandlungen und erinnerte sich zudem an seine wohl schmerzhafteste Entlassung seiner Karriere: Das Aus beim HSV im April 2010 hat bei Labbadia tiefe Wunden hinterlassen.

Im Podcast „Flatterball“ plauderte Labbadia mit Ex-HSV-Profi Martin Harnik (den er einst beim VfB Stuttgart trainierte) entspannt und ausführlich über sein Leben als Trainer. Das hätte kürzlich beinahe wieder Fahrt aufgenommen. Ende August aber ließ der Coach den fast schon sicher geglaubten Deal mit dem nigerianischen Verband doch noch platzen. Wie kam es dazu?

Darum wechselte Ex-HSV-Coach Labbadia nicht nach Nigeria

Tatsächlich war es der Verband, der Labbadia vergrätzte, indem er die Zusammenarbeit vorschnell als perfekt vermeldete. „Leider wurde plötzlich bekannt gegeben, ich weiß bis heute nicht von wem, dass wir miteinander klar sind“, so der Trainer. „Dem war aber noch nicht so.“ Das hakte vor allem daran, dass sich Labbadia unbedingt vor Ort noch ein Bild von den Gegebenheiten machen wollte. „Grundvoraussetzung war für mich: Ich muss nach Nigeria, um vor Ort das alles zu sehen. Ich dachte immer nur, wie es dort sein könnte, aber ich wollte es spüren. Das ging in dem Moment nicht mehr, nachdem es bekannt gegeben wurde.“

Pünktlich zum Wochenende erhalten Sie von uns alle aktuellen News der Woche rund um den HSV kurz zusammengefasst – direkt per Mail in Ihr Postfach.

Mit meiner Anmeldung stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Auch die zeitlichen Abläufe der ersten Länderspielphase passten dann irgendwann nicht mehr. „Dann habe ich irgendwann für mich die Reißleine gezogen, weil das Gefühl für mich einfach schlechter wurde.“ Labbadias Resümee: „Es waren wirklich super Gespräche. Es lag einzig und allein an meinem Gefühl.“

Labbadia hätte Nigeria gern zur WM 2026 geführt

Eine Absage, die dem Trainer schwer fiel, denn die Aussicht, Nigeria zur WM 2026 zu führen, war eine große Verlockung. „Das hat mich natürlich wahnsinnig gereizt“, so Labbadia, der zuvor auch schon das Angebot Chinas abgelehnt hatte. „Mich hat gereizt, den Afrika-Cup zu spielen und eine WM, mit einer Mannschaft, mit der man sich auch gegen die Großen nicht unbedingt verstecken müsste.“

Das könnte Sie auch interessieren: Glatzel operiert! So reagierten die HSV-Kollegen in der Kabine

Für die Zukunft sieht sich der Coach, der im April 2023 in Stuttgart freigestellt wurde und seitdem ohne Job ist, auch eher als Nationaltrainer: „Das wäre eine Challenge für mich, auch mal raus aus der Komfortzone Bundesliga.“ Dort habe er in den vergangenen Monaten mehreren Vereinen abgesagt, ohne dass die Öffentlichkeit davon Wind bekam.

Zwei Mal war Labbadia Trainer des HSV

In Deutschlands Eliteliga arbeitete Labbadia bei insgesamt fünf Vereinen (Leverkusen, HSV, Stuttgart, Wolfsburg, Hertha), in Stuttgart und Hamburg sogar jeweils zwei Mal. Aus seiner ersten Zeit beim HSV, die im Sommer 2009 begann, resultiert auch „eine der härtesten Niederlagen meiner Karriere“, wie Labbadia befindet. Die Erinnerungen an den April 2010 scheinen nach wie vor frisch zu sein. „Meine erste Entlassung beim HSV war überhaupt meine erste Entlassung“, sagt er. „Die kam damals für mich brutal hart, ich bin zwischen zwei Halbfinalspielen und auf Platz sieben entlassen worden.“

Tatsächlich zogen die HSV-Bosse um Bernd Hoffmann die Reißleine zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Nach dem 0:0 im Halbfinal-Hinspiel der Europa League gegen den FC Fulham wurde Labbadia vor dem Rückspiel in London entlassen. Der HSV verlor 1:2 und verpasste das Endspiel im heimischen Volksparkstadion. „Das Finale wäre in Hamburg gewesen“, so Labbadia. „Ich war ein junger Trainer, das hätte mich in den Fußball-Olymp gebracht.“

Labbadia lebt nach wie vor in Hamburg

Was ihn rückblickend besonders schmerzte: „Ich dachte damals, ich bin unverwundbar und vor allem unersetzlich. Das war ein harter Schlag. Ich habe noch meine Kabine aufgeräumt, aber sofort gemerkt, dass das Treiben draußen weiterging, als wäre ich nie da gewesen. Das war eine Erkenntnis, die mich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und Körner gekostet hat.“

Immerhin: Später (von April 2015 bis September 2016) arbeitete Labbadia erneut für den HSV, rettete ihn durch die denkwürdige Relegation gegen den Karlsruher SC vor dem Abstieg. Auch seinen Lebensmittelpunkt hat der Trainer seit vielen Jahren in der Hansestadt.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp