Kunstschuss: Eric Smith nimmt Maß und zieht ab.
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„Wahnsinns-Tor!“ Sogar der BVB schwärmt vom Smith-Hammer – aber Wahl stichelt

Mal wieder liefert der FC St. Pauli einen Kandidaten für das „Tor des Monats“. Allein das Hammer-Tor von Eric Smith zum zwischenzeitlichen Ausgleich bei der bitteren 1:2-Niederlage des FC St. Pauli hätte einen Zähler verdient gehabt. Leider bringt die B-Note keine Punkte. Während der Schütze vor allem enttäuscht war, schwärmte sogar der Gegner vom Traumtreffer des Schweden – und stellte es zugleich infrage. Smiths Nebenmann Hauke Wahl brachte einen ganz anderen Ansatz zur Sprache.

Der Frust saß tief bei den Braun-Weißen nach den gut 90 Minuten bei der besten Heimmannschaft der Liga, bei der dem Aufsteiger beinahe ein Coup gelungen war. Auch Smith konnte sich nicht über sein Kunststück freuen, bilanzierte die Partie aus Sicht des Kollektivs. Auf die gezeigte Leistung sei er „in gewisser Weise stolz, aber das Ergebnis ist enttäuschend.“ Er hätte lieber gewonnen als getroffen.

Eric Smith: Traumtor auf der größten Bundesliga-Bühne

Gut, aber nicht gut genug waren die Kiezkicker gewesen, um etwas Zählbares mitzunehmen aus dem Fußballtempel.

Mehr als gut, regelrecht brillant war der Treffer von Smith, der die größten Bühne des deutschen Fußballs vor 81.165 Zuschauenden unter Freitagabend-Flutlicht für seinen Kunstschuss genutzt hatte. Seine wuchtige Direktabnahme per Außenrist aus mehr als 20 Metern, die wie ein Komet in der Kiste von BVB-Keeper Kobel einschlug – erste Sahne. Das Highlight des Spiels.

Sogar der Gegner schwärmte. Nationalspieler Julian Brandt bezeichnete den Smith-Hammer als „absolutes Traumtor“ und BVB-Coach Nouri Sahin sprach von einem „unglaublichen Tor“ der Gäste. „Ein Wahnsinns-Tor – das meiner Meinung nach klar abseits war.“

Sahin: Treffer von Smith hätte nicht zählen dürfen

Wasser in den Wein. Als Sieger könne er das ja sagen, um nicht im Verdacht zu stehen, ein schlechter Verlierer zu sein, aber nach Meinung von Sahin hätte der Smith-Treffer nicht zählen dürfen. Weil St. Pauli-Turbo Oladapo Afolayan in Abseitsposition die Sicht von Kobel entscheidend behindert hätte. Der Engländer, den diese Sichtweise nervte, konnte diese Einschätzung überhaupt nicht nachvollziehen, denn: „Der Schuss war sowieso unhaltbar.“

Für Smith, der als bester St. Paulianer auch abgesehen von seinem Volltreffer ein hervorragendes Spiel gemacht hatte, war es das sechste Tor im 90. Pflichtspiel für St. Pauli und die Güteklasse wirft durchaus mal wieder die Frage auf, warum der 27-jährige junge Vater erst so wenige Treffer auf seinem braun-weißen Konto hat, wo er doch über so wahnsinnig viel Wucht und Gefühl mit dem Fuß verfügt.

Muss der Abwehrchef viel häufiger den Abschluss suchen?

Natürlich hat das auch mit der Position zu tun. Smith spielt als Abwehrchef zentral in der Dreierkette, interpretiert seine Rolle bei Ballbesitzt zwar häufiger offensiv, aber der Weg zum Tor ist dennoch oft sehr weit – insbesondere, weil die Kiezkicker anders als in Liga zwei im Oberhaus keinen Ballbesitzfußball spielen, sondern tief stehen und Umschaltmomente suchen.

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Aber: Smith könnte durchaus noch mehr Zug zum Tor zeigen wie auch in der ersten Halbzeit, als bei einem beherzten Vorstoß sein Abschluss in aussichtsreicher Position geraten war – allerdings unplatziert und deshalb harmlos. Beim zweiten Versuch passte dagegen wirklich alles.

Hauke Wahl: Weniger schöne, dafür mehr Tore von Smith

„Der war verrückt“, fand Wahl und genau das habe er Smith direkt nach dessen Hammer auf dem Rasen gesagt. „Wenn Eric Tore schießt – ich habe erst zwei, drei erlebt mit ihm – dann sind die meist schön.“ Der Tipp an seinem Mitspieler mit einem Augenzwinkern: „Deswegen vielleicht ein bisschen weniger schön – und dafür mehr, das wäre besser.“ Eine humorvolle Stichelei – aber mit einer gesunden Portion Wahrheitsgehalt. Nichtsdestotrotz und bei aller Enttäuschung über die Niederlage sei das Tor seines Nebenmannes „ein absolutes Highlight“ gewesen.

Ein Kacktor und Remis wäre allen Beteiligten in Braun-Weiß – was die rund 8000 St. Pauli-Fans, die im Signal Iduna Park für großartigen Support gesorgt hatten, einschließt – sehr viel lieber gewesen.

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