„Das Internet macht Faxen“: Jubel-Wirbel um Katterbach – HSV-Torheld klärt auf
Steffen Baumgart wusste, wohin er nach dem Spielende wollte – in die Arme von HSV-Held Noah Katterbach. 40 Bundesliga- und 20 Zweitliga-Spiele hat er sich Zeit gelassen, nun hat der 23-Jährige endlich sein erstes Tor im deutschen Profifußball erzielt. Und was für eins es am Sonntag beim 3:1 gegen Magdeburg war. „Phänomenal. Er hat das super gemacht“, lobte Sebastian Schonlau seinen Kollegen, dessen Jubel im Internet Wirbel auslöste.
„Wow, was war das denn?“, staunte in der 42. Minute sogar Stadionsprecher Christian Stübinger. Er war nur einer von vielen im Volkspark, die nach Katterbachs erstem HSV-Treffer begeistert waren. Der Außenverteidiger, der wie schon beim 3:0 in Düsseldorf die rechte Seite beackerte, ließ erst Mohammed El Hankouri stehen, hatte sehr viel Raum vor sich, setzte mithilfe eines Übersteigers dann FCM-Verteidiger Marcus Mathisen auf den Hosenboden und vollendete mit rechts in den rechten Winkel. Ein Traumtor, technisch anspruchsvoll, am Ende eiskalt im Abschluss.
HSV-Profi Katterbach imitierte Sportschütze Yusuf Dikec
Katterbach drehte im Moment des Glücks in Richtung der Gästekurve ab, schrie seine Freude heraus. Und dann setzte der Ex-Kölner zu einem Jubel an, bei dem er mit seinem rechten Arm eine Pistole formte. So stand er da, mit Blick auf die Südtribüne und voller Freude. Bilder, die Katterbach von vorne zeigen, belegen, wie er sich in diesem Moment auf dem Spielfeld positioniert hatte.
Auf den Livebildern von Sky allerdings konnte man den HSV-Profi für kurze Zeit nur seitlich von hinten erkennen. Und dabei wirkte es für einige Zuschauer wohl so, als würde Katterbach nur seinen rechten Arm in die Höhe strecken. Quervergleiche zum Hitlergruß wurden gezogen – warum auch immer.
„Ich habe schon gesehen, dass das Internet wieder Faxen gemacht hat“, kommentierte Katterbach den Wirbel im Netz nach dem Schlusspfiff. „Ich verstehe gar nicht, wie man darauf kommt. Es war einfach spontan.“ Und: Der Jubel hatte einen Hintergrund. Es geht um den türkischen Sportschützen Yusuf Dikec, dessen eigenartiger Stil bei den Olympischen Spielen im Paris einen Hype ausgelöst hatte – denn anders als viele seiner Rivalen verzichtet Dikec in seiner Sportart auf viel Schnickschnack. Bei Olympia schoss er mit Händen in der Hose auf die Zielscheibe.
Die Bilder, die den 51-Jährigen völlig entspannt beim Schießen zeigen, gingen um die Welt. Stabhochsprung-Star Armand Duplantis imitierte Dikec, als er olympisches Gold holte. Und auch einige andere Athleten haben in den vergangenen Wochen so gejubelt, als würden sie wie der Türke auf dem Hallenboden stehen. Diese Idee kam am Sonntag dann auch Katterbach. „Ich habe gedacht: Boah, das war ein eiskaltes Tor“, erklärte er hinterher und sprach über die olympische Kultfigur Yusuf Dikec: „Der hat ohne Ausrüstung mit der Hand in der Hose Silber geholt.“
Noah Katterbach erklärt seinen Torjubel gegen Magdeburg
Katterbach weiß: „Das Bild ist durch die Welt gegangen und das haben schon einige Sportler nachgemacht.“ Nun sah er sich selbst an der Reihe. Denn wie er seinen ersten Profi-Treffer erzielte, war einfach sehr cool. Man könnte auch sagen: Es war so lässig, wie Dikec seine Sportart ausübt. „Deshalb habe ich nicht verstanden, warum hier in Deutschland wieder so ein Thema draus gemacht wird“, sagte Katterbach zu den Diskussionen im Netz, ehe er sich deutlich positionierte: „Die Werte, mit denen da gespielt wird, mit denen identifiziere ich mich auf keinen Fall. Das sollte kein Mensch auf dieser Welt machen. Das war rein wegen dem Sportschützen – wegen nichts anderem.“
Botschaft angekommen. Der Jubel-Wirbel war vollkommen unbegründet, Katterbach erlaubte sich lediglich einen Spaß, weil er nach seinem herrlichen Tor an Dikec dachte. „Aktuell bin ich natürlich in einer super Phase“, zeigte sich der Torschütze nach der Partie glücklich. „Ich fühle mich wohl, ich fühle mich fit, ich fühle mich mental fit.“ Von Schonlau, der die Rote Karte sah, gab es sogar noch mehr Lob und eine Anekdote: „Lustigerweise habe ich ihm vorher gesagt, er soll nicht die ganze Zeit nach vorne dribbeln. Da habe ich mir nach dem Tor auch gedacht, was soll ich ihm jetzt noch erzählen.“ Auf welche Weise sein Mitspieler getroffen habe, sei „phänomenal“ gewesen.
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Das sah auch Baumgart, der Katterbach schon in Köln trainiert hatte, so. „Es ist schön, wenn einer trainiert, trainiert, trainiert, eigentlich eher eine untergeordnete Rolle spielt, dann reinkommt und so eine Leistung abruft. Das freut mich als Trainer.“ Und deshalb war der 52-Jährige seinem HSV-Schützling auch so emotional in die Arme gefallen. Katterbach hat mal wieder überzeugt, erneut auf der für ihn ungewohnten rechten Außenbahn. Dort hatte Baumgart eigentlich nicht mit ihm geplant. Aber, ergänzte der Coach vielsagend: „Jetzt plane ich Noah da etwas länger ein.“