Tik Tok Logo vor verschwommenen Hintergrund
  • TikTok-Logo (Symbolbild)
  • Foto: picture alliance / NurPhoto | Beata Zawrzel

Voll cringe: Die FDP blamiert sich auf TikTok

Wie kann die Politik junge Menschen erreichen? Parteien zerbrechen sich nach den Wahlerfolgen der AfD bei der jungen Generation den Kopf. Aber ist das Geheimnis, in Social-Media-Filmchen stumpf Jugendsprache zu verwenden? Die FDP scheint dies zu glauben – und macht sich dabei mehr als lächerlich. Sie versteht nicht: so verliert man die jungen Menschen noch mehr.

Junge Menschen holt man ab, indem man Videos auf TikTok postet und dort mit jeder Menge Anglizismen und Jugendslang um sich schmeißt. Das scheint zumindest die FDP zu glauben, denn der Fraktionsvorsitzende der Partei im Bundestag, Matthias Dürr, hat jetzt genau das jetzt getan. In einem TikTok-Video der FDP-Bundestagsfraktion will Dürr den jungen Menschen die Arbeit des Bundestages erklären. Das Skript stammt von einem „GenZ-Mitarbeiter“.

Hat das Video einen gegenteiligen Effekt?

„Willkommen im Bundestag, wo der Real-tea stattfindet“, leitet Dürr die mehr als einmütige Tortur ein, die bislang knapp 160.000 Aufrufe hat. Hier würde Politik gemacht, und das nicht auf „low-key“ sondern „full power“. Er erzählt von „Squad-Goals“, von den „OGs“, besonders von dem „Boy OG-Christian Lindner“, dem „Pop of King“.

@fdpbt

Unsere Bundestags-Tour mit @Christian Dürr war einfach nur #slay . #fdpbt #GenZ #bundestag #politik #christianlindner

♬ Originalton – FDP im Deutschen Bundestag

Ich bin selbst 25 und kann da nur sagen: Das war kein Slay, Herr Dürr. Ganz im Gegenteil. Die Kommentare des Videos machen deutlich: Die junge Generation fühlt sich nicht abgeholt, sondern verarscht. Eine Userin schreibt: „Ehm.. eww..? als wir meinten, die anderen Parteien müssen dem Krah und Konsorten in Social Media Konkurrenz machen, haben wir DAS ganz sicher nicht gemeint.“

Mit dieser Art von anbiederndem Content vermittelt die FDP der jungen Generation, dass sie sie noch weniger versteht, als man es ohnehin schon für möglich gehalten hat. So verliert man junge Wähler:innen und gewinnt keine hinzu. In knapp einem Jahr sind Bundestagswahlen. Die FPD sollte ihre Energie nicht in peinliche Videos stecken, sondern in Themen, die junge Menschen bewegen. Klimawandel, bezahlbarer Wohnraum, soziale Gerechtigkeit. Man muss uns nicht für blöd verkaufen, Herr Dürr.

Die AfD als Vorreiter in Sachen TikTok? Cringe

Maximilian Krah, der für die AfD besonders vor der Europawahl auf TikTok auffiel, holte mit seinen kurzen Videos viele junge Menschen ab. Auch die Wahlen in Thüringen und Sachsen zeigen, dass sich die Jugend von der AfD angesprochen fühlt. Keine andere Partei war auf der Video-Plattform so präsent wie sie.

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Dass Grüne, SPD, Linke, CDU und auch die FDP dies verstanden haben und versuchen nachzuziehen, um die jungen Wähler:innen aus der rechten Ecke zurück zu holen und für ihre Politik zu interessieren, ist gut und wichtig. Aber die Form muss eine andere sein. Versucht nicht krampfhaft zu reden wie wir. Macht Politik für uns und setzt euch für unsere Zukunft ein. An Matthias Dürr: please, try again.

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