Kevin Behrens vor der St. Pauli-Tribüne
  • Kevin Behrens (M.) musste sich von den Tribünen einiges anhören.
  • Foto: IMAGO/Eibner

Blowjob-Geste von Behrens? Neuer Wirbel und viele Pfiffe – Irvine setzt ein Zeichen

Sehr bunt und sehr laut. Die Fans des FC St. Pauli haben unmissverständlich klargemacht, was sie von Kevin Behrens und seiner homofeindlichen Aussage halten. Nämlich gar nichts. Sein Verein, der VfL Wolfsburg, würde die ganze Angelegenheit lieber gestern als heute ad acta legen, was auch für Kritik sorgt. Und: der Angreifer soll sich bei der Nullnummer am Millerntor erneut danebenbenommen haben. St. Pauli-Kapitän Jackson Irvine setzte dagegen nach dem Spiel ein klares Zeichen.

Als Wolfsburgs Skandal-Stürmer in der 89. Minute der Partie am Millerntor tatsächlich eingewechselt wurde, ertönte ein gellendes Pfeifkonzert. Schon vor der Partie hatte es beim Verlesen der Wolfsburger Aufstellung und der Ersatzspieler Pfiffe gegeben, als sein Name gefallen war. Ebenso, als er nach dem Aufwärmen alleine in Richtung Spielertunnel lief.

Im Stadion waren unzählige Regenbogen-Flaggen, -Schals, -Shirts oder Mützen zu sehen, nachdem das Fannetzwerk „St. Pauli Pride“ zu einem Rainbow-Aktionstag aufgerufen hatte – als klares Signal gegen Behrens, vor allem aber für Toleranz und Diversität.

Proteste gegen Kevin Behrens: Pfiffe und Transparente

Es gab einige Transparente gegen den Stürmer, der sich bei einem Marketingtermin seines Vereins eine homofeindliche Beleidigung („schwule Scheiße“) geleistet hatte und von seinem Klub intern bestraft worden war. Womit genau, ist unbekannt.

„Mehr Liebe, weniger Kevin B.“ war zu lesen, „Kevin halt die Fresse“, „Kevin schäm dich“ oder „EntBEHRENSwert“ sowie „K. Behrens findet Schwule scheiße. Echte Konsequenzen? Fehlanzeige. Fight Homophobia.“ Letztgenannter Slogan war auf einem großen Transparent auf der Südtribüne bei den Ultras des FC St. Paulis zu sehen.

Hat Behrens vor den Ultras eine sexuelle Geste gemacht?

Vor der Südkurve hat sich angeblich ein erneuter Vorfall ereignet. Weit vor Beginn des Spiels soll Behrens eine sexuelle Geste zu den Fans in diesem Bereich gemacht haben, nachdem er von dort verbal attackiert worden sein soll. In den sozialen Netzwerken wird verbreitet, dass der „vor diversen Augenzeugen die Blowjobgeste in Richtung St. Paulifans in der Südkurve gemacht“, wie es in einem Post heißt.

Dazu ist festzustellen: Fotos oder Bewegtbilder, die das belegen, gibt es nicht oder liegen nicht vor, möglicherweise noch nicht. Allerdings war der angebliche Vorfall der MOPO vor dem Anpfiff von anderer Seite zu Ohren gekommen. Hat sich Behrens tatsächlich einen erneuten Ausraster erlaubt?

Behrens auf dem Weg in die Kabine mit Schirmen geschützt

Es bleibt erst einmal ein Vorwurf, eine Behauptung, die aber auch zeigt, wie aufgeheizt die Angelegenheit ist, was im Stadion zu spüren war. Nach dem Spiel wurde Behrens, der in der Schlussphase sogar noch eine Kopfballchance hatte, von Ordnern begleitet und mit Regenschirmen geschützt vom Rasen und in Richtung Kabine begleitet.

Nach dem Spiel wurde er von der sportlichen Leitung der Wölfe in Schutz genommen. „Er musste das nach seinem Fehler noch einmal über sich ergehen lassen. Dann sollte es jetzt auch gut sein“, forderte Wolfsburgs Sportdirektor Sebastian Schindzielorz. Der Spieler habe „glaubhaft versichert, dass es ein Fehler war und ihm leidtut. Er ist konzentriert und arbeitet. Er versucht, für die Mannschaft da zu sein.“

Hasenhüttl und Schindzielorz nehmen Behrens in Schutz

VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl meinte: „Dass er in so einem Spiel Pfiffe erntet, war nicht so überraschend. Es war ihm Rahmen geblieben.“ Mit der Entschuldigung seines Spielers sei für ihn die Sache erledigt, sagte der Österreicher einmal mehr.  

Weder Chefcoach, noch Sportchef nutzten die Gelegenheit auf der Pressekonferenz und in der Mixed Zone, sich gegen Homophobie und klar für Toleranz und Diversität auszusprechen, für die ihr Verein eigentlich seit Jahren recht engagiert steht. Es war zumindest eine Chance, das noch einmal offensiv und unmissverständlich zu betonen.

Jackson Irvine setzt klares Zeichen mit Regenbogen-Fahne

Ein Zeichen setzte St. Pauli-Kapitän Jackson Irvine, von dem man weiß, dass er die Werte des Kiezklubs in sich und auch nach außen trägt. Nach dem Spiel band sich der australische Nationalspieler, dessen Eltern zu Besuch und Hamburg sind und im Stadion waren, eine Regenbogenflagge um die Hüften – wie schon nach dem Aufstieg.

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Er zeige diesbezüglich „jeden Tag“ Flagge, sagte Irvine, „aber in manchen Momenten ist es wichtiger als in anderen. Es ist für den Klub, die Community und meine Familie wichtig, und deshalb versuche ich immer, diese positive Message in die Welt zu tragen.“

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