„Für meine verstorbene Mutter!“ Deutscher Ironman holt dritten WM-Titel auf Hawaii
Nach dem Urschrei hinter der Ziellinie presste Patrick Lange den linken Zeigefinger auf seine Lippen und brachte seine Kritiker symbolisch zum Schweigen. Einen dritten WM-Titel auf Hawaii hatten dem 38-Jährigen zuvor nur wenige zugetraut, doch Lange pulverisierte nach einer sensationellen Aufholjagd auf der Laufstrecke sogar den Streckenrekord und kam nach 7:35:53 Stunden vor dem Dänen Magnus Ditlev und Rudy Von Berg aus den USA ins Ziel.
„Heute hatte ich den perfekten Tag, das ist ein Sieg für meine Mutter, die vor vier Jahren verstorben ist“, sagte der Sieger unter Tränen im ZDF: „In diesen vier Jahren haben alle an mir gezweifelt. Das jetzt dem Team und meiner Familie zurückzugeben, bedeutet mir alles, das ist unglaublich.“
Die Kraft für die Mission Hawaii-Hattrick zog Lange aus dem letzten Treffen mit seiner Mutter. „Als sie im Hospiz lag und ich sie das letzte Mal gesehen habe, hat sie mir gesagt, ich solle für sie alles geben und noch einmal gewinnen“, erzählte Lange: „Das habe ich jetzt gemacht, das ist einfach Wahnsinn.“
Qualle fügt Lange Verletzungen zu
Dabei hatte der Tag alles andere als gut begonnen, denn Lange machte noch vor dem Start im Wasser eine unangenehme Begegnung mit einer Qualle. „Das war ein ordentlicher Biss, am Knöchel, am Oberschenkel, im Gesicht. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen soll“, sagte Lange: „Es ist auch einigen anderen am Start passiert, wir haben darüber gelacht und gesagt, dass es ein kleiner Wake-up-Call ist.“
Stark beeinträchtigt hatte das den Sieger von 2016 und 2017 offensichtlich nicht, er kam nach 3,86 Kilometern Schwimmen als Vierter mit einer großen Spitzengruppe aus dem Wasser und erarbeitete sich damit eine starke Ausgangslage für den Rest des Wettkampfes.
Auf der 180,2 km langen Radstrecke sparte Lange, der nach den Rücktritten des dreimaligen Champions Jan Frodeno sowie von 2014er-Sieger Sebastian Kienle als einzig verbliebener deutscher Medaillenkandidat ins Rennen gegangen war, ein paar Kräfte. „Ich habe die Jungs 40 Kilometer vor dem Ziel auf dem Rad ziehen lassen, weil ich mein eigenes Tempo fahren wollte“, begründete er später die Herangehensweise.
Patrick Lange: „So gewinnt man große Rennen“
Das Tempo diktierte der Franzose Sam Laidlow, der den Rekord auf der Radstrecke um über sechs Minuten pulverisierte und folglich als Erster mit dem abschließenden Marathon begann. Lange lauerte mit rund neun Minuten Rückstand auf Rang 13. „Ich wusste, dass es für ganz oben reicht, wenn ich meine eigene Leistung bringe“, sagte der Hesse: „So gewinnt man die großen Rennen.“
Im Marathon brachte Laufspezialist Lange dann seine eigene Leistung. Nach etwa sechs Kilometern übernahm er die Rolle des ersten Verfolgers. Knapp zwölf Kilometer später überholte er Laidlow, der seinem irrsinnigen Tempo auf der Radstrecke Tribut zollte. Die restlichen Kilometer wurden zu einem Triumphlauf.
Im Ziel reichten die Kräfte sogar noch für ein kurzes Tänzchen zu den Klängen der Trommler, während Ditlev und Von Berg Mühe hatten, aus eigener Kraft das Siegerpodest zu besteigen. „Das braucht ein paar Wochen, bis das eingesunken ist“, sagte Lange, der neben Frodeno nun der zweite Deutsche mit drei WM-Titeln ist, und kündigte an: „Wir werden heute Abend auf jeden Fall richtig über die Stränge schlagen.“ (sid)