„Geil gemacht“: Was HSV-Trainer Baumgart an Freiburg begeistert – auch ohne Streich
Was schon mal positiv wirkt aus Hamburger Sicht: In das hochmoderne, im Oktober 2021 gegründete Europa-Park-Stadion passen knapp 35.000 Zuschauer. Hatte sich der HSV zuletzt in Elversberg mal wieder in einem sehr kleinen Stadion die Blöße gegeben, warten am Mittwochabend eine ansteckende Stimmung und eine nicht alltägliche Kulisse. „Das neue Stadion ist geil gemacht“, sagt Steffen Baumgart schwärmend über das Zuhause des DFB-Pokal-Gegners. Den 52-Jährigen begeistert aber noch viel mehr am Ex-Klub von Christian Streich.
Baumgart und den ehemaligen Chefcoach des SCF verbindet „ein sehr gutes Verhältnis“, wie Ersterer betont. Dabei stand der heutige HSV-Trainer nach vier von insgesamt sieben direkten Aufeinandertreffen mit seinem ehemaligen Trainerkollegen als Verlierer da. „Es gab Ausreißer nach oben“, erinnert sich Baumgart, aber: „In Freiburg war nie gut für mich.“ Weil es die Breisgauer gegen Köln und Paderborn immer gut machten – was Baumgart nie überraschte.
Baumgart: Hier ist der SC Freiburg ein Vorbild für den HSV
Noch immer ist er begeistert davon, was rund 800 Kilometer südwestlich von Hamburg Jahr für Jahr geschieht.„Was dieser Verein uns zeigt, ist einfach die Kontinuität, wie es ist, wenn man wirklich über Jahre etwas aufbaut und an Zielen arbeitet“, sieht Baumgart den SC Freiburg als ein Vorbild für den HSV. „Das ist alles aus der Familie heraus gewachsen. Die haben jetzt einen Trainer, der seit 2008 im Verein ist.“ Es handelt sich um Ex-Profi Julian Schuster, der von 2008 bis 2018 242-mal für den SCF auflief und der in diesem Sommer Streichs Trainer-Nachfolger wurde.
Ein schweres Erbe. Denn Streich arbeitete sogar fast 30 Jahre lang im Verein, war seit Ende 2011 in der Bundesliga und zwischenzeitlich in Liga zwei unglaubliche zwölfeinhalb Jahre lang Cheftrainer der Profis. Zum Vergleich: In dieser Zeit gab es im Volkspark 17 verschiedene Profi-Coaches. „Ob es jetzt eine neue Ära wird wie unter Christian, warten wir mal ab“, bremst Baumgart bei Schuster, unter dem die Freiburger nach acht Bundesliga-Spieltagen auf Rang fünf stehen. Über den HSV-Gegner weiß er aber auch: „Die waren am Samstag bis zur 45. Minute Zweiter.“
HSV-Coach lobt SC-Trainer Schuster: „Sein eigenes Ding“
Hätte Freiburg seine 1:0-Führung bei RB Leipzig über die Zeit gebracht und am Ende nicht doch 1:3 verloren, hätte über Nacht gar die Tabellenführung zu Buche gestanden. „Sie gehören zu den besten Mannschaften Deutschlands“, betont Baumgart. „Die ganze Entwicklung des Vereins macht einfach Spaß.“ Denn sie hat sich auch nach der Ära Streich fortgesetzt. Der SCF spielt unter Schuster einen anderen, aber trotzdem weiter sehr erfolgreichen Fußball.
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„Der Trainer weiß, was er macht. Er hat keine Schablone gelegt, sondern spielt sein eigenes Ding“, hat Baumgart vor der Pokal-Reise in den Süden (Mittwoch, 18 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) beobachtet. „Der Verein weiß, wo er hin will. Das zeigt auch die Trainerentscheidung, dass sie nicht so viel falsch gemacht haben. Großes Kompliment.“ Bereits vor zweieinhalb Jahren, bei einer 1:3-Heimpleite im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Freiburg, wurde dem HSV erneut vor Augen geführt, dass in der Vergangenheit viele richtige Entscheidungen getroffen wurden im Breisgau.
Jetzt geht es für Baumgart darum, nach dem Rückschlag von Elversberg die passenden HSV-Antworten zu finden. „Wir haben das angesprochen, was nicht gut ist und was uns nicht gefallen hat. Wir gehen klar und ehrlich damit um“, sagte Baumgart am Montag und betonte, eine Erklärung für die 2:4-Pleite gefunden zu haben – ohne diese zu verraten. „Wir suchen keine Ausreden. Es hat vieles nicht gepasst, gerade hinsichtlich der zweiten Halbzeit“, sagte er nur. „Da müssen wir stabiler und klarer sein.“ Das wird schon im Pokal notwendig sein, auswärts beim formstarken SC Freiburg, der Baumgart beeindruckt. „Ich hoffe trotzdem, dass wir am Mittwoch da mal eine Kerbe reinbringen.“