„Verfechter des VAR“: Starker HSV hadert nach Pokal-Aus in Freiburg
Erhobenen Hauptes verließen die HSV-Profis Freiburg, doch damit war dann zugleich auch ihre diesjährige Saison-Reise im DFB-Pokal vorbei. Beim 1:2 (0:2) im Breisgau zogen sich die Hamburger gegen den Bundesliga-Spitzenklub achtbar aus der Affäre, strichen aber in Runde zwei die Segel, weil sie am Ende mehrfach gute Chancen zum Ausgleich liegen ließen.
Sie hatten es eilig, den Ort der Niederlage zu verlassen. Nicht etwa, weil sie sich grämten, die Hatz der Profis hatte rein praktische Gründe. Im knapp 50 Kilometer entfernten Lahr stand der Charterflieger bereit, der den HSV-Tross noch vor dem Beginn des Nachflugverbots (ab 23 Uhr) nach Fuhlsbüttel zurückbringen sollte. Er hatte Profis an Bord, die trotz der Niederlage recht gut gelaunt waren.
DFB-Pokal: HSV scheidet beim SC Freiburg aus
Vier Tage zuvor noch hatten sie ebenfalls verloren, da aber war die Gemütslage eine ganz andere. Das 2:4 in Elversberg sorgte für ein Donnerwetter, mit dem Höhepunkt, dass Sportvorstand Stefan Kuntz anmerkte, er habe „keine Mannschaft“ auf dem Fed erkannt. Das war n Freiburg ganz anders. Der HSV verkaufte sich beim Favoriten sehr teuer. Auch deshalb merkte Trainer Steffen Baumgart an: „Mir hat vieles gut gefallen, aber am Ende hat leider das Quäntchen gefehlt.“
Auf sechs Positionen hatte der Coach sein Team verändert und damit seine Ankündigung, kräftig rotieren zu wollen, wahrgemacht. Die erste Szene der Partie aber gehörte einem, der auch zuletzt schon immer dabei war und zum Torjäger vom Dienst wurde. Sechs Mal hatte Davie Selke in den vergangenen sechs Partien getroffen, diesmal aber scheiterte er aus kurzer Distanz nahezu unbedrängt per Kopf an SC-Keeper Müller (4.). Eine gewaltige Chance, an die der Angreifer im Flieger zurück nach Hamburg gewiss noch das eine oder andere Mal gedacht haben wird.
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So kam es dann wie erwartet. Freiburg übernahm das Kommando, scheiterte zunächst durch Kübler (10.) und Günter (15.) am stark reagierenden HSV-Keeper Raab. Dann aber schlugen sie zwei Mal zu. Zunächst per Kopf durch Ginter nach Grifos Ecke (19.). Anschließend nutzte Grifo einen Foulelfmeter zum 2:0 (44.).
Im Pokal gibt es keinen VAR
Eine allerdings strittige Szene, denn Eggestein nahm Elfadlis Attacke dankbar an, um zu fallen. Da es in Runde zwei des Pokals keinen Video-Assistenten gibt, konnte die von Referee Brych gefällte Entscheidung so oder so nicht korrigiert werden. „Ich bin ein Verfechter des VAR“, erklärte Baumgart. „Aber ob der Strafstoß zurückgenommen worden wäre, wissen wir natürlich nicht. Vielleicht hätten sie sich die Szene nochmal angeguckt.“
So aber war Freiburg zur Pause klar auf der Siegerstraße. Das fühlte sich auch für SC-Kapitän Günter so an, der mit einem Lächeln auf den Lippen in die Kabine marschierte. Das wäre ihm nach dem Wechsel beinahe noch vergangen.
Stark, was der HSV im zweiten Durchgang bot. „Es war toll zu sehen, wie sie Fußball spielen“, lobte sogar Freiburgs Trainer Schuster. Und wieder war es eine Muheim-Ecke, die zu einem Hamburger Treffer führte. Nach der Hereingabe des Schweizers schädelte Meffert zum 2:1 ein (51.). Bereits in der Liga führten in dieser Saison fünf Muheim-Ecken zu Toren.In der Schlussphase war der HSV dann nah dran, auszugleichen. Aber die eingewechselten Königsdörffer (84.) und Dompé (90.+3) scheiterten knapp. Da war sie dahin, die Chance auf die Pokal-Überraschung.
Baumgart zog dennoch ein positives Fazit. „Ab und zu stehen wir uns selbst im Weg“, bekannte er. „Aber man hat gesehen, dass die Jungs eine ganze Menge können – nicht nur fußballerisch, sondern auch bezogen auf das, was im Fußball zuerst sein muss: Mentalität! Wenn wir die letzten Spiele sehen, dann war Elversberg die Ausnahme und ich hoffe, dass es auch die Ausnahme bleibt.“
Das hofft auch der HSV-Anhang, der in Freiburg für mächtig Stimmung sorgte. Etwa 3000 Hamburger waren in der mit 34.500 Fans voll besetzten Arena dabei. Sie alle eint der Wunsch, in der kommenden Saison wiederzukommen, dann in der Bundesliga. „Spiele gegen solche Gegner bringen Spaß, das wollen wir am liebsten jede Woche haben“, ließ Keeper Matheo Raab wissen, ehe er mit seinen Kollegen entschwand. Der Flieger in Lahr wartete schließlich nicht ewig.