„Sache ist klar“: Heuer Fernandes setzt HSV-Ausrufezeichen – und kritisiert
Dass Daniel Heuer Fernandes nach dem 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg als allererstes diesen Satz aussprach, sagte fast genug über dieses Spiel am Sonntag aus. „Nürnberg“, musste der HSV-Keeper anerkennen, „hatte viele Torchancen.“ Und er musste viele davon vereiteln. Das tat Heuer Fernandes gleich mehrfach stark, womit er im Kampf um den HSV-Kasten das nächste Ausrufezeichen setzte. Mit kritischen Worten sparte der 31-Jährige nach dem schmeichelhaften Remis gegen den FCN aber trotzdem nicht. Er wurde sehr deutlich.
„Nürnberg sitzt auch gerade in der Kabine und redet darüber, dass für sie mehr drin gewesen wäre“, mutmaßte Heuer Fernandes in den Katakomben des Volksparkstadions. „Welle um Welle aufs Tor zu bekommen, ist okay, weil wir auch kompakt stehen können. Da haben wir oft schon viel gut wegverteidigt“, ergänzte er zwar. „Aber heute hatte der Gegner noch mehr Torchancen. Da müssen wir präsenter sein, dass wir das in der Anzahl nicht zulassen.“
HSV-Keeper Heuer Fernandes rettet 1:1 gegen Nürnberg
Zehnmal musste Heuer Fernandes gegen die Franken parieren. Und laut den xGoals hätten sie auswärts beim HSV 2,2-mal treffen müssen. Der Club tat es aber nur einmal, weil der Deutsch-Portugiese seine Farben mehrfach retten konnte. Nach einem Patzer von Moritz Heyer war Heuer Fernandes sehr früh im Eins-gegen-eins gegen Mahir Emreli zur Stelle (3.). Kurz vor der Halbzeitpause stürmte er aus dem Tor und bereinigte erstmals gegen Stefanos Tzimas (45.+1) – und ebenfalls in der Nachspielzeit dann noch einmal gegen den durchgelaufenen FCN-Torjäger (45.+6).
„Es nicht gut, wenn der Gegner so viele Torchancen hat, gerade beim Heimspiel“, kritisierte Heuer Fernandes, auf den in Durchgang zwei noch mehr zukam. Bei Tzimas’ strammen Schuss aus kurzer Distanz stand er genau richtig und reagierte stark (49.); beim Versuch von Julian Justvan aus spitzem Winkel positionierte er sich ebenfalls top (54.). Das war es noch lange nicht. Einen Kopfball von Emreli lenkte er über seinen Kasten (55.), bei Tzimas’ Flachschuss agierte er zunächst unsauber, beim Abpraller von Emreli war er dann aber wieder auf dem Posten (60.).
HSV-Profi Elfadli lobt den Torwart: „Großes Lob an Ferro“
Nur in der 63. Minute, da war er geschlagen. „Der geht über meinen Arm hinweg“, kommentierte Heuer Fernandes den erfolgreichen Schuss von Emreli in den Winkel. „Der wird, glaube ich, noch etwas abgefälscht und geht etwas hoch. Ich bin mit meiner Hand nicht mehr hingekommen.“ Der Ausgleich war zu diesem Zeitpunkt verdient, sogar eher überfällig. Dem HSV geriet die Kontrolle über das Spiel nach der frühen Führung durch Daniel Elfadli (15.) mehr und mehr aus der Hand, nach der Pause wurde es noch schlimmer. „In den Momenten, wo du die Räume aggressiv bespielen musst, waren wir nicht intensiv genug“, bemängelte der Torwart. „Auch im Ballbesitz war es zu wenig.“
Seine Kollegen fanden ähnlich kritische Worte. Und sie wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten. „Ohne Ferro hätten wir vielleicht noch das eine oder andere gefangen“, sagte Elfadli. „Er hat uns mehrfach gerettet, großes Lob an Ferro.“ Auch gegen Oliver Villadsen hielt Heuer Fernandes noch (71.) und beobachtete von hinten, wie das Spiel des HSV immer fehlerhafter wurde. „Wenn wir den Ball erobert haben, dann haben wir ihn auch schnell wieder hergegeben“, kritisierte er. „Es hätte uns geholfen, wenn wir mehr Ruhe im Ballbesitz gehabt hätten. Das ist uns nicht gelungen, deshalb mussten wir anpassen und defensiver stehen. Aber defensiv heißt ja nicht abwarten.“
Raab hat das Nachsehen: Kampf um HSV-Tor entschieden
Ob dieser Punkt, der am Sonntag glücklich zustandekam, am Saisonende womöglich noch viel Wert sein kann, gilt es ebenfalls abzuwarten. Heuer Fernandes jedenfalls ist es gelungen, seinen Status als Nummer eins in der Zweiten Liga zu untermauern. „Es ist ja nicht so, dass wir jede Woche auf eine Entscheidung warten. Die Sache ist klar“, meint Heuer Fernandes, der lediglich zuletzt im DFB-Pokal in Freiburg (1:2) Matheo Raab den Vortritt lassen musste.
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„Warum sollen wir jetzt jede Woche etwas erzählen?“, lautet Heuer Fernandes’ rhetorische Frage. „Ich weiß, was der Trainer gesagt hat: Dass er (Raab; d. Red.) im Pokal spielt, ich habe in der Liga gespielt. Und das ist gut so. Der Trainer hat seine Entscheidung getroffen.“ Und die wird Baumgart auch erst mal nicht mehr verändern. Hatte der HSV-Trainer beim 1:1 daheim doch ebenfalls erkannt: „Wir hatten heute wirklich einen sehr, sehr guten Torwart.“