„Bernada Albas Haus“: Beeindruckendes Theater am Schauspielhaus – mit Triggerwarnung
Unter jedem Dach ein Ach, spricht der Volksmund: Jede Familie hat ihre eigenen, spezifischen Probleme. Bei Bernada Alba und ihren fünf Töchtern hingegen muss es heißen: ach und ächer! So viel Frust, Neid, Missgunst, Intriganz, Herrschsucht muss man erst mal zusammenklauben …
Im Schauspielhaus hängt an den Garderoben die laminierte Triggerwarnung, dass hier gleich „Gewalt und Suizid“ auf der Bühne zu sehen sein werden. Oh ja, das tun sie! Vor allem ist es Psychoterror von außen und von innen, der den Figuren das Leben zur Hölle macht.
International gefeiert: Katie Mitchell führte Regie
Aber der Reihe nach: Das letzte Stück des spanischen Dichters Federico Garcia Lorca (1898-1936) thematisiert das Leid der Frauen in einer dörflichen, religiös geprägten Gemeinschaft. Nach dem Tod des Ehemanns übernimmt Bernada Alba das Kommando über ihr Haus und terrorisiert ihre Töchter. Angustias, die Älteste, stammt aus der ersten Ehe und ist Nutznießerin eines stattlichen Erbes. Die anderen vier Schwestern besitzen nichts.
Angustias ist kurz davor, den Dorf-Schönling Peter zu ehelichen. Der tut dies allerdings nur wegen des Geldes. Eigentlich ist er nämlich in die Jüngste, Adele, verschossen. Die Folge: Frust, Neid, Missgunst etc. Außerdem Gewalt und Suizid!
Die international gefeierte Regisseurin Katie Mitchell und ihr Team bringen die ganze Beengtheit der Situation schon visuell eindrucksvoll auf die Bühne, indem sie die Zimmer des Hauses realistisch abbilden – oben sieben Schlafzimmer, unten Esszimmer, Küche, das eiserne Hoftor. In den verschiedenen Räumen geschehen Dinge und Dialoge zeitgleich (Letztere sind aber so getaktet, dass sie verständlich bleiben). Immerzu ist Bewegung, ja Hektik. Der ganze Bühnenzauber – auch das genaue Spiel der Darstellerinnen – tickt wie ein fein getuntes Uhrwerk und ist höchst beeindruckend.
Glänzende Theaterkunst am Schauspielhaus
Höchst bedrückend ist dabei die Macht der Männer über Frauen, die sich hier in der Macht der Mutter über die Kinder spiegelt. Und deshalb bekommt die Inszenierung eine MOPO-Empfehlung mit Triggerwarnung: Betreten Sie unbedingt „Bernada Albas Haus“, wo Ihnen glänzende Theaterkunst geboten wird! Aber glauben Sie ja nicht, dass Sie fröhlicher rauskommen, als Sie reingegangen sind!
Schauspielhaus: 14.11. und 7./26.12., je 19.30 Uhr, 11-64 Euro