Miro Muheim und Davie Selke vor den HSV-Fans in Braunschweig
  • Ratlose Profis: Miro Muheim (l.), Davie Selke und die anderen HSV-Profis kassierten nach der Pleite in Braunschweig Pfiffe.
  • Foto: IMAGO / Lobeca

Pfiffe der Fans, miese Leistung in Braunschweig: HSV schlecht wie nie!

Wieder nichts. Stattdessen: alles noch viel schlimmer. So lässt sich der Auftritt des HSV in Braunschweig zusammenfassen, der die Profis und Trainer Steffen Baumgart in die erste tiefe Krise dieser Saison führte. Beim 1:3 (0:1) vor 22.418 Fans blieben die Hamburger über weite Strecken alles schuldig, was eine Spitzenmannschaft auszeichnet. Im Volkspark läuten die Alarmglocken.

Die Luft wird dünner, das wurde den Profis bewusst, als sie nach dem Desaster zu ihren 2500 Fans schlurften, die sich mit ihnen auf den Weg ins Stadion an die Hamburger Straße gemacht hatten. Erstmals in dieser Saison ertönen hörbare Pfiffe. Noch nicht so laut, dass die Trommelfelle gefährdet waren, doch die Reaktion darf als erstes klares Signal dafür gewertet werden, dass die Stimmung in Kürze kippen könnte. Irgendwann reicht es auch den treuesten Anhängern.

Der HSV hat seit vier Pflichtspielen nicht mehr gewonnen

„Dass die Wege zu den Fans schwerer werden, steht außer Frage“, erklärte der gefrustete Kapitän Sebastian Schonlau wenige Minuten nach dem Abpfiff. Ebenso wenig steht außer Frage, dass der HSV in dieser Verfassung auch im siebten Anlauf sein Ziel Bundesligaaufstieg verpassen wird. Nach den Pleiten in Elversberg (2:4) und Freiburg (1:2 im Pokal) sowie dem schmeichelhaften 1:1 gegen Nürnberg sitzt der Tiefschlag von Braunschweig extrem tief.


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Fehler über Fehler leistete sich der HSV. Das war der Hauptgrund für die Pleite, die mit einer vergebenen Hamburger Großchance auf den Weg gebracht wurde. Sekundenlang durfte Königsdörffer nach vier Minuten mutterseelenallein auf Braunschweigs Keeper Johansson zueilen, scheiterte aber an dem Schweden, der den HSV im Sommer verlassen hatte.

Königsdörffer vergab die Chance zur HSV-Führung

Es lässt sich hervorragend darüber spekulieren, was passiert wäre, wenn Königsdörffer getroffen hätte. Festzuhalten aber bleibt: Die fußballerisch im Vergleich zum HSV limitierte Eintracht fightete sich von Minute zu Minute stärker ins Spiel. Und wie schon so oft in der Vergangenheit hatte der HSV dem zu wenig entgegenzusetzen. Ein Muster, das sich wiederholt.

Schon nach 25 Minuten hätten die Gastgeber führen können. Doch nachdem Katterbach Köhler zu Fall brachte, hielt Keeper Heuer Fernandes Gómez‘ zu mittig geschossenen Strafstoß.

Philippe erzielte die Braunschweiger Führung gegen den HSV

Ein Weckruf, so hätte man meinen können. Das Gegenteil war der Fall. Meffert verstolperte die Kugel in der Vorwärtsbewegung, Philippe marschierte an Schonlau vorbei und traf trocken zur Braunschweiger Führung – das zu diesem Zeitpunkt dann schon verdiente 0:1 (35.).

Es war der Beginn einer aus HSV-Sicht grauenvollen Phase, die sich nach dem Wechsel nahtlos fortsetzte. Di Michele Sanchez hämmerte den Querschläger von Gómez im Stile eines Torschützen des Monats in die Maschen – 0:2 (49.).

Elfadli patzte vor dem Treffer zum 0:3

Kaufmann (52.) und Gómez (57.) hätten zügig erhöhen können. Das aber übernahm dann Philippe, nachdem Elfadli an der Mittellinie verheerend ins Leere gegrätscht hatte. 3:0 für Braunschweig (65.). Und Sprachlosigkeit bei den HSV-Vorständen Stefan Kuntz und Eric Huwer, die die Partie auf der Tribüne verfolgten.

Sie sahen dann eine Schlussphase, in der der HSV drückte. Aber eben erst dann. Poreba traf sehenswert zum 1:3 (73.). Und es hätte tatsächlich nochmal eng werden können. Doch der eingewechselte Stange scheiterte am starken Johannsson, der den Ball erst an die Latte und dann an den Pfosten lenkte (85.). Auch Selke scheiterte am Pfosten (88.), ehe erneut Stange per Kopf Johansson prüfte (90.). Über den Gesamteindruck konnte die Schlussphase aber nicht hinwegtäuschen.

HSV-Trainer Baumgart war nach der Pleite konsterniert

„Wir müssen in der Lage sein, unsere Fehlerketten zu unterbinden“, betonte der konsterniert wirkende Baumgart, der seinen Profis allerdings keine mangelnde Einstellung vorwerfen wollte: „Es geht hier um Fehler und nicht um Mentalität. Da würde ich schon unterscheiden.“

Der Trainer wird in den kommenden Wochen allerhand zu tun haben und er wird Lösungen präsentieren müssen, wie der HSV künftig erfolgreicher auftreten kann. 19 Zähler nach zwölf Spieltagen sind die schlechteste Bilanz, die die Hamburger jemals in ihrer Zweitliga-Historie aufwiesen. Was Braunschweigs Sven Köhler am Freitagabend nach dem Sieg erklärte, sprach Bände. „Wir wussten, dass der HSV Fehler machen würde“, ließ er wissen.

Der HSV empfängt nach der Länderspielpause Schalke

Die Augen werden nun auf Baumgart gerichtet sein, der Siege braucht, um nicht selbst heftig unter Beschuss zu raten. Schon gegen Schalke (23.11.), direkt nach der anstehenden Länderspielpause. Braunschweigs Daniel Scherning, früher Baumgarts Assistent in Paderborn, bewies jedenfalls ein feines Gespür, als er sich während der Pressekonferenz direkt an Baumgart wandte. „Danke für die Glückwünsche“, sagte Scherning. „Und alles Gute für die Phase, die jetzt kommt.“

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Nicht nur Scherning weiß: Es wird richtig ungemütlich im Volkspark.

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