Farbattacke auf einen Privatjet
  • Den Angeklagten drohen unter anderem für die Farbattacke auf einen Privatjet bis zu zwei Jahre Haft. (Archivbild)
  • Foto: picture alliance/dpa/TNN | Julius Schreiner

Privatjet besprüht: Tränen bei Sylt-Prozess gegen „Letzte Generation“

Sechs Aktivistinnen und Aktivisten kommen wegen Protestaktionen auf der Insel Sylt vor Gericht. Beim Prozessauftakt geben sie ihre Beteiligung an den Aktionen zu. Zum Teil unter Tränen.

Ein Flugzeug mit oranger Farbe besprüht und auf einem Golfplatz einen Baum und mehrere Blumen gepflanzt: Wegen dieser zwei Protestaktionen auf Sylt müssen sich seit dem Morgen drei Frauen und drei Männer der Klimaschutzgruppe „Letzte Generation“ vor Gericht verantworten.

Ziviler Ungehorsam aus Angst vor Klimakatastrophe

Fünf gaben am Morgen beim Prozessbeginn vor dem Amtsgericht Niebüll zu, an Aktionen auf dem Flugplatz der Insel im vergangenen Sommer beteiligt gewesen zu sein. Ein Angeklagter wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Aufgrund von Kapazitätsgründen wird nicht im Amtsgericht Niebüll selbst, sondern in einem Saal in Itzehoe verhandelt.

„Ich leiste zivilen Ungehorsam, weil ich Angst und Hoffnung habe“, begründete die Angeklagte Lilli G. ihre Beteiligung. Sie habe Angst vor der Klimakatastrophe und gleichzeitig Hoffnung, dass die Menschheit es doch noch schaffen könne.

Angeklagte: Elterngeneration hat versagt

Nach Ansicht der Angeklagten Regina S. haben die durchgeführten Protestaktionen auf Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht. „Im Grundgesetz steht, dass der Staat die Verantwortung trägt, für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen“, betonte sie. Allerdings schränke die Freiheit weniger Menschen, in Privatjets zu fliegen, die Freiheit vieler Menschen ein.

„Ich bin hier heute angeklagt und das macht mir höllische Angst“, so die Angeklagte. Doch auch das, was in der Welt passiere, mache ihr Angst. Und wenn die Menschen angefangen hätten, etwas gegen die Klimakatastrophe zu machen, hätte sie nicht protestieren müssen, rechtfertigte Regina S. ihr Handeln unter Tränen.

Der Elterngeneration und der Gesellschaft warf die 22-Jährige vor, versagt zu haben. „Ich bin aktiv, weil die älteren Generationen es nicht für mich gemacht haben“, erklärte die Angeklagte. Denn auch das Pariser Klimaschutzabkommen, das die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzen soll, sei gerissen.

Zwei Aktionen auf Sylt

Den drei Männern und drei Frauen wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, an zwei Aktionen im Juni 2023 beteiligt gewesen zu sein. Zunächst hätten sich die Angeklagten Zugang zum Sicherheitsbereich des Flughafens Sylt verschafft und dort ein Privatflugzeug mit oranger Farbe besprüht und verschiedene Banner angebracht. Dabei entstand den Angaben nach ein Sachschaden in Höhe von mindestens einer Million Euro an dem Flugzeug und etwa 3.700 Euro am zerschnittenen Zaun.

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Acht Tage später sollen die Angeklagten auf dem Golfplatz des Hotels Budersand in Hörnum mehrere Löcher gegraben sowie einen Baum und mehrere kleine Blumen gepflanzt haben. Dabei sei ein Schaden von gut 1.600 Euro entstanden. Der Prozess wird am Mittwoch und Donnerstag fortgesetzt. (dpa/mp)

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