Was verdient eigentlich ein DHL-Mitarbeiter in Hamburg?
Über Geld spricht man nicht? Oh, doch! Wir machen jede Woche mit Menschen aus Hamburg den Kassensturz.
Seit mittlerweile zwei Jahren arbeite ich neben meinem Studium als Videokodierer in einer DHL-Paketzentrale in Hamburg. Ich kümmere mich dabei um Briefe und Pakete, die nicht zugestellt werden konnten. Die häufigsten Gründe sind eine falsche Adresse oder ein fehlender Briefkasten, manchmal wurde aber auch die Annahme verweigert oder Pakete wurden zu lange nicht abgeholt. Es ist auch schon vorgekommen, dass Menschen verstorben oder umgezogen sind, weshalb die Post zurück an den Absender verschickt wird. Post für prominente Personen kann ebenfalls vor mir auf dem Fließband landen, wie zum Beispiel ein Brief an Stefan Raab letzte Woche.
Das Weihnachtsgeschäft ist bei uns die absolute Hochsaison, die den Alltag auf den Kopf stellt. Sobald der Herbst anbricht und die ersten Weihnachtswerbungen laufen, steigt bei uns die Auftragsflut spürbar an – und ab Mitte November geht’s dann richtig rund. Das bedeutet: mehr Stunden, mehr Druck und ein noch strafferer Takt.
Sechs Sekunden Zeit für ein Paket
Im Schnitt habe ich sechs Sekunden für ein Paket, um es mit einem Aufkleber und dem zugehörigen Rücksendegrund zu versehen: Auf einem Bildschirm wird mir meine Geschwindigkeit angezeigt, der rot leuchtet, wenn ich langsamer werde. Nicht ohne Grund ist vorgeschrieben, dass alle 50 Minuten eine zehnminütige Pause angelegt werden muss. Eine Schicht geht immer sechs Stunden – und das ist auch gut so, denn viel länger ist es schwierig, hochkonzentriert und präzise zu arbeiten.
In der Adventszeit wird oft aufgestockt, und der Betrieb läuft bis zu zwölf Stunden am Tag. Hinzu kommen oft Einsätze am Wochenende – das gehört zur Realität im Weihnachtsgeschäft. Urlaub oder freie Tage vor Weihnachten sind deswegen schwierig, Aushilfen und Saisonskräfte werden angeworben, damit wir die Flut bewältigen können. Immerhin gibt es an Weihnachten einen Feiertagszuschlag von 125 Prozent, womit sich mein Stundenlohn auf knapp 31 Euro erhöht. So kommt es nicht selten vor, dass ich Weihnachten am Fließband verbringe.
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Ich habe im Jahr 2023 als Werkstudent 14.553 Euro brutto verdient, für 60 Stunden im Monat inklusive Feiertags- und Wochenendzuschläge. Das ist zwar nicht viel, dafür bietet der Job viel Flexibilität für Studierende oder auch für Mütter, die nach der Arbeit ihre Kinder betreuen müssen.