Menschengruppe mit Plakaten
  • Die Linken-Spitzenkandidatinnen Heike Sudmann (vorne l.) und Cansu Özdemir (vorne r.) und das Linken-Team stellten die Kampagnenmotive vor
  • Foto: Lamprecht hfr

„In Fahrtrichtung links aussteigen“: Linke durch Trump und Ampel-Aus im Aufwind

„Wohnen wird ’n Heimspiel“ oder „Auf Hamburg sein Nacken“ – in den kommenden Wochen wird keiner an den Wahlplakaten der Linken vorbei kommen: 6000 Stück will die Partei zum Doppelwahlkampf in der Stadt aufhängen. Nun luden die Hamburger Linken zur Vorstellung der Motive – und erklärten ihr Vorhaben: „Wir wollen diesmal weit raus aus unserer linken Bubble“. So klein die Umfragewerte derzeit sind, so groß der Elan in Hamburg, denn: Trump und Ampel-Chaos haben eine unerwartete Nebenwirkung.

In den Bundestag, jedenfalls laut aktueller Umfragen, wird die Linke es diesmal wohl nicht schaffen, in Hamburg könnte es mit den fünf Prozent gerade noch so reichen für die Bürgerschaft. Der Zeitgeist drängt nach Rechts, trotzdem ist die Laune bei Hamburgs Linken bestens: „Wir werden demnächst 2000 Mitglieder haben“, freut sich Landessprecher Thomas Iwan: „Seit Trump und dem Ampel-Aus rennen neue Mitglieder uns die Bude ein.“

Hamburgs Linke meldet viele Neueintritte

2000 Linken-Mitglieder, das gab’s noch nie in Hamburg. Mehr als 100 Neueintritte gab es alleine in den vergangenen Tagen. Bundesweit verzeichnet die Partei fast 1400 Neumitglieder, seit dem Trump-Ampel-Doppelschock vergangene Woche.

Hat sich die Slogans mit ausgedacht: Werberin Heike Faust-Benecke von der Agentur Pfefferminz. Sie tritt selbst für die Linke an. Lamprecht hfr
Frau mit Lila Plakat
Hat sich die Slogans mit ausgedacht: Werberin Heike Faust-Benecke von der Agentur Pfefferminz. Sie tritt selbst für die Linke an.

Entsprechend motiviert präsentieren die Spitzenkandidatinnen Cansu Özdemir und Heike Sudmann die Plakate. 300.000 Euro gibt die Partei für die Kampagne aus, dafür gibt es originelle Wahlslogans, moderne Grafik – und Forderungen, die fast jeder unterschreiben kann: Die SAGA solle weniger Miete nehmen, statt jedes Jahr mehr als 200 Millionen Euro Überschuss für die Stadt einzusacken („Versaga”). Der HVV soll gratis für alle werden, Schwimmbäder ebenso („Auf Hamburg sein Nacken“), die Billstedter sollen medizinisch so gut versorgt werden wie die Blankeneser (die derzeit statistisch zehn Jahre länger leben), eine Straßenbahn soll die teure U5 ersetzen, für Spaziergänger soll es 10.000 neue Bänke geben, für Werkstätten günstige Mieten und Hamburgs alte Bäume sollen besser geschützt werden.

Doppelwahlkampf: „Sind vorbereitet“

Dass die Bundestagswahl plötzlich nur eine Woche vor der Bürgerschaftswahl stattfinden soll, sei ein „Lottogewinn“, sagt der Landessprecher: „Wir sind ohnehin im Wahlkampf, wir sind vorbereitet und unsere Themen sind bundesweit relevant.“ Spitzenkandidatin Heike Sudmann ergänzt: „Seit Trump und dem Ampel-Aus hat sich die Stimmung an den Wahlständen radikal gewandelt. Die Leute haben plötzlich Bock auf Politik, reißen uns das Material förmlich aus den Händen.“

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Diesmal, so der Plan, sollen auch Hamburger angesprochen werden, die eigentlich nicht zum typischen Linken-Klientel gehören: „Wir wollen raus aus der Bubble“, sagt Cansu Özdemir, ebenfalls Spitzenkandidatin: „Die Stadtgesellschaft soll erfahren, was wir wollen, und wo wir noch nicht so bekannt sind, machen wir auch Haustürwahlkampf.“ Besonders in den Großsiedlungen wollen sie Klinken putzen gehen: Dort, wo die SAGA-Mieter wohnen, die mit ihrer Miete für den üppigen Überschuss sorgen.

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