Der deutsche Staatsbürger wird bereits seit Mitte Oktober in Russland festgehalten. (Symbolfoto)
  • Der deutsche Staatsbürger wird bereits seit Mitte Oktober in Russland festgehalten. (Symbolfoto)
  • Foto: picture alliance / dpa | Anatoly Medved

Hamburger bereits seit mehreren Wochen in russischer Gefangenschaft

Ein 57-jähriger Hamburger ist in Russland wegen des Verdachts auf Terrorismus festgenommen worden (MOPO berichtete). Nun kam heraus: Nikolai G. aus Jenfeld wird bereits seit mehreren Wochen in Russland festgehalten.

Nikolai G. wurde von russischen Behörden festgenommen, als er in einem Ford Focus aus Polen nach Kaliningrad einreiste. Laut dem Föderalen Sicherheitsdienst der Russischen Föderation (FSB) wurden in seinem Fahrzeug 0,5 Liter Flüssigsprengstoff gefunden. Wie die MOPO erfuhr, befindet sich der Hamburger bereits seit Mitte Oktober in russischer Gefangenschaft.

Nikolai G. bereits seit mehreren Wochen in russischer Gefangenschaft

Nach Angaben des FSB soll G. im März 2024 einen Anschlag auf eine Gasverteilungsstation in der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad verübt haben. Der Auftrag dazu sei von einem ukrainischen Staatsbürger erteilt worden, der ebenfalls in Hamburg wohnhaft ist. Gegen G. wurde ein Strafverfahren wegen terroristischer Handlungen und Schmuggels von Sprengstoffen eingeleitet. Die Ermittlungen zu möglichen Komplizen dauern an.

Ein vom FSB veröffentlichtes Video zeigt die Festnahme: Zwei dunkle VW-Busse kesseln den Wagen des Hamburgers ein, Sicherheitskräfte zerren ihn aus dem Fahrzeug und halten seinen Kopf in eine Handykamera.

FSB hält Hamburger wegen Terrorismus in Russland fest

Nikolai G. kam 1990 mit seiner damaligen Frau aus der Ukraine nach Hamburg, berichtet die „Bild“. In seiner Heimat soll er als Geschichtslehrer tätig gewesen sein, in Deutschland arbeitete er als Bauarbeiter. 2008 erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft. Mit seiner Ex-Frau, die er 2008 geheiratet hatte, zog er drei Kinder aus einer früheren Beziehung groß. Die Ehe wurde 2015 geschieden. G. galt als sportlich und nahm als aktiver Ringer an Wettkämpfen teil.

Das Auswärtige Amt bestätigte die Inhaftierung von Nikolai G. und steht mit den russischen Behörden in Kontakt. „Der Fall des in Russland inhaftierten Deutschen ist dem Auswärtigen Amt bekannt. Unser Generalkonsulat in St. Petersburg hat konsularische Betreuung angeboten“, teilte eine Sprecherin mit. Der genaue Zeitpunkt der Verhaftung wurde nicht näher eingegrenzt.

Insgesamt habe das deutsche Außenministerium Kenntnis von einer niedrigen zweistelligen Anzahl an Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit, die derzeit in Russland inhaftiert seien. Zu Details über die Personen oder die Gründe für deren Inhaftierung wollte die Sprecherin wegen des Persönlichkeitsschutzes keine Angaben machen. 

Ausländer als Faustpfand?

In dem Konflikt zwischen Moskau und dem Westen wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine werden in Russland immer wieder Ausländer unter mehr oder weniger stichhaltigen Vorwürfen festgenommen. Oft wirkt es so, als sollten sie als Faustpfand für einen möglichen Austausch dienen. Bei einem großen Gefangenenaustausch Anfang August kam auch ein Mann aus Hamburg frei, der mit Hasch-Gummibärchen am St. Petersburger Flughafen festgenommen worden war.

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Die ukrainischen Geheimdienste haben während des Krieges schon mehrere Anschläge oder Sabotageakte in Russland verübt oder über angeworbene Helfershelfer ausführen lassen.

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