Steffen Baumgart im TV-Interview mit Simon Terodde
  • HSV-Trainer Steffen Baumgart teilte die Meinung von Sky-Experte Simon Terodde nicht.
  • Foto: Sky/Screenshot

Live im TV: Trainer Baumgart gerät mit Ex-HSV-Stürmer Terodde aneinander

Der Abpfiff war gut 20 Minuten her, das enttäuschende 2:2 (2:0) des HSV gegen den FC Schalke 04 natürlich noch nicht verdaut, da musste Trainer Steffen Baumgart zum Interview beim Pay-TV-Sender Sky erscheinen. Es ist das gewohnte Frage-und-Antwort-Spielchen. Diesmal aber ging es heiß her. In den Hauptrollen: Baumgart und Sky-Experte Simon Terodde, der in der Saison 2020/21 in 34 Spielen 24 Tore für den HSV geschossen hatte.

Baumgart hatte das Spiel über weite Strecken gut gesehen, „sehr gut sogar“, wie er in seinem Eingangs-Statement festhielt. „Es ist vieles von dem aufgegangen, was wir uns vorgestellt haben“, sagte er. „Zehn bis zwölf wilde Minuten“ habe es nach dem 1:2 gegeben, in denen man auch das 2:2 kassiert habe. „Danach hatten wir aber genügend Möglichkeiten, das Ding wieder für uns zu entscheiden. Das Ergebnis täuscht am Ende über die Leistung insgesamt hinweg.“

Terodde hatte sich lange Bälle auf Selke gewünscht

Terodde hatte die Sache dann doch etwas kritischer gesehen als der HSV-Trainer. Der Sky-Experte bemängelte die Art und Weise, wie der HSV vor allem in der zweiten Halbzeit gespielt habe. „Dann nehm‘ ich doch mal den Ball und hau’ den auf Davie Selkes Kopf“, merkte Terodde an und fügte hinzu: „Manchmal wünsche ich mir, dass man nicht nur von außen, sondern auch auf dem Platz ein bisschen Verantwortung übernimmt.“


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Eine Analyse, die Baumgart so gar nicht teilte. „Na ja, jetzt muss ich mal aufpassen“, versuchte der HSV-Trainer die Contenance zu wahren. „Dass die Jungs keine Verantwortung übernehmen, nur weil sie den Ball nicht lang schlagen, weil das deine Idee ist, ich weiß ja nicht.“ Baumgart führte weiter aus: „Ich glaube auch nicht, dass wir die zwei Tore gekriegt haben, weil wir langweilig gespielt haben, sondern wir haben in der Phase einfach nicht gut gedeckt.“ Teroddes Forderung nach langen Bällen sei daher „viel zu einfach“.

Baumgart zu Terodde: „So einfach wie du sehe ich es nicht“

„Aber du weißt doch, was ich meine“, unterbrach Terodde, um direkt wieder selbst unterbrochen zu werden. „Ja, ich weiß, was du meinst“, entgegnete Baumgart und wurde zunehmend ungehalten. „Du hast doch selbst gespielt“, fuhr er Terodde an und wollte sich kein weiteres Mal unterbrechen lassen. „Jetzt bin ich kurz dran“, stellte er klar. „Dass mir das Ergebnis nicht passt, ist auch klar, aber so einfach wie du sehe ich es nicht und darüber können wir auch gerne noch mal in Ruhe diskutieren, aber einfach nur den langen Ball auf Davie zu schlagen, das ist glaube ich nicht Sinn und Zweck der Sache. Es liegt an anderen Sachen.“

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Die Suche nach einem Erklärungsansatz für die immer wiederkehrenden Einbrüche in der zweiten Halbzeit führte Baumgart letztlich zu folgendem Satz: „Man muss auch mal ganz ehrlich sagen, dass wir im Moment einfach irgendwie Scheiße am Hacken haben.“ Ist es so einfach?

Baumgart würde lieber sagen: „Ihr könnt mich mal“

Die Tatsache, dass Sportvorstand Stefan Kuntz und Sportchef Claus Costa nach Spielende keine Interviews geben wollten, schien Baumgart nicht zu beunruhigen. „Ich spüre das volle Vertrauen“, sagte er. „Ich habe nicht das Gefühl, dass irgendeiner kein Vertrauen hat. Ich fühle mich stark genug, die Situation zu lösen und das ist auch meine Aufgabe.“

Die Nachfrage von Moderator Yannick Erkenbrecher, wie er es denn bewerte, dass sich seine Bosse nicht äußern wollen, musste Baumgart auch parieren. „Glauben Sie mir, wenn ich die Möglichkeit hätte …“, antwortete er. „Meinen Sie nicht, dass ich lieber freiwillig sagen würde: ,Ihr könnt mich mal!‘? Ich bin ja nicht unbedingt hier, weil ich es machen will, sondern weil ich es machen muss. Versteht mich nicht falsch, aber dass die beiden dann auch mal nicht reden wollen, sondern die Emotionen rausnehmen wollen, das ist doch auch klar. Das sollte man nicht überbewerten, finde ich.“ Das wird sich zeigen.

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Letztlich schien es, als wäre ein kleiner, abschließender und natürlich unabsichtlicher Tritt von Erkenbrecher in die Hacken von Baumgart der am wenigsten schmerzvolle Akt in diesem Interview für den HSV-Trainer gewesen. Ob er auch künftig als HSV-Trainer Interviews bei Sky geben wird, wird Stefan Kuntz entscheiden, der im Gegensatz zu seinem Trainer am Samstagabend stumm blieb. Vielleicht war das eine gute Entscheidung.

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