Handball-Krimi! HSV Hamburg besiegt Schwalb – der sorgt für Eklat
Es war ein Pflichtsieg, der extrem hart erkämpft und alles andere als normal war. Gegen den von Vereins-Legende Martin Schwalb trainierten HC Erlangen (bis dahin nur zwei Bundesliga-Punkte) gewann der Handball Sport Verein Hamburg vor 3107 Fans in der Sporthalle Hamburg, darunter viele alte Bekannte Schwalbs, mit 28:27 (11:12). Puh! Nicht schön, aber extrem wichtig, nicht nur wegen der Tabelle. Im Anschluss wurde es frostig.
Sie konnten vorab noch so viel behaupten, dass es ein ganz gewöhnliches Bundesliga-Spiel sei. Schon anderthalb Stunden vor dem Anwurf, als Schwalb sein erstes TV-Interview auf dem Feld seiner ehemaligen Handball-Heimat führte, spürte das HSVH-Führungsteam um Sportchef Johannes Bitter eine besondere Anspannung in der Luft. Motto: ER ist zurück – und WIR wollen ihn unbedingt schlagen!
Bemerkenswert: Trotz seiner langen und erfolgreichen HSVH-Vergangenheit begrüßte Schwalb vor dem Spiel keinen der Hamburger Verantwortlichen oder Spieler mit dem sportlich üblichen Handschlag. Als Erklärung sagte der sichtlich angefressene Gäste-Coach auf der Pressekonferenz nach der bittere Niederlage nur: „Ich bin Trainer von Erlangen und dementsprechend verhalte ich mich auch.“
Schwalb sorgt auf Pressekonferenz für Eklat
Der süffisante Konter von HSVH-Trainer Toto Jansen, der seinem Ex-Trainer Schwalb die Hand geben wollte, aber nur eine schlappe Faust zum eiskalten Gruß offeriert bekam: „Wenn man meint, das als Trainer von Erlangen so machen zu müssen, dann muss man das so machen…“ Ein Eklat nach einem hochemotionalen Handball-Nachmittag.
Zum Spiel: Zu Beginn schien Hamburg auch auf dem richtigen Weg zu sein, der HSVH führte direkt und kontrollierte bis zum 6:4 durch Jacob Lassen (11.) das Geschehen.
Handball-Bundesliga: HSV Hamburg schlägt Martin Schwalbs Erlangen
Doch kurioserweise kippte das Spiel nach dem 6:6 von Erlangens Wagner, das Schwalb mit ausgebreiteten Armen feierte. Nicolai Link sah nach einem rüden Foul die Rote Karte, Hamburgs Casper Mortensen vergab den folgenden Siebenmeter – und lud die Gäste so zurück ins Spiel ein.
Der HSVH, der das Comeback von Kreisläufer Andreas Magaard feiern konnte, erlaubte sich offensiv zu viele Fehler, die Erlangen angetrieben von Schwalb eiskalt ausnutzte. Beim Stand von 7:10 nahm Toto Jansen seine erste Auszeit. Bis zur Pause wurde es etwas stabiler, vor allem dank der Paraden von Keeper Robin Haug. Dennoch lautete es zur Halbzeit: Hamburg 11, Schwalb 12.
Haug und Ilic überragen beim Handball Sport Verein Hamburg
Am engen Spielstand änderte sich auch nach Wiederbeginn nichts. Erlangen wusste stets eine Antwort auf die Hamburger Tore, erst in der 43. Minute (18:17 durch Mortensen) ging Hamburg wieder in Führung, Schwalb nahm direkt eine Auszeit.
Angetrieben von Haugs Paraden (14, wurde zum Spieler des Spiels gewählt) und dem starken Zoran Ilic (sieben Tore) blieb der HSVH im Spiel, konnte sich aber nie absetzen, bei Erlangens erneuter Führung (22:23) in der 52. Minute hob Schwalb triumphal die Faust.
Doch auch am anderen Ende wurde sich gefreut – weil Erlangen zu ruppig wurde und Andersen per Doppelpack auf 26:24 drehen konnte. Schwalb wütete mit Händen auf dem Kopf wegen der Zeitstrafen, sein Ex-Klub nutzte sie, um sich am Ende hauchdünn durchzusetzen.
Schwalbs Abgang sorgt für Kopfschütteln
Der Wahnsinn: Erlangens Sander Overjordet hätte in der Schlusssekunde noch ausgleichen können, traf aber nur den Pfosten und die Sporthalle jubelte – 28:27, Zittersieg gegen Schwalb, der erlösende dritte Saisonsieg! Erleichterung pur.
Jansen frohlockte: „Es war ein enges Spiel. Am Ende muss man natürlich sagen, dass es ein glücklicher Sieg für uns ist. Dennoch war es Wahnsinn, was unsere Jungs gemacht haben.“
Schwalbs knappe offizielle Bilanz: „Glückwunsch an Hamburg, wir hätten einen Punkt verdient gehabt, ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Und: danke.“ Es folgten die knappen Worte zum Handschlag-Eklat und ein Abgang, über den in Handball-Deutschland wohl noch lange gesprochen werden wird.
Tore HSVH: Ilic (7), Mortensen (5/1 Siebenmeter), Andersen (5/1), Axmann (3), Lassen (3), Tissier (3), Magaard (1), Weller (1)