Von Mutter entführt? Die außergewöhnliche Suche nach der kleinen Tessa
Evert Hooijkamp ist verzweifelt: Schon seit mehr als einem halben Jahr ist die Tochter des Niederländers, die kleine Tessa Patschull, verschwunden. Die Polizei vermutet, dass sie in der Obhut der Mutter ist, die nicht das Sorgerecht hat. Und die Ermittler glauben, dass sie sich zusammen mit Tessa in ihrer alten Heimat Hamburg aufhalten könnten – daher haben sie ein eher ungewöhnliches Video auf diversen Social-Media-Plattformen veröffentlicht.
Es zeigt den Vater, wie er im Zimmer der mittlerweile Vierjährigen sitzt. Er schaut nach draußen, richtet aber immer wieder das Wort direkt an seine Tochter – und ihr Glückwünsche aus. Tessa, ein auf Fotos strahlendes Mädchen mit braunen Haaren und Augen, ist am heutigen Montag vier Jahre alt geworden.
„Ich vermisse dich, Tessa, genau wie der Rest der Familie“
„Ich bin hier in deinem Schlafzimmer, wo du seit mehr als sechs Monaten nicht geschlafen hast“, sagt Hooijkamp im Video. „Ich vermisse dich, Tessa, genau wie der Rest der Familie.“ Die Kamera schwenkt dabei wiederholt über Fotos und Spielsachen des kleinen Mädchens.
Doch wie kommt es, dass die holländische Polizei ein derartiges Video mit dem Vater produziert und auf Facebook und Instagram veröffentlicht? Gemessen an deutschen Standards ist das ein eher außergewöhnliches Vorgehen.
„Tessas Mutter ist aus Hamburg, sie ist immer noch sehr verbunden mit der Stadt und hat auch Familie dort“, sagt der niederländische Polizist Martin de Wit zur MOPO. „Darum – und wegen unserer bisherigen Ermittlungsergebnisse – glauben wir, dass sich Tessa und ihre Mutter im Raum Hamburg aufhalten können oder sich dort in den vergangenen Monaten aufgehalten haben.“
„Wir wollen die Menschen in Hamburg erreichen und hoffen auf einen Durchbruch“
Die Beamten hoffen, dass Mutter und Tochter gesehen wurden, und haben daher auch besagtes Video produziert und gezielt auf deutschen Social-Media-Kanälen veröffentlicht. „Wir wollen die Menschen in Hamburg mit unserem Fall erreichen und hoffen, dass das Video geteilt wird“, so de Wit. „Wir wissen nicht, wie es Tessa geht und hoffen auf einen Durchbruch in dem Fall.“
Das hofft auch Vater Evert Hooijkamp. Er hatte sich vor zweieinhalb Jahren von Tessa’s Mutter getrennt, sie hatten sich in einem anderen Teil Hollands kennen und lieben gelernt, lebten zusammen zuerst in Wales (Großbritannien), zogen zurück nach Holland, kauften schließlich ein Haus in Roermond (Provinz Limburg), ehe es zur Trennung kam.
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Die Trennung entfachte einen bis heute andauernden Streit darüber, wie oft Tessa jeweils bei Mutter und Vater sein sollte. Nachdem die Mutter das gemeinsame Kind am 19. April – nach einem verlängerten Osterurlaub in Hamburg – nicht wieder zurück zum Vater brachte, sprach ein Richter Hooijkamp das alleinige Sorgerecht zu.
Hooijkamp hofft, dass seine Tochter mithilfe des Videos gefunden wird und nach Hause zurückkehrt, lässt er über die niederländische Opferhilfe „Namens de Familie“ wissen. Und ergänzt: „Ich kann es kaum erwarten, sie wieder in meinen Armen zu halten.“
Hinweise nehmen die Ermittler unter der Tel. +31 (0) 79 345 98 00 entgegen. Auch die Hamburger Polizei hilft und ist für Hinweise an jeder Wache zu erreichen.