Duo verbannt, noch ein HSV-Coach raus: So lief das erste Training nach Baumgart
Merlin Polzin lächelt eigentlich immer, wenn er die Treppen hinabsteigt, die vom Volksparkstadion zu den Trainingsplätzen führen. Daher kann man nicht sagen, dass das Strahlen im Gesicht des 34-Jährigen an diesem Dienstag um 13:52 Uhr größer war als sonst. Der Gesichtsausdruck des Interimstrainers verriet aber: Polzin ist bereit für die Aufgabe. Und das zeigte sich dann auch auf dem nassen Grün. Bei der ersten Einheit nach der Entlassung von Ex-HSV-Chefcoach Steffen Baumgart waren personelle Härtefälle zu beobachten.
Auch Jonas Meffert fehlte beim Auftakt in die Trainingswoche im Kreise der Mannschaft. Der Abräumer war aber immerhin kurz mit draußen. Nach seinem Sturz auf den linken Arm in der Vorwoche konnte er gegen Schalke 04 (2:2) zwar spielen, beklagte im Anschluss an das letzte Spiel unter der Regie von Baumgart aber wieder stärkere Schmerzen. Daher wird Meffert vorerst in Watte gepackt, damit er am Sonntag in Karlsruhe wieder spielen kann.
Öztunali und Heyer trainieren nur noch bei der HSV-U21
Definitiv nicht dabei sein werden Levin Öztunali und Moritz Heyer. Das Duo, das gegen S04 zum wiederholten Male im Kader gefehlt hatte, darf ab sofort nur noch bei der U21 mittrainieren. Die Entscheidung, Uwe Seelers Enkel und den Allrounder aus dem Kreis der Profis zu verbannen, wurde nach der Freistellung von Baumgart getroffen. Die Bosse um Sportvorstand Stefan Kuntz senden damit das klare Signal aus, dass Öztunali und Heyer sich einen neuen Klub suchen können. Der Druck auf das Duo, das diese Saison kaum eine sportliche Rolle spielt, wird massiv erhöht.
Interne Verfehlungen haben sich die beiden Profis, die am Vormittag schon nicht mehr bei Polzins Ansprache in der Kabine dabei waren, nicht geleistet. Man plant beim HSV schlicht nicht mehr mit ihnen, obwohl beide noch einen Vertrag bis 2026 besitzen. Die Wechselkandidaten William Mikelbrencis, Anssi Suhonen und Nicolas Oliveira dürfen dagegen weiterhin dabei sein. Ohne Meffert, Heyer und Öztunali übernahm am Dienstag Jan Hasenkamp, eigentlich Athletiktrainer der HSV-U21, das Aufwärmen. Der Grund: Der bisherige Profi-Athletiktrainer Daniel Müssig ist neben Baumgart, seinen Assistenten René Wagner und Kevin McKenna (vorerst) ebenso nicht mehr Teil des Trainerteams.
Daniel Müssig vorerst nicht mehr im HSV-Trainerteam
Der HSV schließt eine Rückkehr des 42-Jährigen, der seit 2015 Athletiktrainer der Profis ist, nicht aus, hat Müssig nicht entlassen – hält sich zu den Gründen der zunächst beendeten Zusammenarbeit aber bedeckt. Fortan werden sich Rehacoach Sebastian Capel und eben Hasenkamp um die athletischen Belange der Profis kümmern. Capel übte am Dienstag individuell mit Valon Zumberi und später mit Miro Muheim, der leichte Adduktorenprobleme beklagte.
Beim Fang-Spiel, das Polzins Assistent Loic Favé zu Beginn der Einheit mit Kommandos begleitet hatte, war Muheim aber noch dabei. Zwei Tage nach der Entlassung Baumgarts war während der Übung schon wieder Gelächter unter den Profis zu hören, es wurde geklatscht und anschließend fokussiert am Passspiel gearbeitet. Kuntz, der weiter auf der Suche nach einem neuen Cheftrainer ist, betrat um 14:23 Uhr den Trainingsplatz und schaute an der Seite von Sportdirektor Claus Costa und Sportpsychologin Chiara Behrens de Luna bei der Premieren-Einheit von Polzin und Favé zu. Auch der bisherige U21-Co-Trainer Richard Krohn war dabei und ist erst einmal Teil des Profi-Trainerteams.
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Polzin und Favé, dessen U21 vor der Winterpause noch drei Spiele zu absolvieren hat, ließen die HSV-Profis zum Abschluss der Einheit auf einem großen Feld in zwei Teams gegeneinander spielen. Um 15:11 Uhr, nach nicht einmal eineinhalb Stunden, war das erste Training der Woche beendet. An den Abläufen, die noch Baumgart für die Tage vor der KSC-Reise festgelegt hatte, ändern die Coaches erst einmal nichts. Am Mittwoch wird um 11 Uhr trainiert.