„Komplett skandalös!“ Ärger um drastische Regeländerungen im Wintersport
Spektakuläre Comebacks, geänderte Startreihenfolgen und ein Hauch von Tour de France – in vielen Wintersportdisziplinen haben die Verbände am Regelwerk geschraubt. Die MOPO liefert einen Überblick über die wichtigsten und umstrittensten Regeländerungen.
SKI ALPIN
Marcel Hirscher und Lindsey Vonn wagen die Weltcup-Rückkehr: Die neue Wildcard-Regel ermöglicht spektakuläre Comebacks von Ski-Stars, die mindestens zwei Jahre keine Rennen mehr gefahren sind. Für das gesamte Fahrerfeld gilt zudem: In Speed-Disziplinen ist der Airbag verpflichtend, die Doppel-Abfahrten wurden wegen der Verletzungsgefahr abgeschafft. Und bei der WM löst eine Team-Kombination die Einzel-Kombination ab.
SKISPRINGEN
Eine Änderung sorgt für Unverständnis bei den Athleten: Bei unsauberer Landung – beispielsweise einem „geschummelten“ Telemark – ziehen die Sprungrichter drei statt zwei Punkte ab. Bei weiten, schwer zu stehenden Sprüngen droht damit eine zusätzliche „Bestrafung“. „Das finde ich total bescheuert“, polterte Markus Eisenbichler. Außerdem sind in der gesamten Saison sind nur noch zehn Sprunganzüge erlaubt. So sinken die Materialkosten, was für mehr Chancengleichheit sorgen soll.
BIATHLON
Der Weltverband IBU testet bis zum Jahresende eine neue Startreihenfolge. Die besten 15 Athletinnen und Athleten der Gesamtwertung laufen im Sprint und im Einzel in der dritten Startgruppe los. Bislang hatten die Topleute diese frei wählen dürfen, meist entschieden sie sich aus Angst vor nachlassender Strecke für eine niedrige Startnummer. Die Änderung verspricht packende (TV-)Bilder – doch es gibt Kritik: DSV-Athlet Johannes Kühn findet es „nicht ideal“, Frankreichs Teamchef Stephane Bouthiaux nannte es im „Nordic Magazine“ gar „komplett skandalös“.
Über 50 Regeländerungen im Rodeln
RODELN
Im Eiskanal gibt es 51 (!) Regeländerungen, im Fokus steht auch hier die angepasste Startreihenfolge: Die zwölf Weltcup-Besten werden im ersten Lauf hinter die besten Fünf des Nationencups gelost. So sollen Bremsmanöver bei warmen Bedingungen, um im zweiten Lauf eine bessere Startposition zu haben, vermieden und Rennen insgesamt kürzer werden. Darüber hinaus ersetzt der Mixed-Wettkampf den Sprint.
BOB
Im Zweier sind am Schlitten nur noch vier Anbindungen zwischen Metallfahrwerk und Carbonhaube erlaubt. Diese technische Änderung zwingt einzig das deutsche Team zum Handeln – und könnte zum Nachteil werden.
LANGLAUF
Die Etappen der Tour de Ski (28. Dezember bis 5. Januar) finden nur in den italienischen Orten Toblach und Val di Fiemme statt, um den Reisestress zu verringern. Außerdem gibt es ein Berg- und Sprint-Trikot – wie bei der Tour de France.
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NORDISCHE KOMBINATION
Neben den Bewertungsvorschriften der Sprünge, die denen der Skispringer entsprechen, wird Mitte Januar beim Weltcup in Schonach des „common waxing“ getestet: Im Langlauf werden alle Ski gleich präpariert. (SID/js)