Meinung: Schiri Zwayers fehlende Einsicht schadet der gesamten VAR-Debatte
Einsicht, so heißt es, ist der erste Weg zur Besserung. Vielleicht will sich Felix Zwayer gar nicht mehr verbessern, man weiß es nicht. Schließlich ist er schon FIFA-Schiri, pfeift von Bundesliga über Länderspiele bis Champions League alles, was man halt so pfeifen will als Referee. Da kann nicht mehr viel kommen. Und dennoch: Es wäre wohltuend gewesen, wenn der Unparteiische aus Berlin Einsicht gezeigt hätte bei St. Paulis 3:1 gegen Kiel am Freitagabend.
Denn es war ein klares Foul von Kiels Geschwill an Hauke Wahl im Gäste-Strafraum in Minute 26, unzweideutig identifizierbar auf den TV-Bildern, die zeigten, dass der Kieler den Hamburg dergestalt mit dem Fuß traf, dass dieser sich fast schon unappetitlich verkrümmte. Zwayer pfiff nicht.
Er ließ auch keine VAR-Intervention von Felix Brych zu, denn: „Ich stand ziemlich gut in der Szene“, argumentierte Zwayer. Der Kontakt sei eindeutig dagewesen, aber nicht so ganz hart. „Der Treffer reicht in der Intensität nicht, um Elfmeter zu geben.“ Auch im Nachhinein würde er nichts ändern wollen, „es mag aber auch andere Meinungen geben“.
Zwayer bewerte Foul an Wahl falsch
Stimmt. Und auch wieder nicht. Denn hier geht es nicht um eine Meinung, sondern um eine Regel. Und die, erklärte St. Paulis Coach Alexander Blessin, sei vor gerade einmal zwei Wochen den versammelten Bundesliga-Trainern von der Schiedsrichter-Zunft erklärt worden. Dass es nämlich in exakt solchen Situationen Elfmeter zu geben habe. Punkt. Da ist es irrelevant, ob irgendwer der Meinung ist, das sei so nicht nach seinem Gusto.
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Es war im Übrigen nicht das erste Mal, dass Zwayer am Millerntor einen Videobeweis quasi verweigerte. Vor exakt einem Jahr, im Derby gegen den HSV, hatte Karol Mets in der Entstehung des Treffers zum 1:0 durch Jackson Irvine Gegenspieler Jonas Meffert mit dem Ellbogen in der Halsgegend getroffen und so geblockt. Auch diese Situation meinte Zwayer, exakt gesehen zu haben. Gepfiffen hat er nicht.
Felix Zwayer lag schon einmal am Millerntor gravierend daneben
In Kollegenkreisen hieß es später, Zwayer habe „eine unglückliche Figur“ abgegeben. So etwas sei jedem Schiedsrichter dieser Welt zugestanden, unglückliche Figuren liefern auch Profi-Fußballer an jedem Spieltag zuhauf. Nun gibt es für Spieler nicht, wohl aber für Referees Hilfsmittel, die eben jene unglücklichen Figuren vermeiden können – wenn man sie denn zurate zieht.
Warum Felix Zwayer dies nicht tat, weder am 1. Dezember des vergangenen Jahres noch am 30. November 2024, wird ein Rätsel bleiben. Und denjenigen Argumente liefern, die Sinn und Zweck des VAR schon lange in Frage stellen.
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