„Welle nicht unterbrechen“: HSV-Boss Kuntz lässt Polzin hoffen
Ein Lächeln huschte über das Gesicht von Stefan Kuntz in Karlsruhe. Der Sportvorstand des HSV hatte allen Grund mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden zu sein. Und auch mit der Leistung des Interimstrainer-Teams. Dürfen Merlin Polzin und sein Assistent Loic Favé die Mannschaft nun auch am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen Darmstadt 98 betreuen? Kuntz öffnete dafür zumindest die Tür.
„Wir haben es sehr dominant gemacht, wenn auch nicht komplett fehlerfrei“, analysierte Kuntz am Mikrofon des ARD-Hörfunks die Leistung beim 3:1-Sieg in Karlsruhe. „Ich hatte heute das Gefühl, dass alle in die gleiche Richtung marschieren, nämlich nach vorne.“
Kuntz spricht über Polzins Chancen auf den Chef-Job
Ganz sicher war das ein Verdienst von Polzin und Favé, die die Spieler mit individuellen Videos auf das Spiel eingeschworen hatten, verloren gegangenes Selbstvertrauen und Gemeinschaftsgefühl damit in die Mannschaft zurückholen konnten. „Es war eine Klarheit da“, befand Kuntz. „Das System ist ein bisschen verändert worden. Nach den vielen Gesprächen haben sich die Jungs wieder auf Fußball konzentriert, haben frei und mit viel Spaß gespielt.“
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Die Frage, ob Polzin eine echte Chance habe, Cheftrainer auf Dauer zu bleiben, wollte Kuntz nicht explizit kommentieren. „Erst einmal haben wir das noch nie dementiert, dass er eine Chance hat“, entgegnete der 62-Jährige. Er wolle aber keine Entscheidung aus der Emotion heraus treffen.
Große Mehrheit der HSV-Fans lehnt Labbadia ab
Klar ist, dass Kuntz auch mit seinem langjährigen Freund Bruno Labbadia darüber spricht, ob dieser zum dritten Mal den Trainerjob beim HSV antritt. In den Verhandlungen ist man offenbar relativ weit fortgeschritten, Labbadia soll großes Interesse zeigen. Kuntz aber wird auch bemerkt haben, dass die große Mehrheit der HSV-Fans sich eine andere Lösung wünscht. Kommentieren wollte der Sportvorstand die Meldungen über Labbadia am Sonntag nicht.
Klar hingegen ist die Erwartung des Bosses. „Wir wollen einen begeisternden Fußball sehen“, sagte Kuntz in Karlsruhe, „so wie heute. Ich denke, dass der Kader das Zeug hat, um oben mitzuspielen.“ Noch stärker als zuvor machte der Europameister von 1996 auch deutlich, dass es eine Team-Entscheidung sei und er dabei eng mit Sportdirektor Claus Costa, Finanzvorstand Eric Huwer und dem Aufsichtsrat zusammenarbeite.
Kuntz macht dem HSV-Duo Polzin und Favé Hoffnung
„Lassen Sie uns das in Ruhe entscheiden, und ich glaube, dass wir eine gute Entscheidung hinbekommen“, sagte Kuntz. „Ich bin jetzt ein halbes Jahr in Hamburg und kann auch sehr viel noch von Leuten entgegennehmen, die Hamburg sehr viel länger kennen, damit wir dann bei der nächsten Trainerentscheidung gut gewappnet sind und das Ziel vom HSV, diesen Aufstieg, endlich hinbekommen.“
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Ein zeitliches Ziel für die Trainer-Entscheidung gebe es weiterhin nicht. „Wir hüpfen nach dem Spiel heute nicht aus der Hose und tanzen durch die Gegend, es war trotzdem ein sehr wichtiger Sieg“, hielt Kuntz abschließend fest. „Du kannst ja letztlich quatschen wie du möchtest, letztlich sind es die Siege, die zusammenschweißen. Und auf jeden Fall werden wir nicht versuchen, so eine Welle zu unterbrechen.“ Ein letzter Satz, der Polzin und Favé hoffen lässt, denn sie haben diese Welle schließlich erst wieder in die richtige Richtung gelenkt.