„Märchen wird zur Horror-Story”: Das unwürdige Hamilton-Ende bei Mercedes
Manchmal kann Lewis Hamilton selbst nicht glauben, wie langsam er auf seinen letzten Metern im Mercedes ist. „Ist mein Auto kaputt?“, fragte der Rekordweltmeister zuletzt in Katar hilfesuchend, als er der Spitze mal wieder weit hinterherfuhr. Leider nein, so ungefähr lautete die Antwort im Teamfunk – der einst schnellste Mann der Welt gibt nicht nur sich selbst gerade einige Rätsel auf.
„Großartige Märchen“ habe der siebenmalige Champion in seiner Karriere schon geschrieben, kommentierte die englische „Daily Mail“ zuletzt, „doch jetzt ist er in seiner eigenen Horror-Story gefangen.“ Das letzte Kapitel dieser Story wird nun in Abu Dhabi geschrieben, nach dem Saisonfinale am Sonntag (14 Uhr/Sky) wechselt Hamilton zu Ferrari.
Dieser Transfer des prominentesten Fahrers zum berühmtesten Rennstall ist eigentlich ein Ereignis von maximaler Größe für die Formel 1 – aktuell fragt sich die Szene aber eher, was für einen Piloten die Scuderia da bekommt. „Was ist los mit ihm“, schreibt etwa die Mail, „ist es vielleicht das Alter?“
Lewis Hamilton verliert Vergleich mit George Russell deutlich
Anfang Januar wird Hamilton immerhin schon 40 Jahre alt, und im Leistungsvergleich mit seinem jüngeren Teamkollegen George Russell fällt er in dieser Saison doch deutlich ab. Gerade in den Sozialen Medien ist in diesem Zusammenhang aber auch noch eine andere Erzählung entstanden: Hamilton wird, weil er ohnehin bald zum großen Konkurrenten wechselt, von Mercedes systematisch benachteiligt.
Toto Wolff, Chef bei den Silberpfeilen, reagierte am vergangenen Wochenende belustigt. „Manche meinen, dass sie Verschwörungstheorien spinnen müssen“, sagte der Österreicher, das seien aber „Idioten“, die „noch nie einen Fuß in ein Rennauto gesetzt haben.“
In der Tat hat ja auch Mercedes nur Nachteile von konstant schwachen Leistungen seines Piloten, auch dort ist man auf Ursachenforschung. Dass es nicht mehr läuft, könne mit Hamiltons Fahrstil und der aktuellen Generation der Formel-1-Autos zusammenhängen. „Er bremst gerne spät“, sagte Wolff, „das Auto verträgt das nicht so gut.“
Mercedes-Chef Toto Wolff spricht von einem „Verfallsdatum“ bei Hamilton
So schmerzhaft die vergangenen Monate indes für Hamilton sind, für Mercedes erleichtern sie den Abschied nach zwölf in der Mehrzahl immer noch großartigen Jahren zweifellos. Hamilton hinterlasse „ein Vermächtnis, das über unseren Sport hinausgeht“, sagt Wolff. Und als der Wechsel vor zehn Monaten bekannt wurde, wirkte das wie der größte Verlust, den ein Formel-1-Team erleiden könnte: Diese Strahlkraft und auch die sportliche Klasse künftig bei der Konkurrenz.
Noch immer dürfte Hamilton der berühmteste Rennfahrer der Welt sein, mittlerweile begleiten ihn aber eben auch Zweifel an seiner Leistungsfähigkeit. Befeuert hatte diese nicht zuletzt Wolff, der in einem Buch im Zusammenhang mit seinem einstigen Dauersieger von einem „Verfallsdatum“ sprach. Wolff relativierte die Aussage später wortreich, hängen geblieben ist sie dennoch.
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Es ist also in verschiedener Hinsicht kein einfaches letztes Jahr bei Mercedes. Und einen Erfolg zum Abschied am Sonntag will Hamilton schon gar nicht mehr erwartet. „Ich denke nicht, dass es mit einem Höhepunkt endet“, sagte er: „Es wird einfach nur enden.“ (SID/js)