St. Pauli gegen Bayers breite Brust und eine fast 50 Jahre währende Misere
Möglicherweise ist es ein Vorteil, dass sich St. Pauli als Gegner von Bayer Leverkusen zwischen große Namen wie den FC Bayern und Inter Mailand einreiht. Relativiert wird dies aber durch die aktuelle Verfassung des amtierenden Meisters – und eine seit fast 50 Jahren anhaltende Misere.
Man schrieb den 13. März 1976, als der Kiezklub bei der Werkself mit 3:2 gewann. Heino Hansen, Rolf Höfert und Horst Neumann hießen die Torschützen für die Hamburger, bei denen auch der langjährige MOPO-Reporter Buttje Rosenfeld mitwirkte. Es war ein Duell der 2. Liga Nord – und das erste und einzige Mal, dass es für Braun-Weiß am Rhein die volle Punktzahl gab.
Im April 2011 verlor St. Pauli bei Bayer mit 1:2
Danach gab es maximal noch einen Zähler (drei Mal), die übrigen vier Partien aber gingen verloren. Zuletzt im April 2011, als Charles Takyi zwar die Führung gelang, Bayer aber durch Treffer Stefan Kießling und Lars Bender die Partie noch drehen konnte. Unter anderem Michael Ballack und Arturo Vidal kickten seinerzeit noch für das von Jupp Heynckes trainierte Star-Ensemble.
Inzwischen hat bekanntlich Xabi Alonso das Sagen. Und der Spanier hat mit seinen Jungs nach zwischenzeitlichen Problemchen wieder vollends in die Erfolgsspur zurückgefunden. Den besten Beleg dafür gab es am Dienstagabend beim 1:0-Erfolg im DFB-Pokal beim FC Bayern, der die eh schon breite Bayer-Brust noch weiter anschwellen ließ.„Wir sind wieder so drauf, dass wir sagen, wir gewinnen auch die dreckigen Dinger“, befand Nationalspieler Robert Andrich im Anschluss. „Das ist auch entscheidend.“
Bayers Jonathan Tah noch sieglos gegen St. Pauli
Einer, für den die St. Pauli-Partie in gewisser Weise etwas Besonderes wird, ist Jonathan Tah. Der ist gebürtiger Hamburger, bekanntlich mit HSV-Vergangenheit – und gegen den einstigen Stadtrivalen noch sieglos. Wobei die bisherigen Duelle mit Braun-Weiß aus seiner U19-Zeit stammen, in der Saison 2012/13 gab es ein 1:1 zu Hause und ein 0:1 auswärts, damals noch im Sternschanzen-Park. Das wird der mittlerweile 28-Jährige zu korrigieren versuchen. Voller Optimismus.
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„Wir haben akzeptiert, dass es einfach nicht so wie in der letzten Saison geht, dass es gefühlt wie von selber passiert, dass wir jedes Spiel drehen, wenn wir im Rückstand sind, sondern dass wir uns das und auch das Glück wieder erarbeiten müssen“, erklärt der Abwehrchef. „Wir spielen einfach mit sehr viel Selbstbewusstsein. Es hat sich ein gewisses Selbstverständnis entwickelt, dass wir eben keine Angst haben und mutig sind, dass wir versuchen, unser Spiel zu machen.“
Das, so Tah weiter, habe „viel mit dem Kopf zu tun“. Was der FC St. Pauli zu spüren bekommen soll. Wie so oft in den letzten knapp 50 Jahren.