Frech, frivol und hintersinnig: „Die Comedian Harmonists“ begeistern in Kammerspielen
Jubel, Applaus und Standing Ovations für „Die Comedian Harmonists“. Mit der Geschichte des legendären Berliner Vokal-Sextetts haben die Kammerspiele einen Abend zum Freuen und Frösteln geschaffen. So ergreifend, dass einige Zuschauerinnen und Zuschauer sich am Premierenabend verstohlen die Tränen aus den Augen wischten.
Als charmante „Harmonists“ machen die sechs spielfreudigen Schauspieler einen fabelhaften Job. Ob „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Schöne Isabella“ oder „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“ – mit den frech-frivolen und hintersinnigen Songs, mit denen die Weltstars der frühen 30er Jahre ihr Publikum „verhexten“, begeistert das Ensemble (unter der musikalischen Leitung von Jan-Christof Scheibe) die Theaterbesucher. Wobei Jonathan Wolters in der Rolle des Pianisten Erwin Bootz den Ton angibt und die Gruppe bei Unstimmigkeiten zum Durchhalten mahnt.
„Die Comedian Harmonists“: Mehr als humorvolles Entertainment
„Schön klingende Stimmen für einzig dastehendes Ensemble“ gesucht: Per Annonce lädt Harry Frommermann (Andres Vercoutere) 1927 Berufssänger zum Vorsingen in sein bescheidenes Mansardenzimmer mit Grammophon (Bühne: Birgit Voß). So lernt er den Bass Robert Biberti (Dominic Angler) kennen. Gemeinsam mit den anderen arbeiten sie an der Verwirklichung ihres Traums: der Bildung eines Vokalensembles nach dem Vorbild der amerikanischen „Revellers“. Der Weg zum Ruhm ist hart erkämpft. Das Stück erzählt von bis in den frühen Morgen andauernden zermürbenden Proben, von Streit und Spannungen, Misserfolgen und Karriere-Highlights.
Kurze Szenen – in denen Ingo Meß von der Zimmerwirtin bis zum SA-Mann zehn unterschiedliche Rollen spielt – reihen sich in dem Erfolgsstück von Gottfried Greiffenhagen und Franz Wittenbrink (musikalische Einrichtung) nahtlos an Evergreens und Ohrwürmer.
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Doch die Aufführung (Regie: Cornelia Schirmer) ist mehr als humorvolles Entertainment. Sie ist auch eine Warnung vor der Wiederholung der Geschichte. Die auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs durch den Terror des Nazi-Regimes erzwungene Auflösung der Comedian Harmonists, weil drei von ihnen Juden sind, macht eindringlich und beklemmend deutlich: Hetze und Hass spalten am Ende die Gesellschaft. Damals wie heute.
Kammerspiele: bis 10.1.25, div. Termine u. Uhrzeiten, Karten 17-50 Euro, Tel. (040) 4133440, hamburger-kammerspiele.de
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