Hefti kann Kuntz-Wunsch nicht erfüllen: Profitiert er jetzt von einem HSV-Patzer?
William Mikrelbrencis unterlief ein folgenschwerer Fehler: Da er sich bei einer Darmstädter Flanke verschätzte, traf Killian Corredor zum 2:2-Endstand. „Der Junge weiß, dass er das besser verteidigen kann“, urteilte Merlin Polzin hinterher, ohne dem Franzosen harte Vorwürfe zu machen. Vielmehr fand der HSV-Trainer viele lobende Worte. Ein Indiz für weitere Startelf-Einsätze – trotz des Patzers? Eigentlich war Silvan Hefti vor der Saison als Stamm-Rechtsverteidiger geholt worden. Doch ein Wunsch von Stefan Kuntz wird definitiv unerfüllt bleiben.
Nach einer echten Konstante hatten der Sportvorstand und sein Sportdirektor Claus Costa im Sommer gefahndet. Weil sich Ignace Van der Brempt nach seinem Leihjahr wieder verabschieden musste, scannte der HSV den Markt neu – in der Hoffnung, einen Rechtsverteidiger zu finden, der bestenfalls über 30 Spieltage hinweg auf hohem Niveau performen kann, der keine großen Leistungsausreißer nach unten hat, sondern bisweilen sogar nach oben.
Der HSV überwies für Hefti 1,2 Millionen Euro nach Genua
Kuntz und Costa wurden in Italien beim CFC Genua fündig, lotsten Hefti gegen die Zahlung von 1,2 Millionen Euro nach Hamburg. Und tatsächlich: Nach kurzer Eingewöhnungszeit spielte sich der Schweizer in die Startelf, war von Zweitliga-Spieltag drei bis sechs stets Bestandteil der Anfangsformation. Die Leistungen waren nicht begeisternd, aber solide. Konstant eben – wie erhofft. Doch nach einer Partie auf der Bank, dem 2:2 gegen den SC Paderborn Ende September, wurde Hefti von Rückenproblemen zurückgeworfen. Der 27-Jährige verpasste sechs Pflichtspiele.
Offensichtlich läge man daneben, wenn man Hefti vorwerfen würde, dass er beim HSV bisher noch nicht das zeigen konnte, was sich die Verantwortlichen von ihm erhofften: Beständigkeit in der Leistung über einen langen Zeitraum. Durch schwere Verletzungen war der Sommer-Zugang in seiner Karriere noch nicht aufgefallen, so ein langer Ausfall konnte bei seiner Verpflichtung also nicht in die HSV-Planungen mit ihm eingepreist werden. Bitter war der bisherige Saisonverlauf für Hefti aber allemal. Zumal er bei seinem Joker-Comeback gegen Schalke 04 (2:2) wackelig agierte.
Polzin setzte bisher auf Mikelbrencis – und verteidigt ihn
Nach diesem Remis trennte sich der HSV von Ex-Trainer Steffen Baumgart. Und dessen Nachfolger Merlin Polzin setzte anschließend – während Hefti zweimal über 90 Minuten draußen blieb – sowohl in Karlsruhe (3:1) als auch gegen Darmstadt auf Mikelbrencis. Der 20-Jährige hatte sich das erneute Startelf-Mandat mit einem beherzten Auftritt beim KSC verdient. Anschließend stellte Kuntz sogar einen Verbleib des Wechselkandidaten über den Winter hinaus in Aussicht. Die Partie am Sonntag offenbarte aber, dass Mikelbrencis ebenso noch eines abgeht: Konstanz.
Das ist grundsätzlich nachvollziehbar bei einem immer noch sehr jungen Spieler. „Willy lässt sein Herz auf dem Platz, der versucht, alles bestmöglich in seiner Leistung zu bringen“, wollte Polzin Mikelbrencis’ dürftige Leistung nicht auf den Fehler vorm zweiten Gegentor reduzieren. „Es liegt mir fern, einzelne Spieler rauszupicken oder verantwortlich zu machen für gewisse Dinge.“ Der Punktverlust gegen die „Lilien“ ist eindeutig nicht nur Mikelbrencis anzulasten. Der Youngster hatte wie in Karlsruhe einige gute Ansätze, aber auch einige Ballverluste vor und nach dem 2:2-Tor.
HSV-Duell: Wer läuft in Ulm als Rechtsverteidiger auf?
„Wir sind als Mannschaft zurückgekommen und das steht für mich im Vordergrund“, hob Polzin hervor, wie der HSV mit vielen Siegtor-Chancen auf den Ausgleich reagiert hatte. „An allem anderen versuchen wir weiterzuarbeiten.“ Der Coach weiß, dass Mikelbrencis weitere Entwicklungsschritte zu gehen hat. Kurzfristig muss er nun entschieden, ob er Mikelbrencis auch am Samstag (13 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) in Ulm noch einmal das Vertrauen schenkt.
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Die Alternative hieße Hefti, der es (ohne eigenes Verschulden) schon gar nicht mehr auf 30 konstante Saisonspiele bringen kann. Unabhängig vom Kuntz-Wunsch könnte Hefti aber von Mikelbrencis’ Fehler profitieren – und nach fast drei Monaten in die Startelf zurückkehren. Und für Beständigkeit bleibt ja auch in der Rückrunde noch genug Zeit.