Sein, Schein, Nicht-Sein: Charly Hübner in „Late Night Hamlet“ am Schauspielhaus
Das Schauspielhaus ist eine großartige Bühne mit einem fantastischen Saal. Durch seine Dimensionen ist es allerdings kein ungefährliches Theater für Darstellende. Es kann sie nämlich „verschlucken“, klein machen. Ein Solostück ist also eine besondere Herausforderung und nur für Leute mit einer außergewöhnlichen Präsenz zu empfehlen.
Daran mangelt es Charly Hübner allerdings überhaupt nicht. Er ist nicht nur kräftig von Statur, sondern auch an schauspielerischem Status und Showmanship. Und nun spielt er hier die vielleicht berühmteste Theaterrolle überhaupt. Sein „Late Night Hamlet“ ist offiziell ein Gastspiel, weil er es für die Ruhrfestspiele Recklinghausen erarbeitete, aber in Wirklichkeit natürlich ein Heimspiel für den Theater-, Fernseh-, Kino- und Hörbuchstar.
Charly Hübner brilliert in Solostück
Wer ist Hamlet bei William Shakespeare? Ein Student in Wittenberg. Ein Königssohn, dessen Vater plötzlich und unerwartet gestorben ist. Ein (Ver-)Zweifler am Leben. Ein Philosoph. Ein unzuverlässiger, manipulativer Liebhaber. Und vor allem: Er ist ein Regisseur! Der Hof mit allen seinen Menschen – der neukönigliche Onkel Claudius, die wankelmütige Mutterkönigin Gertrude, dann Polonius, Laertes und Ophelia, die beiden unglückseligen Kameraden Rosencrantz und Guildenstern – sind Spielfiguren, die von Hamlet in die gewünschte Position gebracht werden. Um es zusätzlich zu verdeutlichen, dirigiert Hamlet das Stück der wandernden Theatertruppe, bei dem er den Mord an seinem Vater aufdeckt.
Wirklichkeit verschmilzt mit der Fiktion
All das, die existenzielle Ohnmacht von Hamlet und seine theatralische Sendung, bringt Hübners „Late Night Hamlet“ konzentriert auf den Punkt. Hübner ist Hamlet in allen seinen Facetten. Aber er ist auch „Hamlet“, das Stück. Er spielt und kommentiert. Er handelt und zweifelt. Theater ist hier das Leben, und das Leben Theater. Die Wirklichkeit verschmilzt mit der Fiktion, das 400 Jahre alte Stück mit der Gegenwart.
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Hübner ist nun zweimal in dieser Paraderolle zu erleben. Am 20.12. und dann noch mal am Silvesternachmittag. Zum Jahresabschluss – gerade auch dieses Jahres! – ist diese Art der theatralen Reflexion über das Sein und das Nicht-Sein sehr willkommen!
Schauspielhaus: 20.12. (20 Uhr), 31.12. (17 Uhr), 13-79 Euro, Tel. 248713, schauspielhaus.de
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