Der Drogen-Wahnsinn am Holstenbahnhof
Die Abhängigen konsumieren auf offener Straße, urinieren in die Hauseingänge und hinterlassen leere Spritzen auf dem Spielplatz. Die Drogenszene rund um den S-Bahnhof Holstenstraße bereitet Anwohner:innen und Gewerbetreibenden Sorgen. Sozialarbeiter und Polizei bestätigen der MOPO, dass sich die Lage verschärft hat.
„Ein paar Leute aus der Drogenszene am Holstenbahnhof waren hier schon früher mal. Mittlerweile hat die Situation aber absurde Ausmaße angenommen“, sagt ein Anwohner der MOPO. „Teilweise sitzen bis zu 20 Personen auf dem Kirchenvorplatz, konsumieren offen Crack und dealen auch damit.“ Der größte Brennpunkt soll das Areal um den Bertha-von-Suttner-Park sein.
Hamburg: Drogenkonsum auf dem Spielplatz
Die Süchtigen gehen nach seinen Angaben direkt in die Treppenhäuser, erleichtern sich in Fahrstühlen und Gärten. „Selbst vor der Kita werden Drogen konsumiert“, sagt der Anwohner. Sein Kind habe schon mal auf dem Spielplatz eine Spritze gefunden. Seitdem lässt er es dort nicht mehr ohne vorherige Kontrolle hin. „Wir verstehen auch, dass die Menschen süchtig sind und Probleme haben. Aber der offene Konsum vor Kindern auf der Straße – das geht nicht.“
Die Polizei bestätigt auf Nachfrage der MOPO, dass die Verschmutzung und das aggressive Auftreten der Szene zugenommen haben. Um den Holstenbahnhof herum sollen vor allem Heroinsteine konsumiert werden, dies würden vergangene Kontrollen vermuten lassen. Äußerlich gebe es da aber kaum einen Unterschied zu Crack.
Drogenszene: Anwohner sehen Politik in der Verantwortung
„Entsprechende Hinweise von Anwohnern nehmen wir sehr ernst und berücksichtigen wir bei unseren Lagebewertungen“, sagt Polizeisprecher Florian Abbenseth. Die zuständige Polizeiwache setze vor Ort schwerpunktmäßig Kräfte ein. Zusätzlich sei auch die „Task Force Betäubungsmittel“ im Einsatz.
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Die Polizei macht einen guten Job und sei meist schnell vor Ort, sagen die Anwohner. Das Problem sehen sie und die Gewerbetreibenden eher in der Politik. Deshalb haben sie gemeinsam einen Brief an Fraktionen und Bezirk verteilt, in dem sie Forderungen für eine „gute Nachbarschaft“ zusammenfassen. Unter anderem wünschen sie sich eine größere Sensibilisierung für das Problem und eine Verstärkung der Polizeipräsenz.
Sozialarbeiter: „Lage hat sich verschärft“
Dass sich langfristig etwas ändern muss, findet auch Florian Pittner, Straßensozialarbeiter bei der Suchtberatung Palette e.V. „Das Wichtigste ist, dass alle respektvoll miteinander umgehen. Natürlich sind es für die Anwohner unhaltbare Zustände, aber die Abhängigen sind auch bedürftig, krank und benötigen Hilfe“, sagt Pittner.
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„Seit etwa 1,5 Jahren hat sich die Lage rund um den Holstenbahnhof verschärft.“ Einige Süchtige hätten ihm berichtet, dass sie sich beim „Drob Inn“, einem Konsumraum für Drogensüchtige in St. Georg, aufgrund von Polizeikontrollen nicht mehr sicher fühlen würden. „Die Politik muss sich langfristig ändern, sonst liegen die Drogensüchtigen demnächst vor einer anderen Haustür“, so ein Anwohner des Holstenbahnhofs. „Wenn bis Ende August nichts passiert, werden wir uns an die Politiker in Berlin wenden.“
Opposition fordert Plan für das Areal
Katarina Blume, Fraktionsvorsitzende der FDP in Altona, sagt: „Ich erwarte, dass in Kooperation zwischen Landesbehörden und Bezirk jetzt schnell ein Acht-Punkte-Plan für dieses Areal umgesetzt wird.“ Die FDP fordert unter anderem mehr Straßensozialarbeit und Polizeipräsenz. Park und Spielplatz sollen öfter gereinigt werden und besser beleuchtet. Das Bezirksamt müsse aktiv teilnehmen und die Lage vor Ort solle zum ständigen Tagesordnungspunkt im bezirklichen Sozialausschuss werden.
Das Bezirksamt Altona teilte auf Anfrage mit, dass man die Lage schon seit längerer Zeit beobachte. Seit Anfang 2020 gibt es eine Begegnungs- und Beratungsstelle in der Nähe des Bahnhofs. Weiterhin seien Straßensozialarbeiter vor Ort und der sogenannte „Trinker-Kiosk“ am Düppelplatz wurde entfernt. „Das Areal dort soll umgestaltet werden, um eine bessere Verträglichkeit im öffentlichen Raum zu fördern“, so eine Sprecherin des Bezirks. Darüber hinaus plane das Bezirksamt, in Altona-Nord eine weitere Station der Straßensozialarbeit für Menschen bis 27 Jahren zu etablieren.