Lindsey Von bei einer Pressekonferenz

Lindsey Vonn lassen die kritischen Expertenmeinungen über ihr Comeback kalt. Foto: imago/GEPA pictures

Hat sie einen „Vollschuss“? Lindsey Vonn (40) belächelt ihre Kritiker

Lindsey Vonn lächelt spöttisch und macht mit der rechten Hand eine „Bla-bla“-Geste. Die scharfe Kritik an ihrem Comeback-Plan, sagt die ehemalige Speed Queen vor ihrer vielbeachteten Rückkehr, „ist mir wurscht“. Sie habe immer schon polarisiert, meint Vonn, „die Leute lieben und hassen mich, ich weiß nicht, warum. Ich bin einfach nur ich.“ Und wieder da!

Am Samstag soll es soweit sein, dann will Vonn beim ersten von zwei Super-G im Schweizer Nobel-Skiort St. Moritz ihr erstes Weltcup-Rennen seit 2162 Tagen bestreiten. Mit 40 Jahren und einem künstlichen Knie. Der Zeitpunkt scheint perfekt: Ski-Königin Mikaela Shiffrin fällt verletzt noch länger aus. Vonn ist bereit, die Lücke zu füllen.

Sie brenne darauf, „wieder die Geschwindigkeit im Gesicht zu spüren“, sagt sie. Doch die Szene empfängt die frühere Dominatorin mit Skepsis und Spott. Heroen alter Tage wie Markus Wasmeier („Verarschung“) oder Franz Klammer („Vollschuss“) ließen kein gutes Haar an ihr, Michaela Dorfmeister empfahl einen Psychologen.

Vonn: Will das Leben mit 100 Prozent leben

Ihr Fall, meinen die Experten, sei anders gelagert als der von Marcel Hirscher, dessen Comeback nach einem Kreuzbandriss schon wieder vorbei ist. Hirscher fuhr Slalom und Riesenslalom – Vonn ist Abfahrerin, ihre Disziplinen ungleich gefährlicher. Sie zuckt mit den Schultern. „Das war so, als ich 16 war – und ist jetzt so, mit 40. Es kann sein, dass ich stürze, aber so ist das Leben.“

Lindsey Vonn feiert ihr Comeback auf der Rennpiste. picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Robert F. Bukaty
Lindey Vonn lacht
Lindsey Vonn feiert ihr Comeback auf der Rennpiste.

Und Vonn hat seit dem Tod ihrer Mutter Lindy vor gut zwei Jahren einen anderen Blick darauf. „Ich will nach meinem Tod nicht sagen, dass ich mein Leben nicht mit 100 Prozent gelebt habe“, sagt sie in einem Interview mit dem ORF, dafür sei das Leben doch „zu kurz“.

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Seit ihrem Servus mit WM-Bronze 2019 war die 82-malige Weltcupsiegerin nicht untätig. Vonn machte einen Abschluss an der Harvard Business School, schrieb eine Autobiographie, gründete eine Produktionsfirma, hatte eine eigene TV-Show, war als Fernsehexpertin tätig, entwarf Skibekleidung. Sie half, die Winterspiele 2034 nach Salt Lake City zu holen, stieg bei mehreren Firmen und Sportteams als Investorin ein und bezwang 2023 als erste Frau die Streif in Kitzbühel – mit kaputtem Knie.

Künstliches Knie bereitet Vonn keine Schmerzen

Das ewig lädierte rechte Gelenk hatte sie in den letzten Jahren ihrer Karriere gequält, seit acht Monaten hat sie ein künstliches. Zu behaupten, sie fühle sich wie neu geboren, ist nicht übertrieben. Nach den ersten Tests bei FIS-Rennen in den USA und als Vorläuferin beim Weltcup in Beaver Creek jubilierte Vonn: „Keine Schmerzen – es ist total anders als vorher!“

Und doch wie früher, Vonn genießt das Rampenlicht wie eh und je. Ihr Alter lächelt sie weg. Ausnahmeturnerin Simone Biles sei doch „das perfekte Beispiel“ dafür, was jemand erreichen könne, der für seine Sportart als „zu alt“ betrachtet werde. Biles gewann im Sommer in Paris Olympia-Gold Nummer fünf bis sieben – mit 27.

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Kann Vonn auch noch einmal anknüpfen an ihren größten Sieg, den bei der Olympia-Abfahrt 2010? „Ich muss ein bisschen Geduld haben“, sagt sie, „das ist nicht meine Stärke.“ Aber die bloße Teilnahme, betont Vonn, wäre kein Erfolg. Sie will zurück – nach oben. (sid/tm)

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