„Eigentlich traurig, oder?“: Heftige Kritik von deutscher Olympiasiegerin
Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye (26) hat die finanzielle Förderung für die deutschen Spitzensportler kritisiert. „Die Realität ist, dass der Olympiasieg nicht mal absichert, dass ich meinen Sport in den nächsten Jahren weiterhin professionell betreiben kann. Eigentlich traurig, oder?“, sagte sie im Interview mit dem „stern“: „Es ist absurd: Während der Sommerspiele dreht sich alles um Medaillen, sie sind offenbar das Einzige, was zählt. Gewinnt man dann Gold, hält sich die Wertschätzung trotzdem in Grenzen.“
Im Unterschied zu anderen Ländern, in denen Prämien oft vom Staat übernommen werden, bekamen die deutschen Athleten für ihre Erfolge in Paris Geld von der Sporthilfe ausgezahlt – finanziert ohne öffentliche Mittel. Für Gold erhält Ogunleye 20.000 Euro, davon würden noch Steuern und andere Abgaben abgezogen, sagte sie: „Die Summe, die übrig bleibt, reicht nicht aus, um die strukturellen Probleme zu kompensieren. Ich muss um alles kämpfen, um jedes Trainingsgerät, um jeden Medizinball, den ich brauche.“
Ogunleye sieht keine Fortschritte
Angesichts der finanziellen Ausstattung im deutschen Sport könne man bei Olympia keine Wunderdinge erwarten. „Eigentlich müsste man darüber lachen, wenn es nicht so frustrierend wäre. Alle vier Jahre ist der Aufschrei groß. Jedes Mal die gleiche Diskussion, jedes Mal folgt nichts daraus, und ein paar Tage nach Olympia ist das Thema wieder vom Tisch“, sagte Ogunleye: „Deutschland will mehr Medaillen, aber anscheinend nicht so sehr. Man erwartet Erfolg, aber wirklich bereit, die Sportler an diesen Punkt zu bringen, ist man nicht.“
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Am Montag hatte schon Ruderer Oliver Zeidler, Deutschlands Sportler des Jahres 2024, die Sportförderung in einem „FAZ“-Interview kritisiert: „Es ist eine frustrierende und beinahe peinliche Situation, wenn man bei eigentlich jeder internationalen Regatta gegen ausländische Topathleten antritt, die Vollprofis sind, während man selbst parallel noch einer Berufstätigkeit nachgehen muss, um über die Runden zu kommen“. Wie Ogunleye bemängelte der Goldmedaillen-Gewinner von Paris die fehlende finanzielle Unterstützung für Athletinnen und Athleten. (sid/tm)