TV-Duell: Diskutieren mit Weidel? Habeck hat zurecht abgelehnt!
Die Aufregung ist groß – zumindest in der „Berliner Blase“: Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne) hat ein TV-Duell bei ARD und ZDF mit AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel abgelehnt. Im Netz toben AfD-Anhänger und schimpfen ihn einen Feigling. Doch das eigentliche Problem für Habeck liegt ganz woanders.
Darf man mit Nazis diskutieren? Wenn es keine Menschen mit einem vollkommen geschlossenen Weltbild sind, rentiert sich der Austausch von Argumenten eigentlich immer. Ob das auf Alice Weidel auch zutrifft? Wahrscheinlich schon. Die Absage von Habeck ist trotzdem nachvollziehbar. Zum einen wäre ein Duell eine Aufwertung für eine Partei gewesen, die in großen Teilen rechtsextrem ist. Und noch wichtiger: Weder Weidel noch Habeck wären mit ihren Argumenten zu den jeweils anderen Anhängern durchgedrungen. Ihre Wähler kommen aus völlig unterschiedlichen Mileus. Zudem wäre die Argumentationslinie Weidels ziemlich vorhersehbar gewesen: Der Klimawandel ist nur ein Hirngespinst, Putin ist völlig unschuldig und an allem anderen sind im Großen und Ganzen die Ausländer und eben die Grünen schuld. Auf dieser Grundlage sinnvoll zu diskutieren ist .. nunja .. schwierig.
Sind die Öffentlich-Rechtlichen zu Grünen-nah?
Neben Habeck gegen Weidel wollten ARD und ZDF in einem zweiten Duell CDU-Chef Friedrich Merz gegen Amtsinhaber Olaf Scholz (SPD) antreten lassen. Man könnte fast auf die Idee kommen, ARD und ZDF wollten mit „Habeck gegen Weidel“ beweisen, dass sie keineswegs so Grünen-freundlich sind, wie ihnen oft unterstellt wird. Die offizielle Begründung der Öffentlich-Rechtlichen für diese Konstellation ist aber, dass nur Scholz und Merz Aussichten aufs Kanzleramt haben – Haback und Weidel aber eben auch relevante Kräfte mit eigenen „Kanzlerkandidaten“ sind.
Ursprünglich hatten ARD und ZDF offenbar ein Triell mit Scholz, Merz und Habeck geplant – wie 2021 mit Scholz, Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne). Laut einem Medienbericht soll Scholz dies aber verhindert haben und ein Duell mit Merz zur Bedingung für seine Teilnahme gemacht haben.
ARD und ZDF brauchen einen neuen Plan
Ob das stimmt ist unklar. Sicher ist jedenfalls, dass Habeck ein Triell durchaus genutzt hätte. Denn anders als zwischen Grünen- und AfD-Wählern sind die Schnittmengen zwischen SPD- und Grünen-Wählern groß. Da hätte eine direkte Konfrontation zwischen Habeck und Scholz auf großer Bühne bei vielen Unentschlossenen einiges bewegen können. Dass dies nun nicht stattfindet, ist für Habeck, der mit seinen Grünen in Umfragen knapp hinter der SPD liegt, ein Ärgernis.
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Die Zeiten von zwei großen Volksparteien sind bekanntlich vorbei. Deshalb sollten sich die TV-Stationen für die Zukunft neue Konzepte überlegen, die sie weniger angreifbar machen: Warum treten nicht einfach alle relevanten Kandidaten in Duellen gegen alle anderen an – sofern sie das wollen. Das würde zwar viel Sendezeit kosten, aber das Interesse des Publikums wäre sicher da.
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