Nächster CDU-Mann schmeißt hin: „Nicht mehr meine Partei“
Der ehemalige Hamburger CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Kai Voet van Vormizeele (62) ist mit einem Knall bei den Christdemokraten ausgetreten. In einem Schreiben rechnet er nun hart mit seiner ehemaligen Partei ab.
„Nach über 46 Jahren Mitgliedschaft in der Hamburger CDU habe ich mich jetzt zu diesem Schritt entschlossen”, schreibt van Vormizeele auf seiner Facebook-Seite. Von den politischen Leitzielen der liberalen Großstadt-CDU sei nicht mehr viel übrig geblieben, kritisiert er.
Die Hamburger Kandidaten für den Bundestag seien „nicht müde, das Geschäft der ultrakonservativen Kreise zu betreiben”. Zwar nennt van Vormizeele keinen Politiker namentlich, doch mit dem folgenden Satz können sich Christoph Ploß und Christoph de Vries angesprochen fühlen: „Wenn Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete einem rechtspopulistischen Magazin wie NIUS ein Interview geben und dies anschließend mit den Grundwerten der Union begründen, stelle ich fest, dass die offizielle Auffassung über die Interpretation der Grundwerte und meine derweilen unüberbrückbar verschieden ist.“
Hamburger CDU-Mann verlässt Partei und übt harte Kritik
CDU-Bundeschef Friedrich Merz und Generalsekretär Carsten Linnemann wirft van Vormizeele vor, eher die „neoliberalen Thesen der FDP” zu vertreten. Dann kommt es noch dicker: Die CDU hasche nach „wohlfeiler öffentlicher Zustimmung”, ihre Verkehrspolitik sei „antiquiert” und sie würde versuchen, sich dem Wählerpotenzial der AfD „anzubiedern”. Die Forderung nach einer Abschaffung des Bürgergelds nennt er „Unkenntnis der Realität unseres Landes oder aber bewussten Populismus”.
Das könnte Sie auch interessieren: Hamburger Kita mit Stacheldraht: Thering poltert – „Armutszeugnis“
Nach langer Abwägung sei die CDU aus all diesen Gründen nicht mehr seine Partei und er traue ihr auch nicht zu, die Zukunft und ihre eigenen Probleme zu bewältigen. Unter dem Beitrag finden sich bereits etliche Kommentare politischer Weggefährten: „Respekt! Und viel Wahres dran…”, kommentiert Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). „Einerseits verständlich, andererseits schade”, schreibt die Grünen-Bundestagsabgeordnete Linda Heitmann. „Denn aus meiner Sicht bräuchte die Union Menschen wie dich gerade jetzt dringender als je zuvor.”
Kai Voet van Vormizeele war von 2004 bis 2015 Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft und innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. (mp)