Parodontose-Behandlung

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Rheuma im Mund: Wie Parodontitis und Rheumatoide Arthritis zusammenhängen

Die Parodontitis ist weltweit eine der meistverbreiteten chronisch entzündlichen Erkrankungen und sie kann auch außerhalb der Mundhöhle einen negativen Einfluss auf die Gesundheit haben. „Seit Mitte der neunziger Jahre gibt es immer mehr Studien, die zeigen, dass Patientinnen und Patienten mit einer Parodontitis auch ein erhöhtes Risiko für systemische Erkrankungen haben“, sagt der Hamburger Zahnarzt Dr. Mehrdad Arjomand. „Dazu gehören zum Beispiel Diabetes mellitus, Herz- Kreislauf-Erkrankungen, Schwangerschaftskomplikationen, Lungeninfektionen und auch die Rheumatoide Arthritis, im Volksmund kurz als Rheuma bezeichnet.“

Vor allem die Rheumatoide Arthritis habe ein ähnliches Krankheitsmuster wie die Parodontitis, so Arjomand. Während sich die zerstörerische chronische Entzündung bei der Rheumatoiden Arthritis auf die Gelenke des gesamten Bewegungsapparats ausbreitet, seien bei der Parodontitis das Zahnfleisch und der Knochen, also der Zahnhalteapparat, betroffen: „Wir sehen bei Patienten mit einer Rheumatoiden Arthritis deutlich häufiger eine Parodontitis und Zahnverlust.“ Zudem sei bei einer Parodontitis die Abwehrbarriere zwischen Zahn und Zahnfleisch defekt, so dass Bakterien aus der Mundhöhle in die Blutbahn übertreten und rheumatische Beschwerden auslösen oder verschlimmern könnten.

Dr. Mehrdad Arjomand, Zahnarzt Berliner Bogen, Hamburg Hendrik Lüders
Mehrdad Arjomand
Dr. Mehrdad Arjomand, Zahnarzt Berliner Bogen, Hamburg

Dr. Keihan Ahmadi-Simab, Rheumatologe und Immunologe in Hamburg, bestätigt diesen Zusammenhang: „Studien zeigen, dass Patienten mit Rheumatoider Arthritis ein um das 1,6- bis 6,1-fache erhöhtes Risiko für Parodontitis aufweisen. Das fällt bereits früh im Krankheitsverlauf auf. Und umgekehrt haben Parodontitis-Patienten ein höheres Risiko, auch an Rheumatoider Arthritis zu erkranken.“

Die Erklärung dieses Phänomens liege in den Gemeinsamkeiten von Rheuma und Parodontitis, so Ahmadi-Simab. „Sowohl Parodontitis als auch Rheuma sind durch gewebezerstörende, chronisch-entzündliche Prozesse gekennzeichnet und dabei spielen bei beiden Erkrankungen die Botenstoffe Interleukin-1, TNF-alpha und Interferon-gamma eine wichtige Rolle, ebenso wie genetische Faktoren. So wurde beispielsweise die Genmutation rs2430561 bei beiden Krankheiten vermehrt nachgewiesen.“ Zudem werde ein bestimmtes Bakterium mit der Entstehung von Rheuma und Parodontitis in Verbindung gebracht, ergänzt Arjomand: „Das Bakterium Porphyromonas gingivalis kann nicht nur Parodontitis verursachen, sondern trägt auch zur Entstehung von Autoantikörpern bei.“

Dr. Keihan Ahmadi-Simab, Rheumatologe Medizinicum, Hamburg Annegret Hultsch
Keihan Ahmadi-Simab
Dr. Keihan Ahmadi-Simab, Rheumatologe Medizinicum, Hamburg

Aber auch die Rheumatherapie könne die Mundgesundheit beeinträchtigen, so der Zahnspezialist: „Rheumapatienten nehmen meist dauerhaft Medikamente zur Regulierung des Immunsystems ein, die zu Mundtrockenheit und vermehrten Pilzinfektionen im Mund führen könnten.“ Umso wichtiger sei eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung: „Wir schaffen gesunde Mundverhältnisse, indem wir Zahnbeläge gründlich entfernen und die Zahntaschen sanieren. Das führt zu einer Besserung der Rheumasymptomatik.“ Wer an Rheumatoider Arthritis leidet, sollte deshalb besonders auf die Mundgesundheit achten und regelmäßig Prophylaxe- und Nachsorgetermine bei dem Zahnarzt oder der Zahnärztin wahrnehmen. Diese sollten unbedingt über die genaue Diagnose, die eingenommenen Medikamente, den behandelnden Rheumatologen sowie Symptome wie Zahnfleischbluten, zurückweichendes Zahnfleisch, Zahnlockerung oder Mundtrockenheit informiert werden.

Um einer Parodontitis vorzubeugen, empfiehlt Zahnspezialist Arjomand Rheumapatienten drei Dinge:

1. Nutzen Sie die empfohlenen Hilfsmittel für die Mundhygiene.

2. Vereinbaren Sie regelmäßige Termine zur zahnärztlichen Vorsorge und zur professionellen Zahnreinigung.

3. Verzichten Sie auf das Rauchen.

*Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde nicht von der Redaktion der Hamburger Morgenpost erstellt. Er stammt von der Ärztemagazin-Redaktion der Publishingone GmbH. Die Inhalte dienen ausschließlich der allgemeinen Information und stellen keine medizinische Beratung dar. Für individuelle Fragen oder gesundheitliche Beschwerden wenden Sie sich bitte an eine Ärztin oder einen Arzt Ihres Vertrauens. Die Hamburger Morgenpost übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit und Aktualität der Inhalte.