Nach der Todesfahrt in Magdeburg: So reagiert die Polizei in Hamburg
Die Bilder aus Magdeburg (Sachsen-Anhalt) sind erschütternd. Trotz hoher Sicherheitsmaßnahmen gelang dem 50-jährigen Angreifer dort mit einem Leihwagen eine Amokfahrt auf dem Weihnachtsmarkt. Es gibt mindestens fünf Tote und 200 Verletzte. Die Hamburger Polizei reagierte umgehend.
„Die Bilder aus Magdeburg erschüttern mich zutiefst. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Die Hamburger Polizei hat vorsorglich nochmals ihre Präsenz auf unseren Weihnachtsmärkten erhöht und kontrolliert die bereits vorhandenen Sicherheitsvorkehrungen“, schrieb Innensenator Andy Grote (SPD) auf X (ehemals Twitter). Dass die Polizeipräsenz auf den Weihnachtsmärkten deutlich erhöht werde, bestätigte auch der Lagedienst der Polizei der MOPO auf Nachfrage. Gleichzeitig teilte sie über die Plattform X mit: „Nach den Ereignissen von Magdeburg liegen zum jetzigen Zeitpunkt keine Erkenntnisse vor, die eine veränderte Sicherheitslage in Hamburg begründen.“
Hamburgs Polizei verstärkt Präsenz auf Weihnachtsmärkten
„Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz, um solche Anschläge zu verhindern“, sagt Lars Osburg, Vize der Gewerkschaft der Polizei (GdP) zur MOPO. Seiner Meinung nach könnten solche Attentate auch trotz hoher Polizeipräsenz nicht gänzlich verhindert werden. Was laut Osburg fehlte, seien mehr Fähigkeiten in der Internetrecherche und intelligente Kameras mit Gesichtserkennung.
Wie bekannt wurde, hatte der Tatverdächtige von Magdeburg teils wirr formulierte Postings auf Social Media hinterlassen, die hätten aufmerksam werden lassen können. In vielen anderen Fällen seien deutsche Behörden von ausländischen Geheimdiensten über bevorstehende Terroraktionen informiert worden. „Die hohen Auflagen an Datenschutz in Deutschland erschweren die Arbeit der Sicherheitsbehörden“, so Osburg zur MOPO.
Hamburgs Bürgermeister Tschentscher erschüttert
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) zeigten sich derweil erschüttert über die Todesfahrt in der Hauptstadt von Sachsen-Anhalt. „Das Attentat wenige Tage vor Weihnachten ist eine Tragödie für die Betroffenen & ein Angriff auf unsere freiheitliche Gesellschaft”, erklärte Tschentscher auf der Plattform X.
Fegebank schrieb nach der Todesfahrt mit zwei Toten und Dutzenden Verletzten, die entsetzlichen Bilder erschütterten sie zutiefst. „War gerade mit den Kindern auf dem Weg zu meinen Eltern, als wir die furchtbaren Nachrichten hörten.“ Sie denke an die Toten, Verletzen und ihre Familien. „Was für eine abscheuliche Tat“, erklärte die Linken-Fraktionsvorsitzende Cansu Özdemir auf Facebook. „Meine Gedanken sind bei den Opfern, darunter ein Kleinkind, den Verletzten und ihren Angehörigen.“
Murat Kaplan, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde Hamburg und Umgebung e.V., spricht von tiefem Entsetzen der Gemeinde und fordert eine gründliche Aufklärung der Tat. „Unser Mitgefühl gilt den betroffenen Familien. Ihnen wünschen wir viel Kraft“ heißt es abschließend.
Mutmaßlicher Täter ist ein 50-Jähriger aus Saudi-Arabien
Bisherigen Ermittlungen zufolge soll ein 50-Jähriger aus Saudi-Arabien mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast sein. Dabei kamen mindestens vier Menschen ums Leben, mehr als 200 wurden wohl verletzt. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Der Verdächtige ist demnach Arzt, lebt und arbeitet in Bernburg und war den Behörden nicht als Islamist bekannt.
Fast auf den Tag genau vor acht Jahren, am 19. Dezember 2016, war in Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Dabei wurden 12 Menschen getötet, das 13. Opfer starb 2021 an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.
Laut Polizeisprecher Florian Abbenseth sichern auch die Veranstalter ihre Weihnachtsmärkte, zum Beispiel mit Sperrelementen und/oder mit privaten Sicherheitsdiensten. Solche Maßnahmen ergänzen die polizeilichen Maßnahmen und stärken das Sicherheitsgefühl der Besucherinnen und Besucher. „Zu diesen bereits vorhandenen Maßnahmen des Veranstaltungsschutzes ist die Polizei heute auch noch einmal in enger Abstimmung mit dem Bezirksamt Hamburg-Mitte und den Veranstaltern der dortigen Weihnachtsmärkte“. (mit Material der dpa)