Schluss mit Netflix und Co. – Kinos hoffen auf Rückkehr der Filmfans
Urlaubszeit, schönes Wetter und offene Freibäder: Der Juli ist nicht gerade der Monat, in dem man sich Filme auf der großen Leinwand anschaut. Ab Donnerstag werden die Kinos nach einer langen Corona-Pause dennoch wieder öffnen. Ohne Schwierigkeiten wird es aber wohl nicht von statten gehen, vermuten die Kinobetreiber.
Einige wenige – darunter die UCI-Kinos und einige Programmkinos – hatten bereits im Juni geöffnet. Jetzt folgen Ketten wie etwa Cinemaxx, Cinestar sowie die Astor-Kinos des Betreibers Hans Joachim Flebbe. „Im Moment haben wir unheimlich viel Zuspruch. Die Besucher und wir freuen uns auf die Wiedereröffnung“, sagt Flebbe.
Hamburg: Ab Juli machen alle Kinos wieder auf
Die Verbände der Filmwirtschaft hatten sich auf den 1. Juli als bundesweit einheitlichen Termin geeinigt, damit sich die Häuser auf den Neustart vorbereiten und Filme beworben werden konnten. Kritik kommt vom Verband HDF Kino am „Flickenteppich der uneinheitlichen Hygiene- und Sicherheitsvorschriften der einzelnen Länder“.
Bei einer 50-prozentigen Auslastung der Säle wie in Niedersachsen seien keine Gewinne, aber auch keine Verluste zu erwarten, sagte Flebbe. „Als wir zwischen dem ersten und zweiten Lockdown nur 25 Prozent der Plätze verkaufen konnten, war das völlig unwirtschaftlich für die Kinos.“
Hamburger Unternehmer: Beschränkungen für Kinos „unverhältnismäßig“
Aus seiner Sicht sind die Beschränkungen für die Kultureinrichtungen „unverhältnismäßig“ – Gastronomie oder Flugunternehmen hätten eine bessere Lobby. Eine Studie von Aerosolforschern belege, dass der Kinosaal kein Gefährdungsort sei, betonte Flebbe.
Die Kinos im Norden mussten für den Neu-Start ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Kurzarbeit holen beziehungsweise neues Personal einstellen. Es geht erst einmal etwas ruhiger wieder los, denn der Juli war wegen der Urlaubszeit immer schon ein eher schwacher Kinomonat.
Hamburg: Kinos haben ihre Gäste an Netflix und Co. verloren
Flebbe zufolge haben die Kinos einen Teil der Gäste während der coronabedingten Schließungen unwiederbringlich an Netflix & Co. verloren. „Der Kinomarkt wird um 20 bis 25 Prozent zurückgehen“, sagte er. Dies habe auch damit zu tun, dass einige Verleiher den Kinos nicht mehr zugestehen, die Filme drei bis vier Monate exklusiv zu zeigen, bevor sie in die Streaming-Dienste wandern.
In Flebbes Astor-Kinos sind derzeit einige neue Filme nicht zu sehen. Dies habe mit einem Streit mit den Verleihern und Produzenten über den Zeitpunkt der Veröffentlichung in Streaming-Diensten zu tun.
Der in Hamburg lebende Unternehmer hofft, dass im September alle Corona-Beschränkungen aufgehoben werden, denn im Herbst soll unter anderem der lang ersehnte neue „James Bond“ in die Kinos kommen.