Nach Feuer-Katastrophe: Nord-Klub kämpft gegen Verwüstung – prominente Hilfe
Als im September ein Feuer in einem kleinen Ort in Niedersachsen ausbricht, ist das vor allem für dessen großes Aushängeschild ein Schock. Denn der Regionalligist SSV Jeddeloh II steht nach dem Brand einer Sporthalle plötzlich ohne Kabinen und Ausrüstung da.
Heimspiele wie gegen Werder Bremen II müssen in einen Nachbarort verlegt werden. Der Verein erhält Spenden und Hilfe von allen Seiten. „Am Anfang war ganz viel zu tun“, sagt Geschäftsführer Gerhard Meyer. „Aber jetzt geht es erst richtig los in Sachen Wiederaufbau.“
Durch bis heute ungeklärte Gründe geriet das Dach eines Sporthallenanbaus auf dem Gelände des SSV in Brand. Hinweise auf Brandstiftung gebe es keine, sagt Meyer. Der Anbau wurde dabei völlig zerstört. Das Lager des Vereins mitsamt aller Trikots, Fußbälle, Schuhe und vieler anderer Sportgeräte ging in den Flammen auf. „Wir haben jetzt erstmal notdürftig nachgekauft“, sagt Meyer. „Dann hat eben nicht jeder Spieler im Moment drei, sondern nur zwei T-Shirts.“
Ex-Zweitliga-Profi Björn Lindemann ist Trainer in Jeddeloh
Seit 2017 spielt der SSV ununterbrochen in der Regionalliga Nord. Zusammen mit weitaus größeren Namen wie dem VfB Oldenburg, SV Meppen oder VfB Lübeck. Trainer ist der ehemalige Zweitliga-Profi Björn Lindemann, der früher unter anderem für Hannover 96, Holstein Kiel und den VfL Osnabrück spielte.
Das ist eine große Errungenschaft für den kleinen Verein aus dem Landkreis Ammerland und der Gemeinde Edewecht. Der Ortsteil Jeddeloh II – nicht zu verwechseln mit dem benachbarten und etwa gleich großen Jeddeloh I – hat nur knapp 1300 Einwohnern und gehört damit zu den kleinsten Spielorten viertklassigen Regionalligen.
Für einige der beschädigten Gebäude kommt eine Versicherung auf, sagt Meyer. Den vereinseigenen Anbau und die gesamte Ausrüstung müsste man aber selbst ersetzen.
Hoffenheim-Profi Stach spendete an seinen Ex-Verein
Schon kurz nach dem Brand startete der Verein dafür einen Online-Spendenaufruf – mit großem Erfolg. Über 21.000 Euro kamen dabei bislang zusammen. „Ein wirklich herzliches Dankeschön an alle, die da was gespendet haben“, sagt Meyer. „Das war aber auch alles, wie man so schön sagt, bitter notwendig.“
Den größten Einzelbetrag trug ein bekannter Ex-Spieler des SSV bei: Anton Stach, zweimaliger deutscher Nationalspieler und heute in der Bundesliga bei 1899 Hoffenheim aktiv, spendete 2500 Euro. Die gleiche Summe kam durch die Jeddeloher Fans zusammen, die sich eines der 100 T-Shirts mit der Aufschrift „Ein Dorf baut wieder auf“ sicherten.
Mit dem Busshuttle statt zu Fuß zum Spiel
Auch andere Vereine und Verbände halfen dem Klub. Der Niedersächsische Fußballverband (NFV) und der DFB stellten dem SSV jeweils 5000 Euro bereit. Die zweite Mannschaft von Werder Bremen spendete neue Fußballschuhe.
Für Spiele und Trainingseinheiten kommen die Jeddeloher vorübergehend auf dem Platz des SV Altenoythe unter. „Das war schon sehr überraschend und hat gezeigt, dass es sowas doch noch gibt“, sagt Meyer.
Wer die knapp 15 Kilometer zwischen den beiden Orten zurücklegen möchte, kann für zwei Euro pro Spieltag einen bereitgestellten Busshuttle ab Jeddeloh II nutzen. Bei den Spielen auf dem weiter entfernten Sportplatz seien sogar mehr Zuschauer gewesen als sonst, berichtet Meyer. „Was erstmal komisch oder schön ist“, sagt er: „Vorher konnten sie ja zu Fuß zum Sportplatz gehen.“
Jeddeloh will Klassenerhalt und achtes Jahr Regionalliga
Auch sportlich lässt sich Jeddeloh bislang nicht unterkriegen. Im Ausweichstadion blieb die Mannschaft mit vier Punkten aus zwei Spielen ungeschlagen. In der Tabelle steht der SSV auf dem elften Rang mit vier Punkten mehr und zwei Spielen weniger als der große Nachbar VfB Oldenburg.
„Die schlechteren Bedingungen – sei es Klamotten oder Trainingsbetrieb – haben die Spieler sehr gut akzeptiert und das Beste daraus gemacht“, sagt Meyer. Das große Ziel bleibt für den SSV natürlich die Rückkehr nach Jeddeloh II. Das gilt nicht zuletzt auch für die vielen anderen Abteilungen des Vereins, die derzeit etwa in Jeddeloh I trainieren müssen. Oder für die Sponsoren des Regionalligisten, deren Werbetafeln in der derzeit ungenutzten Haskamp Arena stehen.
Hinzu kommt: Der Ausweich-Platz in Altenoythe ist nicht Regionalliga-tauglich. Das werde sich spätestens im März zeigen, wenn der SV Meppen mit seinen vielen Fans anreise, erklärt Meyer. Dann brauche es einen abgetrennten Gästeblock und Platz für Polizei und Sicherheitspersonal.
Wiederaufbau beim SSV geht jetzt erst richtig los
Auch das zeigt: Es liegt noch ein langer Weg vor dem SSV. Zwar gibt es schon wieder Strom am eigenen Sportplatz, der dazu eine moderne Flutlichtanlage bekommen hat. Doch für Training und Spielbetrieb brauchen die Kabinen laufendes Wasser und eine neue Heizung.
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Bis die Wärmepumpe aber geliefert und installiert sei, könne noch viel Zeit vergehen, glaubt der Geschäftsführer. Bis zum Rückrundenstart im Februar wird das eng. Meyer hofft eher auf eine Rückkehr im April. „Wir sind trotz alledem immer noch positiv gestimmt“, sagt er. (dpa/tm)