Eine Frau schaut sich das Silvesterfeuerwerk an.

Das private Zünden von Feuerwerk kann schwere Folgen haben. (Symbolbild) Foto: picture alliance / dpa Themendienst | Florian Schuh

„Private Böllerei“: Ärztekammer-Chef schießt gegen Politik – und hat Vorschlag

Bunte Raketen in den Himmel schießen, Feuerwerksbatterien auf der Straße zünden – für viele gehört das einfach zur Silvesternacht dazu. Doch das Böllern kann fatale Folgen haben: Jahr für Jahr verbringen Tausende Menschen die Neujahrsnacht mit teils schweren Verletzungen in der Notaufnahme einer Klinik. Der Präsident der Bundesärztekammer fordert daher ein Verbot der „privaten Böllerei“ – und schlägt eine Alternative vor.

Zum Verkaufsstart von Silvester-Feuerwerk hat Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt die Innenpolitikerinnen und -politiker in Bund und Ländern aufgefordert, ein Verbot des privaten Pyrotechnik-Gebrauchs auf den Weg zu bringen. „Dieses Thema muss endlich angegangen und auf die Tagesordnung der nächsten Innenministerkonferenz gesetzt werden“, erklärte er am Samstag. „Bleibt die Politik weiter untätig, trägt sie mit dazu bei, dass sich Jahr für Jahr tausende Menschen durch Silvester-Feuerwerk verletzen.“

Viele Verletzte in der Silvesternacht

Klaus Reinhardt ist seit 2019 Präsident der Bundesärztekammer. dpa/Christoph Soeder
Klaus Reinhardt ist seit 2019 Präsident der Bundesärztekammer.
Klaus Reinhardt ist seit 2019 Präsident der Bundesärztekammer.

Zudem würden mitunter Ärztinnen und Ärzte, Rettungs- und Ordnungskräfte mit Knallkörpern bedroht oder tätlich angegriffen, sagte Reinhardt. Der fahrlässige und alkoholisiert beeinträchtigte Umgang mit Böllern und Raketen führe zu teils schweren Verletzungen und belaste die ohnehin hoch frequentierten Notaufnahmen der Kliniken.

„Gerade Verletzungen an Augen und Ohren häufen sich in der Silvesternacht“, betonte der Bundesärztekammer-Präsident. Besonders erschreckend sei auch, dass viele Kinder und Jugendliche zu Opfern werden. Zudem litten Menschen mit Atemwegserkrankungen, Schwangere und Menschen mit (Kriegs-)Traumata unter dem Lärm, den Explosionen und der Umweltverschmutzung durch die Feuerwerkskörper. Haus- und Wildtiere seien ebenfalls stark beeinträchtigt.

Alternative für „private Böllerei“

Das zeitweise Böller-Verkaufsverbot während der Coronapandemie habe gezeigt, dass die Gefahren durch entsprechende Regelungen deutlich reduziert werden konnten, betonte der Ärztekammer-Präsident. In Hamburg gab es demnach Silvester 2020 nur etwa ein Drittel der Noteinsätze aus dem Vorjahr; in Berlin sank die Zahl der Einsätze von 1523 auf 862.

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Reinhard schlägt als Alternative zur „privaten Böllerei“ zentral organisierte Feuerwerke oder Drohnen- und Lasershows vor. „Es ist an der Zeit, neue Silvestertraditionen zu begründen, um friedlich und sicher ins neue Jahr zu starten.“ (afp/mp)

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