Marion Kracht über Gefahren für die Demokratie: „Wir müssen endlich Stopp sagen!“
Einmal mehr startet Bühnen- und TV-Star Marion Kracht an der Komödie Winterhuder Fährhaus voll durch: Diesmal als „Mords-Freundin“ in der gleichnamigen Farce von Steven Moffat („Dr. Who“, „Sherlock“). Vor der Premiere sprach die MOPO mit der Schauspielerin über ihre Rolle, gute Unterhaltung und gesellschaftliches Engagement.
MOPO: Kurz zusammengefasst: Worum geht es in „Eine Mords-Freundin“?
Marion Kracht: Um eine Urlaubsbekanntschaft. Auf einer Kreuzfahrt freundet sich Elsa, die resolute Mehrfach-Witwe aus Denver, mit Debbie und Peter an. Einige Zeit später steht sie bei dem Ehepaar in London vor der Tür, nistet sich bei der Familie ein, bringt den Teenagern Manieren bei. Doch wer ist sie wirklich? Je mehr Peter und Debbie online über sie in Erfahrung bringen, desto größer die Befürchtung, eine Serienkillerin unter ihrem Dach zu beherbergen.
Was tun die beiden gegen ihre Angst?
Zu wenig – das ist ja Schlimme.
Sie lassen sich zu viel gefallen?
Ja. Damit sind sie uns gar nicht so unähnlich. Ich finde, wir lassen uns im privaten wie im gesellschaftlichen Rahmen schon sehr viel gefallen. Dass wir innerhalb der Gesellschaft immer weiter nach rechts rücken, dass Notärzte und Rettungskräfte, die helfen wollen, angegriffen werden, geht einfach nicht. Wir müssen endlich lernen, den Mund aufzumachen und Stopp zu sagen. Sonst gefährden wir unsere Demokratie. In welch unangenehme Situationen wir geraten können, wenn wir aus falscher Höflichkeit oder um Konflikten aus dem Weg zu gehen, schweigen, zeigt die „Mords-Freundin“.
Trifft der berühmte britische Humor bei Ihnen ins Schwarze?
Auf jeden Fall. Ich finde das Stück großartig und bin zuversichtlich, dass es auch beim Publikum ankommen wird. Die Farce will ja zeigen, in welch extrem unangenehme Situation sich Peter und Debbie manövrieren – weil sie nicht die richtigen Worte finden, um Elsa in die Schranken zu weisen. Das erfordert natürlich deftig-komödiantische Zuspitzungen. Gerade in Zeiten wie diesen, die alles andere als goldig sind, finde ich es wichtig, die Menschen mal einen Abend lang zum Lachen zu bringen. Und vielleicht den einen oder anderen auch zum Nachdenken darüber, welcher Realität er eigentlich nachrennt.
Erkennen Sie etwas von sich in der Rolle der Elsa wieder?
„Mensch-positiv“ sei sie, sagt Elsa über sich. Das bin ich auch, ich bin sehr aktiv bei der Kinderhilfsorganisation „Plan Deutschland“. Meine Hochachtung gilt den Helfern vor Ort. Ich selbst kann nur versuchen, durch meine Bekanntheit die Aufmerksamkeit auf diese Einrichtung zu lenken, denn durch die politische und finanzielle Situation in der Welt, durch Klima- und Flüchtlingskrisen wird es immer schwieriger, Hilfe zu leisten. Daher liegt es mir am Herzen, mich zu engagieren.
Komödie Winterhuder Fährhaus: 15./16.1., 19.30 Uhr (Voraufführungen), 17.1.-23.2., diverse Zeiten, 25-39,50 Euro, komoedie-hamburg.de
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