Nach Stotterstart: Deutsche Handballer gewinnen WM-Test, Baby-Glück bei Wolff
Schwerer Start, starkes Finish und ein Sieg für ein gutes Gefühl. Deutschlands Handballer sind erfolgreich ins neue Jahr und die finale Phase der WM-Vorbereitung gestartet. Im ersten von zwei Testspielen vor der Weltmeisterschaft (14. Januar bis 2. Februar) besiegte der Olympia-Silbermedaillengewinner die Auswahl Brasiliens in Flensburg am Ende deutlich mit 32:25 (13:13). Bei der Generalprobe am Samstag in Hamburg muss eine Steigerung her – und im ersten WM-Spiel gegen Polen am 15. Januar sowieso.
Der Endspurt stimmte den Bundestrainer gnädig. Nicht auszudenken, seine Mannschaft hätte das Spiel beendet, wie sie es begonnen hatte. „Die erste Halbzeit haben wir nicht gut gespielt. Das war nicht zu übersehen. Ich war überrascht, wie schlecht wir reinkamen“, bilanzierte der Isländer ungeschönt. Rückraum-Shootingstar Renars Uscins bekannte: „Uns hat am Anfang der Funke gefehlt, das hat man gemerkt, aber dann wurde es besser.“ Juri Knorr sprach vor einem „normalen Auftaktspiel“, bei dem das harte Training in den vergangenen Tagen den Spielern noch in den Beinen steckte.
Gislason: Kritik und Lob für zwei Halbzeiten
Bis zum ersten Vorrundenspiel der Gruppe A im dänischen Herning gegen Polen will die Mannschaft ihre WM-Form erreichen und auch die nötige Frische. Die weiteren Gruppengegner sind die Schweiz (17. Januar) und Tschechien (19. Januar).
In der mit 5569 Zuschauenden ausverkauften Campushalle hatte Gislason zunächst mit Kapitän und Lokalmatador Johannes Golla sowie Rückraumspieler Julian Köster nur zwei der bei der WM in der Start-Sieben erwarteten Akteure auf die Platte geschickt. Stamm-Spielmacher Juri Knorr beispielsweise war nach seiner Erkältung noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Im Tor begann David Späth anstelle der Nummer eins Andreas Wolff.
Andreas Wolff wird am Spieltag Vater und steht nicht im Tor
Das hatte besondere Gründe – und für Wolff besonders schöne. Der 33-Jährige war am Donnerstag erstmals Vater geworden, wie das ZDF während der Partie berichtete. Der Verband bestätigte das. Wolffs langjährige Partnerin Samira hatte am Spieltagsmorgen ein Kind zur Welt gebracht. Der frischgebackene Papa wollte nach Auskunft von Gislason zunächst unbedingt spielen, verzichtete dann aber auf einen Einsatz im ersten von zwei Vergleichen mit Brasilien, weil der Bundestrainer den anderen beiden Keepern Spielzeit geben wollte.
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„Wir als Mannschaft freuen uns für Andi“, sagte Späth. Wolff selbst wollte sich nicht äußern, bat schon vor einigen Tagen darum, seine Privatsphäre zu respektieren.
Kein Feuer: DHB-Team verpennt gegen Brasilien den Start
Es lief nicht viel zusammen bei seinen Kollegen in der Anfangsphase. In der Abwehr fehlte die nötige Intensität und Aggressivität, im Angriff leistete sich die DHB-Auswahl, die schläfrig wirkte, zahlreiche Fehlwürfe und technische Fehler, sodass sie mit 3:6 in Rückstand geriet (14.). Die Stimmung in der Halle war dementsprechend verhalten. Immerhin kam die Mannschaft nach einer Viertelstunde und einigen Wechseln besser ins Spiel, konnte die noch immer auf beiden Seiten fehlerbehaftete Partie zumindest ausgeglichen gestalten und die Stimmung wurde besser.
Erst nach der Halbzeitpause – Gislason schickte nun mit Ausnahme von Wolff den „ersten Anzug“ auf die Platte – gelang die erste deutsche Führung (14:13/33.). Nach gut zwei Dritteln der Spielzeit gelang es dem Favoriten endlich, sich dank konsequenterer Chancenverwertung auf 21:17 abzusetzen. Für Späth (sechs Paraden) kam Joel Birlehm in die Kiste, dem in der Hälfte der Zeit sogar sieben Paraden gelangen.
WM-Generalprobe gegen Brasilien in Hamburg
Bitter für WM-Teilnehmer Brasilien: Hugo Bryan Monte dos Santos zog sich eine mutmaßlich schwere Verletzung zu, musste von drei Teamkollegen vom Spielfeld und in die Katakomben getragen werden, wo er behandelt und dann in die Kabine gebracht wurde.
In den letzten zehn Minuten sorgten die deutsche Mannschaft dank der Paraden von Birlehm vor allem mit erfolgreichen Tempogegenstößen für den deutlichen Sieg. „In der zweiten Halbzeit war vieles viel besser“, lobte Gislason. „Die Abwehr deutlich, auch vorne lief der Ball besser. Ich hoffe und glaube, dass wir uns steigern im zweiten Spiel.“ Der zweite Test gegen Brasilien steigt am Samstag (15.20 Uhr) in der Hamburger Barclays Arena.
Beste DHB-Torschützen in Flensburg waren mit jeweils vier Treffern Uscins, Lukas Mertens und Marko Grgic.