Wenn der reichste Mann der Welt zur Audienz lädt, lässt sich Alice Weidel nicht lang bitten – und verzapft eine Menge Unsinn.
  • Wenn der reichste Mann der Welt zur Audienz lädt, lässt sich Alice Weidel nicht lang bitten – und verzapft eine Menge Unsinn.
  • Foto: picture alliance/dpa/Matthias Balk

Weidel plaudert mit Musk: Die große, peinliche Ranschmeiße

Aufmerksamkeit war garantiert: US-Tech-Milliardär Elon Musk hat bei X (ehemals Twitter) für Wahlkampfzwecke ein wenig mit AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel geplaudert. Obwohl die AfD normalerweise um keine anti-amerikanische Pointe verlegen ist, schmiss sich Weidel mächtig an den Amerikaner heran – abgedrehte Thesen und krude Geschichtsklitterung inklusive.

Atomkraft ist gut, Windenergie total schlecht. Ein schlanker Staat ist wichtig. Die Bürokratie in Deutschland ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Ausländer sind meistens kriminell. Und der Staat versagt überall auf ganzer Linie. Weidel und Musk waren sich in vielen Punkten schnell einig. „Unbelievable“ („unglaublich“) und „It’s crazy“ („Es ist verrückt“) waren die am häufigsten genutzten Aussagen.

Und ja: „Crazy“ war das Gespräch allemal. Beispielsweise als Alice Weidel – immer wieder von mädchenhaften Glucksern unterbrochen – behauptete, an deutschen Schulen und Universitäten würde die Jugend nur noch „Gender-Propaganda“ lernen (Musk hasst diese Weltsicht abgrundtief). Da wurde selbst Musk stutzig: „Wirklich? Ich dachte bisher, das deutsche Schulsystem sei ganz gut.“



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Wenig später redete Weidel von Bill Gates (!), der versucht habe, seine RNA-Impfstoffe zu verkaufen, ohne vor den Folgen zu warnen. Und vom deutschen Staat, der so viele Steuern nehme, dass es „keinem Menschen möglich ist, so viel Reichtum aufzubauen, um unabhängig vom Staat zu werden“.

Weidel: „Hitler war in Wahrheit Kommunist“

Richtig peinlich wird es, als Weidel sich zu der These versteigt, Adolf Hitler sei Sozialist und Kommunist gewesen, also eigentlich ein Linksradikaler (was wohl Björn Höcke dazu sagt?). Musk schwieg dazu lieber, aber in diesem Moment keimte der Verdacht, dass Musk seine Wahlkampfhilfe für die AfD womöglich bereuen könnte. Dabei hatte er noch Minuten zuvor erneut zur Wahl der AfD aufgerufen. „Sie bietet nichts weiter als gesunden Menschenverstand an“, behauptete er.

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Als Musk Weidel fragte, was sie vom Nahost-Konflikt halte, wand sie sich minutenlang und sprach davon, wie kompliziert die Situation sei und dass sie sich den Gaza-Streifen auf Google Maps angeschaut habe. Nicht ganz das, was Musk hören wollte: „Wie stehst du zum Existenzrecht Israels?“, fragte der Amerikaner direkt. Weidel bejahte es schließlich.

Am Ende haben sie sich nichts mehr zu sagen

Wie schlecht die AfD-Politikerin offenbar auf dieses Gespräch vorbereitet war, zeigte sich, als Musk sie nach etwa 40 Minuten fragte, ob sie noch Fragen an ihn hätte: Zunächst fragte Weidel, wann die Menschheit den Mars erreichen werde (in zwei Jahren soll es losgehen). Und wenig später, ob Musk an Gott glaubt (nicht wirklich). In beiden Fällen redete Musk minutenlang, ohne dass besonders viel Erhellendes dabei rumkam. Weidel war derweil komplett verstummt und beendete ihrerseits nach etwas mehr als einer Stunde den Talk. Musk und Weidel hatten sich schlicht nichts mehr zu sagen. Sollte die AfD das Musk-Gespräch als einen Art Elfmeter im deutschen Wahl-Kampf begriffen haben, dann hat Weidel den Ball mit Karacho auf die Tribüne gedroschen!

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