Magnus Carlsen grübelt über seinen ersten Zug.

Magnus Carlsen grübelt über seinen ersten Zug. Foto: WITTERS

„Alles nach Plan“: Schach-Star Carlsen führt St. Pauli zum ersten Bundesliga-Sieg

Der Januar verläuft turbulent für den besten Schachspieler des Planeten: Am vergangenen Wochenende heiratete Magnus Carlsen seine Freundin Ella Malone in Oslo, nun gab er sein Bundesliga-Debüt für den FC St. Pauli. Erfolgreich im doppelten Sinne: Carlsen gewann seine Partie am Spitzenbrett, St. Pauli feierte mit dem 5,5:2,5 gegen die SG Solingen den ersten Bundesliga-Sieg überhaupt.

In den bisherigen vier Spielen trat der FC St. Pauli weitgehend mit seinem Aufstiegsteam an und stand vor dem Wochenende mit 1:7 Punkten auf einem Abstiegsplatz. Die SG Solingen wie auch Sonntags-Gegner Düsseldorf hatten dagegen beide ihre drei bisherigen Spiele gewonnen und sind ernsthafte Kandidaten auf die deutsche Meisterschaft. Ohne Carlsen und die anderen Top-Großmeister, die im Schlepptau des Norwegers bei St. Pauli angelegt haben, wäre es wohl eine klare Angelegenheit. Gespielt wird im Brahms-Kontor gegenüber der Laeiszhalle, weil das Millerntor von den Bundesliga-Kickern beansprucht wird, die am Samstag um 15.30 Uhr gegen Eintracht Frankfurt antreten. Lesen Sie alle wichtigen Ereignisse im Liveticker nach.

FC St. Pauli – Solinger SG 5,5:2,5

Damit verabschieden wir uns vom Schach-Liveticker der MOPO – aber nicht für lang. Am Sonntag beginnen die Partien bereits um 10 Uhr, St. Pauli (3:7 Punkte) tritt dann gegen Düsseldorf an, das mit 8:0 Punkten über eine weiße Weste verfügt. Daran wollen Carlsen und Co. etwas ändern.

19.02 Uhr: Die letzte Partie ist nun auch beendet, Maurizzi trägt einen weiteren halben Punkt zum historischen St. Pauli-Erfolg bei. Damit gewinnt der FC St. Pauli in der Schach-Bundesliga gegen die Solinger SG mit 5,5:2,5.

18.53 Uhr: Der FC St. Pauli hat zum ersten Mal in der Schach-Bundesliga gewonnen! Zwar gibt Howell seine Partie gegen L’Ami verloren, doch Christiansen gelingt ein Remis und Bjerre gewinnt, obwohl er lange bedrängt stand. Damit liegt der FC St. Pauli uneinholbar mit 5:2 vorn.

18.45 Uhr: Er hatte letztlich keine Chance gegen Superstar Carlsen und auch für seine Solinger sieht es nicht allzu gut aus. Dennoch hat Max Warmerdam seine Niederlage am Spitzenbrett gut verdaut und spaziert mit einem Lächeln durch die Flure der zweiten Etage des Brahms-Kontors. Am Sonntag treten Warmerdam und Co. gegen Werder Bremen an, dann sind sie favorisiert.

18.33 Uhr: Socko treibt seinen d-Bauern nach vorn, um ihn in eine Dame zu verwandeln. Ganguly versucht, am Königsflügel zu Gegenspiel zu kommen, aber die Turm-Springer-Bauer-Zusammenarbeit des St. Paulianers ist zu machtvoll. Der Schiedsrichter legt beiden Kontrahenten zwar sicherheitshalber neue Spielformulare auf den Tisch, um weitere Züge zu notieren, doch dazu kommt es nicht. Ganguly stoppt die Uhr und gibt auf. 3,5:0,5 für St. Pauli!

Punkt für St. Pauli! Socko gewinnt seine Partie.

18.25 Uhr: Socko ist es an Brett 6 gelungen, seinen Gegner Ganguly zum Damenabtausch zu zwingen. Damit stehen Turm, Springer und zwei Bauern auf seiner Seite ein Turm und zwei Bauern beim Solinger gegenüber. Technisch kein Kinderspiel, aber doch eine Stellung, die St. Pauli den dritten Sieg bescheren sollte.

18.18 Uhr: Für St. Pauli sieht es weiter gut aus, Düsseldorf kann schon feiern. Im Parallel-Spiel sind sechs der acht Partien beendet, Düsseldorf liegt gegen Werder Bremen uneinholbar mit 4,5:1,5 in Führung. Die Rheinländer treten am Sonntag gegen St. Pauli an, dann spielt Carlsen vermutlich gegen den Chinesen Wei Yi.

18.03 Uhr: Nun ist auch Carlsens Trainer Peter Heine Nielsen, der den zweiten Sieg für St. Pauli eingefahren hat, zur Analyse bei Moderatorin Fiona Steil-Antoni eingetroffen, die ihre Gäste im St. Pauli-Totenkopf-Shirt empfängt. Der Däne griff in der Eröffnung zur Sizilianischen Verteidigung und feierte einen Sieg mit Schwarz gegen den Solinger Krastev.

17..55 Uhr: Carlsen resümierte weiter: „Alles hat ganz nach Plan geklappt. Ich hatte eine schöne komplizierte Stellung und der Bauer auf e3 hat den Unterschied ausgemacht.“ Es war nicht nur sein erster Sieg für den FC St. Pauli, sondern auch der erste Sieg nach seiner Heirat. „Es ist schön, dass Leben als Ehemann mit einem Sieg zu beginnen“, sagte der Mann von Ella Malone.

17.48 Uhr: Während noch fünf Partien laufen, äußerte sich Carlsen zu seiner Partie und erklärte auch, warum er so lange für seinen ersten Zug gebraucht hat. „Dass mein Gegner mit c2-c4 eröffnet hat, war eine nette Überraschung. Das zeigte, dass er mit Ambitionen ins Spiel geht.“ Ein Spiel, in dem der norwegische Weltstar dann doch recht schnell Oberwasser bekam.

17.38 Uhr: Zweitliga-Aufstiegsheld Socko hat gegen den Solinger Ganguly einen Springer mehr und hat außerdem seinen 40. Zug bereits absolviert. Damit erhält der Pole eine weitere halbe Stunde auf seiner Uhr – dass er seine aussichtsreiche Stellung aus Zeitnot verdirbt, ist also zunächst nicht zu befürchten.

17.29 Uhr: Während die Fußballer eine weitere Heimniederlage hinnehmen mussten, sieht es für St. Paulis Schachspieler gut aus. Auch Carlsens Trainer Heine Nielsen hat seine Partie an Brett 7 gewonnen, an Brett 8 gelang Feuerstack ein Remis. Damit liegt St. Pauli gegen Düsseldorf derzeit 2,5:0,5 vorn.

17.25 Uhr: Im Parallelspiel ist bereits die Hälfte der Partien beendet. Düsseldorf, am Sonntag Gegner von St. Pauli, liegt mit 2,5:1,5 gegen Werder Bremen vorn.

17.24 Uhr: Der Sieg Carlsens bringt St. Pauli gegen Solingen einen Punkt, aber für einen Sieg braucht es viereinhalb. Zeit, einen Blick auf die anderen Bretter zu werfen. Für St. Paulis zweiten Norweger Christiansen sieht es an Brett 3 eher schlecht aus, dafür hat Bartosz Socko am sechsten Brett eine sehr vorteilhafte Stellung. Socko hat bereits in der vergangenen Saison für St. Pauli gespielt und war das Spitzenbrett des Zweitliga-Aufstiegsteams. An den übrigen Brettern sind die Stellungen ausgeglichen oder unklar.

17.18 Uhr: Carlsen sammelt mit seinem Turm Warmerdams Bauern auf dem Damenflügel ein. Der Niederländer versucht, durch eine Verdopplung seiner Türme auf der siebten Reihe zu kontern, aber St. Paulis Spitzenspieler lässt nichts mehr anbrennen. Als er seinen Turm nach d1 zieht und damit Warmerdams geschundenen Gaul bedroht, reicht sein Gegner ihm als Zeichen der Aufgabe die Hand. 1:0 für den FC St. Pauli!

Tor, nein: Punkt für St. Pauli! Magnus Carlsen gewinnt seine Partie gegen Max Warmerdam.

16.52 Uhr: Carlsen greift mit seinem Turm den weißen Bauern auf a2 an. Warmerdam knackt mit seinen Fingern: Den Bauern verteidigen oder einen Gegenangriff mit geringen Aussichten auf Erfolg beginnen? Schließlich entscheidet er sich für einen unscheinbaren Läuferzug von g2 auf f3.

16.43 Uhr: Mit einem seiner beiden Bauern auf der g-Linie durchfräst Carlsen den Schutzwall des weißen Königs. Warmerdam hält sich mit einem Bauerngewinn am Damenflügel materiell schadlos und tauscht danach die Damen ab. Seine Königsstellung gibt aber zu Sorge Anlass.

16.38 Uhr: Warmerdam guckt lange in seine Stellung, hustet in seine Armbeuge und rutscht auf dem Stuhl hin und her. Sein Springer auf e1 führt das kümmerliche Dasein eines Käfigpferds ohne Chance auf artgerechten Auslauf. Auch Carlsens Trainer Peter Heine Nielsen, der für St. Pauli an Brett 7 spielt, wirft jetzt einen Blick auf das Geschehen. Dann zieht Warmerdam seine Dame nach d4, der Niederländer muss aber langsam auf Trab kommen – für seine nächsten 20 Züge hat er nur noch neun Minuten Zeit. Carlsens Uhr steht bei luxuriösen 43 Minuten.

16.19 Uhr: Warmerdams Dame hat auf b3 Zuflucht gefunden, aber seine durch das Schlagen des Springers entstandenen Doppelbauern auf der d-Linie sind ein potenzielles weiteres Angriffsziel für Carlsen, der zudem noch sein Läuferpaar besitzt. Strategisch spricht nun einiges für ein erfolgreiches St. Pauli-Debüt.

16.14 Uhr: Carlsen nimmt dafür natürlich den weißen Läufer und bedroht mit seinem Läufer kurz darauf die weiße Dame auf c2. Materiell ist die Situation ausgeglichen, aber die Initiative liegt nun eindeutig beim Weltmeister der Jahre 2013 bis 2023.

16.10 Uhr: Das Geschehen am Spitzenbrett nimmt Fahrt auf. Carlsen ignoriert die Bedrohung seines Springers und greift mit seinem h-Bauern den weißen Läufer auf g5 an, der wegen des „Bauern-Pflocks“ auf e3 wenig Möglichkeiten hat. Carlsen wirkt zufrieden, holt sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, schaut sich an den anderen Brettern um und lässt Warmerdam überlegen, der schließlich den Springer schlägt.

16.00 Uhr: Carlsen hat seinen Bauern inzwischen nach e3 gebracht, ein Pflock in der Stellung, der die Bewegungsfreiheit der weißen Figuren einschränkt. Warmerdam wippt unter dem Brett mit seinem Fuß und entschließt sich, mit einem Bauern einen von Carlsens Springer anzugreifen. Der junge Niederländer hat noch 32 Minuten auf der Uhr.

15.54 Uhr: Die Stellungen werden tiefer, die Überlegungen länger. Ein falscher Zug kann jetzt die Partie kosten. Den Freitagabend verbrachten Carlsen und seine Mitspieler im Restaurant „Bootshaus“ in der Hafencity – bei einem Empfang von Mäzen Jan Henric Buettner. Dort wurde unter anderem „Ansage-Schach“ gespielt: eine Variante für je zwei Spieler auf einer Seite, von denen einer die Figur nennt, mit der sein Kollege dann ziehen muss – was bisweilen für reichlich Verwirrung sorgt.

Magnus Carlsen beim Freitagabend-Empfang im Bootshaus Antje Flemming
Magnus Carlsen beim Freitagabend-Empfang im Bootshaus
Magnus Carlsen beim Freitagabend-Empfang im Bootshaus

15.30 Uhr: Die ersten Steine haben das Spitzenbrett verlassen. Warmerdam schlägt mit seinem Bauern auf c5 den schwarzen Bauern auf d6. Carlsen war schon unterwegs in den Erfrischungsraum, als er den Zug registrierte und ans Brett zurückeilte. Der Norweger krempelt seinen rechten Ärmel hoch und entscheidet sich dann, mit seiner Dame zurückzuschlagen.

15.24 Uhr: Trotz seines langen Zögerns beim allerersten Zug liegt Carlsen in Sachen Zeitverbrauch nun knapp vorn. St. Paulis Star hat noch 62 Minuten auf der Uhr, Warmerdam noch 56.

15.21 Uhr: Carlsen entscheidet sich, seinen Bauern auf e4 einen guten Mann sein zu lassen und greift stattdessen mit seinem Damenflügel-Springer Warmerdams Bauern auf c4 an. Nach langer Überlegung entscheidet sich der Niederländer, nicht auf e4 zu schlagen, sondern seinen bedrohten Bauern von c4 auf c5 zu ziehen. Wir sind im Mittelspiel angelangt, in dem Taktik und Strategie gegenüber dem Eröffnungswissen in den Vordergrund treten.

15.01 Uhr: Inzwischen hat Carlsen seinen Königsbauern ein Feld weiter auf e4 gebracht, in die Bretthälfte seines Gegners. Dort wird der forsche Bauer aber von Warmerdam mit Dame und Springer bedroht. Carlsen überlegt, wie er den Angriff beantworten soll.

14.56 Uhr: Mehr Platz wird es im März geben, wenn der FC St. Pauli sein zweites Heimspiel-Wochenende gemeinsam mit dem Hamburger SK im Ballsaal des Millerntor-Stadions ausrichtet. Dann vermutlich auch wieder mit Magnus Carlsen, obwohl das letzte Wort darüber noch nicht gesprochen ist.

14.54 Uhr: Neben Funktionären und Medienvertretern sind 35 Zuschauer zugegen, die sich für 99 Euro ein Tagesticket gesichert haben. St. Pauli-Mitglieder kommen nach Anmeldung umsonst herein, für sie sind Ein-Stunden-Zeitfenster vorgesehen, damit in den engen Räumlichkeiten möglichst viele Interessierte zumindest zeitweise unterkommen können.

14.42 Uhr: Parallel kämpfen im Spielsaal Werder Bremen und der Düsseldorfer SK gegeneinander – allerdings nur noch an sieben Brettern. Die Herren Hracek (Bremen) und Sadhwani (Düsseldorf) haben sich nach 21 schnellen Zügen auf ein Remis an Brett 6 verständigt. Sadhwani spart damit Kraft für den Sonntag, wenn er gegen einen St. Paulianer antreten muss.

14.35 Uhr: Bevor es losging, wurde im Spielsaal kurz das Glockengeläut von „Hells Bells“ angespielt, allerdings deutlich gedämpfter als am Millerntor. Die Schachspieler benötigen Ruhe für ihre Überlegungen, die Zuschauer können sich für Unterhaltungen in Nebenräume zurückziehen, in denen die laufenden Partien teilweise auf Leinwand übertragen werden.

14.25 Uhr: Zwischendurch verlässt auch Carlsen das Brett und schaut sich im Kapuzenshirt der St. Pauli-Schachabteilung an, welche Eröffnungen seine Mitspieler an den sieben anderen Brettern gewählt haben. Wie meist trägt der Weltstar Jeans – was im Brahms-Kontor aber nicht zu Ärger führt wie zuletzt bei der Schnellschach-WM in New York.

14.18 Uhr: Während er auf Carlsens Antwortzug wartete, hat Warmerdam das Brett verlassen und sich selbst aus dem Verpflegungsraum eine Flasche Wasser geholt. Zeitnot ist für die Spieler noch weit entfernt. Jeder Akteur hat 90 Minuten Bedenkzeit für seine ersten 40 Züge, zusätzlich gibt es eine Zeitgutschrift von 30 Sekunden für jeden ausgeführten Zug.

14.15 Uhr: Nach einigen Begrüßungsworten werden die Schachuhren um 14.04 Uhr in Gang gesetzt. Warmerdam zieht seinen weißen c-Bauern zwei Felder nach vorn. Carlsen nimmt erst einmal einen Schluck aus seiner Wasserflasche, kratzt sich im Nacken, rückt den Stuhl zurecht, stützt seinen Kopf auf die linke Faust und denkt nach. Der Norweger nimmt sich viel Zeit für seinen ersten Zug als Ehemann. Nach gut vier Minuten antwortet er mit einem Doppelschritt seines Königsbauern aufs Feld e5.

13.45 Uhr: Die skandinavische Prägung des St. Pauli-Teams ist auch verbildlicht worden, die „Wikinger“ mit Carlsen an der Spitze treten für den Kiezklub an.

Magnus Carlsen, mit Schild statt mit Schachbrett Folke Havekost
Magnus Carlsen, mit Schild statt mit Schachbrett
Magnus Carlsen, mit Schild statt mit Schachbrett

13.40 Uhr: Hinter Carlsen spielt der Engländer David Howell an Brett 2 für St. Pauli, ihm folgen Johan-Sebastian Christiansen (Norwegen), Jonas Bjerre (Dänemark), Marc Andria Maurizzi (Frankreich), Bartosz Socko (Polen), Peter Heine Nielsen (Dänemark)und der deutsche Großmeister Aljoscha Feuerstock.

13.35 Uhr: Magnus Carlsen wird in seiner ersten Partie für den FC St. Pauli mit den schwarzen Steinen gegen Max Warmerdam antreten. Der 24-jährige Niederländer am Spitzenbrett der Solinger steht auf Platz 82 der Weltrangliste, die seit dreizehneinhalb Jahren von Carlsen angeführt wird.

Hallo und herzlich willkommen zum Schach-Liveticker der MOPO! Für alle, die mit dem Reglement der Schach-Bundesliga nicht so vertraut sind, hier einige Erläuterungen: Jede Mannschaft besteht aus acht Spielern, die – in der Regel nach Spielstärke sortiert – an den Brettern 1 bis 8 gegen ihre jeweiligen Kontrahenten antreten. Für den Sieg in einer Partie gibt es einen Punkt, bei einem Remis erhalten beide Spieler einen halben Zähler. Die Summe der Einzelergebnisse ergibt das Resultat im Mannschaftskampf. Gewinnt also beispielsweise Carlsen seine Partie für St. Pauli und enden alle weiteren Partien unentschieden, so würde St. Pauli gegen Solingen mit 4,5:3,5 gewinnen – und ganz nebenbei seinen ersten Bundesliga-Sieg der Vereinsgeschichte feiern.

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