Polizeieinsatz bei einem HSV-Spiel im Bremer Weserstadion

Polizeieinsatz bei einem HSV-Spiel im Bremer Weserstadion (Foto: WITTERS)

Es begann mit einem HSV-Spiel: Bundesliga zittert vor diesem Millionen-Urteil

Wenn die roten Roben am Dienstag um 10 Uhr im Karlsruher Sitzungssaal erscheinen, könnten einige Fußballbosse zügig schwarz sehen. Sollte das Bundesverfassungsgericht bei seinem Urteil zum zehn Jahre dauernden Streit um die Polizeikosten den Vorgängerinstanzen folgen, muss sich zumindest ein Teil der Profiklubs zukünftig auf gesalzene Rechnungen rund um Hochrisikospiele einstellen.

Die Spitze der DFL hat zur Sicherheit schon vorgebaut, falls sie den Richterspruch des Ersten Senats erneut als Niederlage betrachten muss. „Es wird nicht so kommen, dass die Klubs aus den Bundesländern, in denen diese Kosten nicht erhoben werden, in einen Solidartopf einzahlen“, sagte der DFL-Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Joachim Watzke – und erteilte damit einem gemeinsamen Fonds der Profivereine eine Absage: „Das ist schon die Verantwortung auch der einzelnen Landesregierungen.“

425.000 Euro kostete Polizeieinsatz beim Nordderby

Der zu erwartende Zoff um die Begleichung der Kosten könnte der Endpunkt einer Diskussion sein, die seit 2015 köchelt. Damals stellte das Land Bremen nach dem Derby zwischen Werder und dem HSV der DFL erstmals eine Rechnung (425.000 Euro) für einen Polizeieinsatz. Der Ligaverband reagierte empört, musste aber in der Folge juristische Niederlagen vor dem Oberverwaltungsgericht Bremen und dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hinnehmen.

Beim Hamburger Stadtderby im Mai 2024 im Volkspark waren über 1000 Polizisten im Einsatz. IMAGO / Hanno Bode
Im Vordergrund sind Polizisten zu sehen. Im Hintergrund Fans die unter einer Brücke durchlaufen
Beim Hamburger Stadtderby im Mai 2024 im Volkspark waren über 1000 Polizisten im Einsatz.

Das Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht wurde im April 2024 eröffnet. Vor dem endgültigen Urteil argumentierte die Liga bisher vergebens, dass die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit außerhalb der Stadien eine staatliche Kernaufgabe sei, die grundsätzlich aus Steuermitteln zu finanzieren ist.

Knapp zwei Millionen Euro hat Bremens Innensenator Ulrich Mäurer der DFL über die Jahre in Rechnung gestellt. Die Hälfte davon musste Werder beim Ligaverband begleichen, der Rest wurde vorerst gestundet. Sollte Mäurer in seiner Praxis des Rechnungsschreibens bestätigt werden, dürfte er weitere Mitstreiter in anderen Bundesländern finden – vor allem Hamburg und Rheinland-Pfalz gelten als Kandidaten.

Deshalb hat Mäurer eine jährliche Beteiligung der DFL in Höhe von rund 20 bis 30 Millionen Euro in Form eines Fonds vorgeschlagen.

Bis zu 1500 Beamte sind bei einem Hochsicherheitsspiel im Einsatz

Das ist in etwa die Summe, die für die ungefähr 50 Hochrisikospiele in der Bundesliga und der 2. Liga pro Saison anfällt. 1000 bis 1500 Beamte sind in der Regel bei solchen Partien im Einsatz. „Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes werden die Karten noch einmal ganz neu gemischt“, sagte Mäurer vor dem Urteil am Dienstag zuversichtlich.

Unterstützung erhielt der Senator in der Vergangenheit von den Landesrechnungshöfen, die allen Bundesländern das Bremer Vorgehen empfohlen haben. Schließlich ist das Ansinnen Mäurers im europäischen Kontext nicht aus der Luft gegriffen – so werden unter anderem in Italien und Frankreich die Klubs zur Kasse gebeten.

DFL-Geschäftsführer Watzke will von Wettbewerbsverzerrung nichts wissen

Die mögliche Praxis, wonach Vereine zukünftig abhängig von ihrem Bundesland für die Polizeikosten zahlen müssen oder eben nicht, dürfte allerdings zu einem Aufschrei der betroffen Klubs führen. Doch Watzke weist schon jetzt den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung zurück.

Pünktlich zum Wochenende erhalten Sie von uns alle aktuellen News der Woche rund um den HSV kurz zusammengefasst – direkt per Mail in Ihr Postfach.

Mit meiner Anmeldung stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Das könnte Sie auch interessieren: „Möglichkeit, ein Spiel zu manipulieren“: Union-Manager legt gegen DFB nach

„Als DFL können wir solche Themen nicht lösen. Wettbewerbsverzerrung kann im Prinzip alles sein“, äußerte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund in der „Sport Bild“: „Wenn der eine einen größeren Sponsor hat als der andere, sehen manche Menschen das auch als eine Wettbewerbsverzerrung an. Oder nehmen Sie die unterschiedlichen Steuer-Hebesätze. Da müssen wir die Kirche im Dorf lassen.“ (sid/mb)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp