Berlin gegen Leverkusen: Deutsches Duell in den NFL-Playoffs
Als die Uhr runterlief, segelte der Ball im Raymond James Stadium durch die Luft, klatschte mit einem lauten „Doink“ gegen den Pfosten, fiel dann hinter die End Line – und bei den Washington Commanders gab es kein Halten mehr. Durch das Field Goal von Kicker Zane Gonzalez drei Sekunden vor Schluss gewann das NFL-Team erstmals seit 19 Jahren wieder in den Play-offs der Football-Profiliga, und mittendrin: der Berliner Brandon Coleman.
Am Ende hieß es 23:20 nach etwas Drama bei den Tampa Bay Buccaneers, Coleman steht gleich in seiner ersten Saison im Viertelfinale, in der Nacht zu Sonntag (2 Uhr/RTL und DAZN) wartet allerdings ein echter Brocken. Es geht zu den Detroit Lions, Nummer eins der National Football Conference (NFC) und Team von Starspieler Amon-Ra St. Brown, dessen Mutter aus Leverkusen kommt. Es wird damit ein Duell der beiden Deutsch-Amerikaner.
Als Nummer sechs, also auf dem Papier als schlechteste Mannschaft der NFC, waren die Commanders ins Wildcard-Wochenende gegangen. Doch Jayden Daniels, wie Coleman erst 24 und wie Coleman ein Neuling, führte seine Mannschaft gegen Tampa (3) in die Divisional Round.
Dem Quarterback gelangen zwei Touchdown-Pässe, er brachte 24 von 35 Würfen für 268 Yards an den Mann und ist erst der vierte Profi auf der Schlüsselposition nach Joe Flacco, Mark Sanchez und Russell Wilson, der sein erstes Playoff-Spiel auswärts gewinnen konnte.
Washington: Letzter Playoff-Sieg war 2006
„Wir haben so lange auf diesen Moment gewartet, ich freue mich einfach für die Fans. Ich freue mich für jeden, auch für mich“, sagte Daniels. Zuletzt hatte Washington 2006 ein Spiel in der „Post Season“ gewinnen können, auch damals hieß der Gegner Tampa. Danach fehlte der Klub aus der Hauptstadt 14-mal in den Playoffs und scheiterte viermal zum Auftakt.
Nun feierte die Franchise, die 1992 unter dem umstrittenen Namen Washington Redskins den dritten und bislang letzten Super-Bowl-Titel geholt hatte, ihre Auferstehung. 2020 wurde aus den Redskins nach anhaltenden Protesten zunächst das Washington Football Team, 2022 erfolgte die Geburt der Commanders. Nun gelang der Premierensieg nach der Wende.
Commanders-Coach Quinn blieb der Atem stecken
Als der Ball durch die Torstangen gegangen sei, habe sein Herz „einen Schlag ausgelassen“, sagte der neue Headcoach Dan Quinn, so stark seien seine Emotionen gewesen. Nicht nur Quinn, auch 64.614 Fans hielten auf den Rängen in Florida den Atem an, als Gonzalez für den Schuss aus 37 Yards Anlauf nahm. Hätte er wenige Zentimeter weiter rechts gezielt, wäre das Spiel beim Champion von 2021 in die Verlängerung gegangen – doch das Leder-Ei prallte in die richtige Richtung ab.
Coleman hat eine deutsche Mutter
Coleman stand bei seinem Playoff-Debüt als Left Tackle in der Startformation. Nur zwei der 17 Hauptrundenspiele hatte der Sohn einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Vaters verpasst, elfmal stand er dabei von Beginn an auf dem Rasen. Der Liga-Neuling wurde in Virginia geboren, wuchs aber in Berlin auf, weil Papa in Deutschland stationiert wurde und besitzt sowohl die deutsche als auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.
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Im Ford Field in der Autostadt Detroit sind die Commanders wieder Underdog, die Chancen stehen noch schlechter, denn die Lions um Wide Receiver St. Brown sind ein heißer Titelkandidat. Aber bislang haben die Commanders aus ihrer Rolle das Beste gemacht. (sid/mb)
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