Wird der Impfstoff jetzt zum Ladenhüter?

Lange war der Ansturm auf Corona-Impfungen riesig, es waren kaum Termine zu bekommen. Jetzt gibt es ausreichend Vakzin und die Inzidenzen sinken – und prompt sind im Impfzentrum noch haufenweise Termine frei. Sind die Hamburger schon impfmüde?

„Im Impfzentrum gibt es noch Termine!!!“, twitterte Dirk Heinrich, Leiter der Hamburger Impfzentrums am Mittwoch. Denn die Impfstoff-Lieferungen nehmen Fahrt auf: Im Juli erwartet die Gesundheitsbehörde fast 190.000 Impfdosen, die allermeisten von Biontech und Moderna. Doch während Impf-Termine in der Vergangenheit innerhalb weniger Minuten ausgebucht waren, sind jetzt sogar Tage nach ihrer Freigabe noch tausende verfügbar.

Hamburg: Viele freie Impftermine

Mit Sorge betrachtet der Senat die Möglichkeit einer Impfmüdigkeit. Schon jetzt könne man sehen, dass die Nachfrage nach Terminen deutlich nachlässt, heißt es im Rathaus. Die massiv gesunkenen Inzidenzen würden ein trügerisches Gefühl der Sicherheit vermitteln. Denn gleichzeitig breite sich die hochansteckende Delta-Variante immer weiter in Hamburg aus und würde zusätzlich durch Reisende eingetragen.

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Umso aufmerksamer wird die Lage in Großbritannien verfolgt, wo die Inzidenzen durch Delta deutlich nach oben geschossen sind – trotz hoher Impfquote – und Lockerungen wieder rückgängig gemacht werden mussten. Sollte sich eine vierte Welle auch in einem erneuten deutlichen Anstieg der Patientenzahlen widerspiegeln, gilt die möglichst schnelle Impfung der Bevölkerung im Senat als einzige Möglichkeit, neue Beschränkungen zu verhindern.

Hamburger Impfzentrum: Ferieneffekt erkennbar

Die Gesundheitsbehörde erkennt aber auch einen Ferieneffekt: „Viele haben ihre Reisen nun zu Beginn der großen Ferien geplant, womöglich auch, um möglicherweise anstehende Quarantäne-Zeiten und andere Unwägbarkeiten mit einzupreisen“, sagte Behördensprecher Martin Helfrich zur MOPO. Das Interesse sei nach wie vor vorhanden. „Wir sind aber nun in der Situation, dass das weiter vorhandene Interesse auf ein großes Angebot stößt.“

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In den Arztpraxen werde der zur Verfügung stehende Impfstoff zudem zügig verimpft, so ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KV) zur MOPO. Es werde zeitaufwendiger, die Termine zu vergeben. Das könnte nach Sicht der KV neben den Ferien auch daran liegen, dass bereits viele Menschen geimpft sind. „Hieraus auf eine zurückgehende Impfbereitschaft auf Seiten der noch nicht geimpften Bevölkerungsgruppen zu schließen, wäre sicher verfrüht“, so der Sprecher.

Corona in Hamburg: Mehr als 20.000 Impfungen am Mittwoch

Und noch geht der Impffortschritt voran: Nach den Zahlen des RKI wurden am Mittwoch mehr als 20.000 Impfungen in Hamburg verabreicht. Nun sind rund 53,3 Prozent der Hamburger mindestens einmal geimpft, 35,9 Prozent haben schon vollständigen Schutz. Am Donnerstag hat die Stiko zudem Biontech und Moderna als Zweitimpfung für AstraZeneca-Erstimpfungen empfohlen – auch das könnte die Nachfrage noch steigen lassen.